Abgesehen von Unterschieden in der Stimmung ändern sich die Griffbilder, die Handpositionen usw. und das verändert den Klang, die Leichtigkeit
...hm...
@Alter Tastendrücker ...meinst du ernsthaft, dass den grimmen Grobian, den die elenden Fideln nicht kümmerten, irgendwelche Rücksichten auf irgendjemandes Händchenposition gekümmert hatten, als er partout in B-Dur etliche massive Akkorde in hohem Tempo aufgeschrieben hatte? Derselbe Grobian hatte obendrein "wer´s nicht greifen kann, soll´s bleiben lassen" gesagt... Kurzum Beethovens Wahl B-Dur für op.106 hatte mit Griffpositionen etc. gar nichts am Hut. Bedenkt man den Tonumfang der Instrumente ab ca. 1817 so ist B-Dur eine Entscheidung für einen eher hellen Klang im Rahmen des am Klavier möglichen: die Tonika kann von keinen wuchtigen ultratiefen Bässen gestützt werden. *)
Beethovens Klaviere bis über die Appassionata hinaus hatten einen geringeren Tonumfang (bis runter zum Kontra-F) - zur Zeit der Appassionata war der erste Akkordausbruch im 1.Satz ungeheuerlicher Lärm, weil da auf der damals tiefsten Taste ein vollgriffiger Akkord herumstampfte. Paar Jahre später erreichten die Klaviere das Kontra-C, welches dann auch in den Sonaten op.101-111 auftauchte. Das änderte durchaus den Klangwert bestimmter Tonarten auf dem Klavier: plötzlich konnte c-Moll im tiefsten Keller rumoren, was vorher unmöglich war (vorher waren f-Moll/F-Dur der "tiefste" grimmigste Klang)
Mir erscheint der jeweilige Tonumfang bzgl. der Tonartenwahl relevanter für die Klaviermusik von Mozart bis Chopin zu sein als die Tastenlage (letztere sollte manuell keine Rolle spielen)
Man stelle sich den Beginn des ersten und dritten Satzes von op. 27,2 von Beethoven mal einen Halbton tiefer oder höher vor. Ganz andere Handpositionen, folglich anderer Klang, korrumpierter Charakter.
...kurioserweise finden sich für die Balance Oberstimme plus Triolenband schon innerhalb der ersten 16 Takte so ziemlich alle "Handpositionen" und Akkordumkehrungen - das scheint niemanden zu stören.
Massive Klangentfaltung mit Kaskaden aus vollgriffigen Akkorden (auch in irrwitzigen Tempi) finden sich in der romantischen Klaviermusik in allerlei Tonarten, folglich auch in allerlei "Handpositionen" - keine davon klingt gut gespielt schlapper oder weicher als die andere! Es-Dur (Heldentor, Mussorgski) E-Dur (Wagner/Liszt, Tannhäuser) sind bzgl. der "Handposition" durchaus unterschiedlich, aber keine dieser beiden Tonarten ist wegen Handpositionen gewählt worden: Es-Dur ist das konsequente Ziel der Bilder einer Ausstellung, E-Dur ist schlichtweg die Originaltonart der Ouvertüre. Sehr hübsch der E-Dur / Es-Dur (Dis-Dur) Wechsel einer prominenten Stelle in Chopins Polonaise op.53 - - dergleichen ist schwierig zu spielen, aber irgendwelche Handpositionen bei Akkordgriffen waren kein Anlass, irgendwelche Tonarten oder Modulationen zu meiden oder zu bevorzugen (immerhin kommt hinzu, dass ohnehin alle Nase lang die Tonarten gewechselt werden)
Es wäre müßig, jetzt alle brachialen Akkordstellen aufzuzählen - es kommen alle Tonarten vor.
Chopin scheint mir ein Sonderfall bei der Wahl der Tonarten zu sein! Ich vermute, er war mit dem Tonumfang der Instrumente unzufrieden: in der Sonate op.35, im Scherzo op.39, in der Fantasie op.49 finden sich Stellen, die geradezu nach paar tieferen Tönen als Kontra-C schreien - meist werden diese auch ergänzt.
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*) B-Dur hell, verblüffend das einen Halbton höher liegende h-Moll "schwarz" laut Beethoven - das scheint sich auf die har_monische Entfernung zu beziehen: direkt nebeneinander gespielte B-Dur und h-Moll Akkorde klingen seltsam (Liszt spielt darauf in der 6. Rhapsodie an)