Die effektivsten Übemethoden

  • Ersteller des Themas Pianoangel
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Ja, Stilblüte, blabla, alles richtig, aber es ist davon auszugehen, dass Lexel so ist wie 95% der Schüler:

Da wird von tollen Zielen geredet, und eine Zeitlang wird auch was dafür getan (und so wie in obigem Posting "Tschakka"-Durchhalte-Rhetorik aufgefahren), aber dann kommen immer öfter "woanders im Leben dauernd Sachen dazwischen". Deswegen konnte derjenige "diese Woche nicht so viel daran arbeiten". (In Wirklichkeit hat derjenige die Lust verloren, will es sich jedoch noch nicht eingestehen, sondern rationalisiert herum.) Und dann plätschert das so allmählich aus...

Lexel, mal ehrlich, kannst Du ein Beispiel nennen, wo Du schon über viele Monate bis Jahre etwas immer wieder absolut regelmäßig mit Langfrist-Ziel gemacht hast, dies zuverlässig durchgehalten hast (ohne "Einbrüche" und Pausen zwischendurch) und am Ende das Langfrist-Ziel auch erreicht hast? Wenn Du aufrichtig "Ja" antworten kannst, dann bist Du für Dein ehrgeiziges Ziel EVENTUELL (!) geeignet. Wenn nicht, woher nimmst Du den Glauben, dass Du, obwohl es kein empirisches Indiz dafür gibt, so was kannst, was die allermeisten Schüler NICHT hinkriegen und NICHT durchhalten?
 
Also für alle "Misepeter" und "nicht an sich Glauber" , Depressive, "Demotivierer", "es geht nicht Nachplapperer" und "mimimis" dessen mehr als genug auf dieser Welt herum geistern[/MEDIA]

Mich erinnert das ein wenig an die zahllosen übergewichtigen Leute, die mit dem Bier in der Hand bei einem Marathon im Fernsehen zusehen und im Halbsuff beschließen nächstes Jahr auch mitzulaufen ohne jemals Lauftraining absolviert zu haben. Natürlich melden sich diese auch sofort an, posaunen überlaut in die Welt hinaus, dass sie Marathon laufen, probieren es ein paar mal ein paar Kilometer und starten.
Sie laufen extrem schnell von Start weg und sind nach 5 km völlig KO und gehen den Rest wenn sie es überhaupt schaffen.

Natürlich posaunen sie dann überall heraus, dass sie Marathonläufer sind.
 
Übe derzeit 5-6 mal pro Woche ca.1h lang. Eigentlich würde ich gerne mehr h/Woche üben, jedoch habe ich Schwierigkeiten länger als 1h durch zu halten. Ich verliere nach 1h meist die Konzentration und Lust. Unter der Woche ist auch noch Beruf angesagt, d.h. untertags ist keine Zeit zum Üben.

Als Du das schriebst, hielt ich Dich für einen blutigen Anfänger. Wenn so viel Neues auf einen einströmt, dass permanente Vollkonzentration auf jede Einzelmuskelbewegung vonnöten ist, ist man mental nach einer Stunde ausgelaugt, das ist verständlich und legitim. ;-)

Du hast aber offenbar schon 8 Jahre Unterricht. Trotzdem (also obwohl Du auf eine Fülle von etablierten/integrierten Mustern zurückgreifen können müsstest) verlierst Du "nach 1h meist die Konzentration und Lust".

Wohlgemerkt, das ist für einen voll berufstätigen Menschen absolut in Ordnung und soll bitte nicht als Vorwurf verstanden werden!!! Gleichwohl ist es sinnvoll, die Ziele an die eigene Leistungsfähigkeit anzupassen und – da Du ausdrücklich schreibst, "die Lust zu verlieren" – auch an die Leistungsbereitsschaft. Ein Level 5-Stück in angemessener Zeit musikalisch überzeugend einzustudieren ist doch wertvoller als es "vom Blatt zu spielen".

Du hast ja Deine Vorgehensweise anderenorts beschrieben. Spiel doch einfach jedes neue Stück "prima vista" einige Male durch, ehe Du mit der kleinstteiligen Arbeit beginnst.

Besorg Dir Literatur auf einem Niveau, das Du gut hinbekommst. Es gibt doch z. B. aus der Frühklassik endlos viele Sonatinen, Menuette etc. Kauf sie gebraucht für kleines Geld oder zieh sie Dir aus einer Open-Source runter – und fang an. Klöppel sie zum Aufwärmen durch, Stück für Stück, jeden Tag eines (oder fang mit Sinnabschnitten an). Spiel sie drei Mal. Einmal fürs Prima Vista und noch zwei Mal, damit Du etwas dabei lernst bzw. entdeckst, was Du beim ersten Mal noch übersehen hast.

Prima-Vista-Spielen lernt man durch Prima-Vista-Spielen.
 
@lexel Kleine Empfehlung an Stücken die zwar schon bei Henle im Bereich 3/4 bis glaube 5 liegen also damit im mittleren Bereich aber m.M.n. nicht besonders schwer Prima vista zu spielen sind, sind die Kinderszenen von Schumann . Die eignen sich größtenteils meines Empfinden nach gut zum Üben:-D
 
@Stilblüte und @Barratt speziellen Dank für die motivierenden Sätze und Anregungen. Auch den anderen Kommentaren.

