Die Minimal Music ist in die Jahre gekommen - Same Procedure As Every Year, Mister Glass?

Muss ein Klavierstück eine "Message" haben? Und muss man diese in Worte fassen können? Hätte der Künstler das gekonnt, hätte er dann nicht eher ein Gedicht geschrieben?
Nichts muss in der Kunst, alles kann. Die Frage habe ich ohne Unterton in den Raum gestellt.
Es ist die alte Frage nach dem Kunstbegriff. Beuys hat ihn erweitert. Das führte dann zu den Installationen (wenn ich auch kein gesteigertes Interesse an dieser Kunstgattung habe, so findet man gerade dort den Aspekt offensichtlichen Humors verwirklicht, auf den man sonst weitgehend verzichten muss, z.B. bei Erwin Wurm).
Allerdings hat der Künstler, selbst wenn er keine Message in seinem Werk mitteilen möchte (was ich offen wieder in den Raum stelle) doch eine bestimmte Intention (es sei denn, er hat - völlig zugekifft - den Beitrag versehentlich hochgeladen).
 
Was es als CD im Handel gibt, weiß ich nicht. Ich hab gar keinen CD-Player. Aber auf DuRöhre gibt es jede Menge.
 
zum Thema gesungene Kochrezepte: Chile con Carne von The Real Group (schwedische A-cappella-Gruppe)

 
:idee::idee::idee::idee:
Jepp! Von Bach bis Schönberg haben diese Scheusale Kolonien ausgebeutet und Sklaverei betrieben.

...und wenn wir schon dabei sind: weg mit den Hinterlassenschaften des römischen Imperiums (so kostspielig zu unterhaltender Scheiß wie Porta Nigra, Teufelsmauern, Pantheons, kaputte Thermen) denn die versklavten die lieben Druiden und ihre Latrinen hatten keine divers-Toiletten. Da haftet ebenso viel ethische Fragwürdigkeit dran!
Mein Argument ziehst du hier durch Übertreibung in den Dreck. Ich finde einfach, dass die Kunstmusik nicht mehr Existenzberechtigung hat als triviale Musik, wie hier ständig durchschimmert. Sie bedienen schlicht ganz unterschiedliche Publika. Letztere, behaupte ich, dient gar nicht primär zur hochgeistigen Unterhaltung "für Doofe", sondern zur Begleitung von irgendwas, zum Ausgleich von irgendwas, zur eigen- oder fremdinduzierten Gefühlssteuerung. Ihr muss man nicht zuhören, dazu ist sie gar nicht gedacht, wenn überhaupt nur zu Studienzwecken für Anfänger wie mich.

Wie viele Schriftsteller veröffentlichen unter Pseudonym Trivialliteratur? Von denen, die überhaupt schreibend etwas verdienen wollen, müsste in Anbetracht im Bahnhofsbuchhandel überquellender Regale der Anteil recht hoch sein. Bei den Musikern, vermute ich mal, ist die Quote ebenfalls höher als die Quote der Musiker, die das in einem Internetforum zugeben würden, auch mal triviales Zeug von sich über Agenturen zu verticken, unter Pseudonym oder ganz anonym.
 
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, auch mal triviales Zeug von sich über Agenturen zu verticken, unter Pseudonym oder ganz anonym.
Nun ja, mein alter Professor Siegfried Stöckigt machte nebenher unter den Namen "Rainer Carell" Tanz und Unterhaltungsmusik - Stöckigt selbst war als hochkarätiger Klassiker bekannt, seine Outung als Tanz und Unterhaltungsliebhaber hätte ihm wohl den Ruf gekostet.
 
Nun ja, mein alter Professor Siegfried Stöckigt machte nebenher unter den Namen "Rainer Carell" Tanz und Unterhaltungsmusik - Stöckigt selbst war als hochkarätiger Klassiker bekannt, seine Outung als Tanz und Unterhaltungsliebhaber hätte ihm wohl den Ruf gekostet.
Das nennt man wohl verlogene bürgerliche Musikkultur.

