Was an diesen Fakten verursacht da deine Pose des Fremdschämens???
Du versuchst meine Argumentation zu entkräften, in dem du einen Autor (der sich Sü
skind schreibt, oh Mann, shame on me) mit Millionenauflage und dutzenden Sprachübersetzungen in alle Welt herbeizitierst. Dabei verkennst du die Tatsache, dass der zwar den Olymp erklommen haben mag, Zehntausende mittelmäßige Autoren aber nicht.
Das hat dazu geführt, dass ich die Contenance verloren habe. Meine Bemerkung war natürlich zweifellos dumm, deine Rüge verdient und ich enttäuscht von mir selber, bin erst jetzt frisch und wohlgemut wieder aus dem Loch geklettert.
Nene, um den Applaus hab ich mich hier wohl für alle Zeit gebracht, aber was solls, und »Likes« sind mir sowieso schnuppe, das ist eine sinnlose Dopaminfalle (also bitte nicht meine Postings liken, selbst wenn sie auf Gefallen stoßen, gell?). Ein Anfänger, der noch nicht einmal Trivialmusik à la Glass nach Gehör aus dem Ärmel schütteln kann, dem würde Applaus nur den Charakter verderben, von daher bekümmert mich das eher wenig.
Nur Politiker erwarten Applaus auf das was sie sagen, was ich suche ist ein interessantes Streitgespräch und wenn ich als Verlierer daraus hervorgehe.
Nun, jedenfalls, diese aus nachfrageseitiger Sicht mittelmäßigen Autoren wollen aber auch gerne trotzdem leben von ihren Talenten.
Das geben sie zur Zeit reihenweise auf – oder ergeben sich einem empathielosen Lektorat, wenn sie überhaupt eins kriegen, das sie teilweise ganze Plots trivialisieren sehen will, oder verlegen sich ganz auf Werbetexte und Auftragsarbeiten. Oder lernen Klavier.
Und dieses Wissen habe ich frank und frei auf die Musik übertragen. Denn wie sollte es ausgerechnet ihr anders gehen, wo doch auch die bildenden Künste mit Photoshop-Desastern konkurrieren in ahnungslosen Augen.
Nein, ich weiß es natürlich nicht, welche Komponisten auch Trivialmusik produzieren (lassen) und an Agenturen verticken. Wenn, tun sie das im Interesse ihrer Diskographie tunlichst so, dass man sie nicht erkennt. Die Coronapandemie ihrerseits dürfte auch so manchen auf derlei Ideen bringen, die er nach außen nicht zugibt, man ist ja menschlich und kann nicht ewig auf ausbleibende Hilfen warten.
Sicher, das ist eine Mutmaßung, das hast du richtig erkannt. Für mich Grund genug, Trivialmusik nicht zu ächten. Wenn ich Analphabet irgendwann mit der Fibel durch bin und mich an Ulysses versuche, werde ich die Fibel wohl auch anders sehen, aber sie nach wie vor nicht als »TEY-Kram« schmähen. Als Musik, die nicht wehtut. Klar tut sie nicht weh. Eine Schlafbrille soll ja auch nicht wehtun. Trivialmusik ist trivial im besten Sinne, Musik für Anspruchslose. Die Menge der Anspruchslosen deckt sich nicht mit der Menge der Menschen mit Lernbehinderung, ohne Bildungsabschluss oder so, es sind einfach Leute mit anderen Ansprüchen.
Die Kunstmusik hat nichts direkt mit Kolonialisierung zu tun. Und wenn mal ein Afrikaner einen Flügel für Beethoven auf die Bühne gerollt hat (keine Ahnung), sollte man darüber jetzt auch keinen Zusammenhang konstruieren. Bartók hatte meines Halbwissens weltmusikalische Ambitionen umgesetzt, allerdings nach Kolonialherrenart bestimmt nicht, abgesehen davon, dass er sich auf den osteuropäischen Raum und den Vorderen Orient beschränkte.
Auf einen Zusammenhang zwischen europäischer Kunstmusik und Kolonialismus hab ich auch gar nicht abgehoben in meiner, äh, »Suada«. Es ging mir um die typische Arroganz des europäischen Adels und ihrer Getreuen, dass ihre Kunstmusik das höchste Gut sei, tausendmal daseinsberechtigter als das, was das Volk liebt. Und es ist diese Haltung, die hier im Forum herrscht. Und meine Position ist einfach die: Die Komplexität der Musikkultur bei Hofe und in den Salons der Adels konnte sich nur entwickeln, weil man Komponisten unterhalten konnte und Zeit hatte, ihnen zuzuhören. Unter anderem für diesen Luxus beutete man die halbe Welt aus.
Luxus ist Schuld. Auch europäische Kunstmusik war einst ein Luxusgut. Man kann sie genießen, aber alles andere verschmähen, weil es keine Kunstmusik ist, das offenbart einen kleinen Geist.