Man sollte sich immer im Klaren darüber sein, dass der bürgerliche Musikbetrieb innerhalb der Menschheitsgeschichte nur einen winzigen Ausschnitt darstellt, und dass der Ausdrucksfetischismus, den der klassische Konzertbetrieb pflegt, einem Sonderfall huldigt, der nur für kurze Zeit und nur auf engem Raum die Musik dessen beraubt hat, was sie für die meisten Menschen war und ist: Sie soll unterhalten, sie schafft spirituelle Zustände, sie ehrte Könige u.ä., sie ist intellektuelles Spiel, sie dient der Zerstreuung, sie regt zum Tanzen an, sie dient dem Genuss, und außerdem darf sie auch um ihrer selbst willen existieren. Aber sie ist erst sehr weit unten in der Kette ein Distinktionsmerkmal für eine selbsternannte bürgerliche Elite, die selbstherrlich und ohne echte Argumente darüber entscheidet, wodurch sie sich überhaupt auszeichnet und warum ihre Götzen mehr wert sein sollen als die Vorlieben anderer.
 
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Mein Argument ziehst du hier durch Übertreibung in den Dreck.
....oooohhh... @tasteur machste jetzt mimimi, wenn man auf diese Suada
Dieses Zweiklassendenken in der Musik lässt mich daran denken, wie viel unsere Gesellschaft doch noch an die gute alte koloniale Zeit erinnert, die ihren faulen Odem ins Heute und Morgen perfümiert. Die Kunstmusik wurde vor allem für die satte Aristokratie geschrieben und aufgeführt, nicht für den Müller, der nach zehn Stunden Mahlen, Mehlsäcke schleppen und Mechanik in Schuss halten tot ins Bett fiel. Auch habe ich gelesen, dass der Jazz nicht von den Nachfahren der Sklaven stammt, sondern von Weißen, die sich von den Worksongs und C&Rs der Sklaven auf den Feldern haben inspirieren lassen. Seine Brutstätte waren die Military Bands.
Was ich damit sagen will: Die europäische Kunstmusik hat einen historischen Fußabdruck voll ethischer Fragwürdigkeit, die Verklärung ist somit eigentlich nicht rechtfertigt.
mit Humor reagiert?
Ansonsten: sollte dir gelingen, einen Zusammenhang zwischen meinetwegen Schubert und "Afrikaforscher" Peters herzustellen, werde ich dir applaudieren - ich fürchte aber, dass es nicht dazu kommt...
Ich finde einfach, dass die Kunstmusik nicht mehr Existenzberechtigung hat als triviale Musik
diesen Gedanken kann man auch ohne jegliches Kolonialismus/Moral-Blabla (was nur ironische Kommentare hervorruft) formulieren - nebenbei: in deiner Formulierung vom Gegensatz Kunstmusik versus triviale Musik transportierst du massiv Wertungen, die deiner Intention eigentlich widersprechen.
Wie viele Schriftsteller veröffentlichen unter Pseudonym Trivialliteratur? Von denen, die überhaupt schreibend etwas verdienen wollen, müsste in Anbetracht im Bahnhofsbuchhandel überquellender Regale der Anteil recht hoch sein.
das ist eine interessante Mutmaßung. Ob Süßkind mit seinem Parfüm so wenig verdient hat, dass er heimlich anonym/pseudonym Arztromane in Serie verfasst?
Brahms - Komponist, nicht Schriftsteller - hatte in seinen frühen Jahren "potpourris" etc unter Pseudonym zum Geld verdienen verfasst.
 
Nein, ich benutze Termini, die ich aufgeschnappt habe und von denen ich sicherging, dass sie hier auf Konsens stoßen. »TEY« mag ich nicht sagen, denn sie auf 3 Komponisten zu reduzieren, will ich der Trivialmusik nicht gerecht. Wenn ich davon rede, dass Pflanzen stehen und Tiere gehen, dann gereicht es auch nicht zum Verständnis, zu sagen "Die einen Lebewesen stehen, die anderen Lebewesen gehen".

Ansonsten: sollte dir gelingen, einen Zusammenhang zwischen meinetwegen Schubert und "Afrikaforscher" Peters herzustellen, werde ich dir applaudieren
Glaubst du, ich brauche deinen Applaus? Wie arm wäre ich dran.

Ob Süßkind mit seinem Parfüm so wenig verdient hat, dass er heimlich anonym/pseudonym Arztromane in Serie verfasst?
Ach so, und wenn jemand von Fremdscham geschüttelt wird, wenn er so eine Bemerkung liest: Mir geht es nicht anders. Manche kennen halt nur Süßkind. Manche andere nur Bach und Beethoven. Was solls, davon geht die Welt nicht unter.
 
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@Henry
Aber alleine dass es diese Rollen im Musikleben geben muss, spricht ja für sich. Jemand wie z.B. Friedrich Gulda hat versucht, da etwas zu verändern. Von solchen Musikern müsste es viel mehr geben.
 
Nein, ich benutze Termini, die ich aufgeschnappt habe
...das trifft sicher zu...
aber:
und von denen ich sicherging, dass sie hier auf Konsens stoßen.
was deinen absonderlichen Kolonialismusexkurs betrifft ganz offensichtlich nicht! Und da hake ich nach: kannst du plausibel erklären, was die so genannte "Kunstmusik" des 19. & 20. Jhs. mit Kolonialismus zu tun hat?
Ach so, und wenn jemand von Fremdscham geschüttelt wird, wenn er so eine Bemerkung liest: Mir geht es nicht anders. Manche kennen halt nur Süßkind.
...an solchem Getue merkt man die Verlegenheit desjenigen, der sich in seinen eigenen "Argumentationsversuchen" verstrickt hat. Du @tasteur weißt schlichtweg nicht, was ich an so genannter Gegenwartsliteratur kenne und was nicht. Süskinds Parfüm war ein Beispiel für einen großen, auch wirtschaftlich großen Erfolg eines "Literaten"; Brahms ein Beispiel für einen berühmten Komponisten, der als anfangs als Brotarbeiten Potpourris unter Pseudonym verfasst hat. Was an diesen Fakten verursacht da deine Pose des Fremdschämens???
 
Aber sie ist erst sehr weit unten in der Kette ein Distinktionsmerkmal für eine selbsternannte bürgerliche Elite, die selbstherrlich und ohne echte Argumente darüber entscheidet, wodurch sie sich überhaupt auszeichnet und warum ihre Götzen mehr wert sein sollen als die Vorlieben anderer.
Sehr spannendes Thema; sollte man in einem eigenen Thread mal ausführlich bereden.

Ich finde, dass sich zB Bitches Brew von Miles, 'die' drei Alben von Pink Floyd oder Staircase von Jarrett hinter gar nichts verstecken müssen, halte aber Musikantenstadel, den meisten Hitparadenpop etc. für Schrott. Genauso bescheuert fand ich, wenn die höheren Töchter im Studium (nicht Musik) sich mit viel Geplapper und Getue zur 'Philly' verabredeten, auf die Frage, was denn gespielt werde, aber nur verständnislos kuckten... Zuhause bei denen stand meist nur eine Minianlage mit ein paar 'Best of Klassik' -Deutsche Grammophon-CDs... Trivial hat viele Nuancen.

Cee.
 
Genauso bescheuert fand ich, wenn die höheren Töchter im Studium (nicht Musik) sich mit viel Geplapper und Getue zur 'Philly' verabredeten, auf die Frage, was denn gespielt werde, aber nur verständnislos kuckten... Zuhause bei denen stand meist nur eine Minianlage mit ein paar 'Best of Klassik' -Deutsche Grammophon-CDs... Trivial hat viele Nuancen-

Ich sehe Deinen Punkt. Allerdings geraten wir in diverse Probleme, wenn wir "echte Musik" daran erkennen wollen, dass die Leute sie "aus den richtigen Gründen" hören.

Ich versuche Musik unabhängig vom Publikum und deren Intention zu bewerten.

Grüße
Häretiker
 

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