@hasenbein : es fängt eben alles im Kopf an. Jemand könnte sagen: „Ich mache nichts“, „mich interessiert nichts“, „es kommt eh etwas dazwischen“ und „irgendwann muss ich eh sterben“. Das ist eben das von mir allgemein erwähnte negative Mindset. Besser für mich daher: Etwas zu tun, auch wenn ich damit dann scheitere (bzw. vlt. Ziel nicht ganz erreicht – was ja gar nicht tragisch wäre), als gar keinen Plan und nichts zu unternehmen. Und es ist komplett irrelevant was früher war denn der Kraftpunkt liegt immer in der Gegenwart, im jetzt.

Natürlich posaunen sie dann überall heraus, dass sie Marathonläufer sind.
An einem Marathonlauf teilzunehmen (=sich anmelden und dann hingehen) ist kein Ziel, das kann jeder. Ein Ziel ist den Marathon in einer gewissen Zeit zu schaffen.

@Barratt Über das Ziel prima vista: Gibt’s was cooleres? Das obige Video mit Valetina Lisitsa ist sehr motivierend, es zeigt dass es tatsächlich möglich ist das man das lernen kann. Und mein Ziel war vorher schon im Kopf. Prima Vista bedeutet für mich sein Klaviergerät gut zu beherrschen, schnell zu erfassen und etwas schnell umzusetzen zu können. Die dafür notwendigen Skills decken vermutlich einen breiten und für mich interessanten Bereich dessen ab was es am Klavier zu lernen gibt.
@Barratt Was ist dein Ziel am Klavier? Was möchtest du erreichen? Frage weil du dich da auch sehr für mein Zeil interessierst.
 
Besser für mich daher: Etwas zu tun, auch wenn ich damit dann scheitere (bzw. vlt. Ziel nicht ganz erreicht – was ja gar nicht tragisch wäre), als gar keinen Plan und nichts zu unternehmen.

Ein Ziel dessen Nichterreichung nicht tragisch ist, ist kein ernsthaftes Ziel, sondern Blabla.
So wie die abertausenden Neujahresvorsätze, die im März bereits im Mülleimer der Träumereien landen.
 

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Komisches Ziel, damit zufrieden sein, ein Stück einmal vom Blatt irgendwie spielen zu können. Wenn's dann doch noch geübt werden muss, wozu der ganze Aufriss?
Oder stecken höhere Ambitionen dahinter (Korrepetitor)?
 
Aha, und der erste Durchlauf von ihr? Guckst du nochmal.

Das ist doch nur so ein lockeres Mitklimpern zur Aufnahme. Prima vista heißt mehr oder weniger vortragsreif. Ein paar falsche Töne sind da erlaubt, aber ein verzerrter Rhythmus oder gar ein Neu-Ansetzen ist absolutes No go.

Ich muss des öfteren Vorsingen begleiten - wenn ich da rhythmisch so schlampig spiele, dann fliegt zuerst der Sänger raus und anschließend ich (nämlich aus dem Job). :lol:
 
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Ich bekam heute eine Anfrage, eine Vorabendmesse auf der Orgel zu begleiten. Die Lieder gäbe es dann einen Tag vorher per Mail.
Für solche Anfragen ist es gut, nicht lange üben zu müssen, sondern sich einfach mit dem Gesangbuch an die Orgel setzen zu können.

Prima Vista als solches ist aus meiner Sicht allerdings kein Wert, es sei denn, Du bist Korrepetitor.
 
@lexel
Das ganze wortreiche blabla kann man sich sparen. Auch die ganze Rumdiskutiererei. Ich wiederhole: je höher das spieltechnische und musikalische Können, umso kürzer und effektiver wird die Übungszeit. Für dein etwas wunderliches Ziel, mittelschwere Klavierstücke prima vista einigermaßen anständig spielen zu können (Grieg lyrische Stücke, Mendelssohn Lieder ohne Worte, Schubert Impromptus, Brahms Balladen op.10, Chopin Walzer, Mozartvariationen, diverse romantische Kunstlieder etc) wirst du über fast/nahezu musikalisches und manuelles Können von Klavierstudenten/Profis verfügen müssen. Ohne diesen Level als Grundlage kannst du dein Ziel vergessen.
Also: erarbeite dir das notwendige Rüstzeug. Das wird nicht leicht, denn offenbar hast du nicht die Freizeit, dich über Jahre hinweg täglich etliche Stunden damit zu befassen...
 
Was ist dein Ziel am Klavier? Was möchtest du erreichen?

Mein Ziel am Klavier ist ....... Klavierspielen! :herz:


Aus Gründen, die ich nicht benennen kann, habe ich einen (im Verhältnis zu meinem Ausbildungsstand) leichten Zugang zu Noten und zu dem, was man cum grano salis "vom Blatt Spielen" nennen könnte. Ich mache es auch gern, ursprünglich nur, um andere Komponisten und andere Musikstücke kennenzulernen (neben den offiziellen Übungsstücken). Man kann aber noch viel mehr dabei lernen.

Gerade bei den wenig komplexen Stücken lassen sich die Kompositionsprinzipien gut auf den ersten Blick nachvollziehen ("was macht der Komponist, damit an dieser Stelle so klingt wie es klingt"), was bei komplexeren Stücken gern bis zur augenscheinlichen Unerkennbarkeit verschleiert ist. Das ist mir lieber als das sterile "Theorie-Büffeln" aus einem Buch mit musikalischen Beispielen, die ich (meistens eh) nicht kenne.

Ich will auch lernen, durchs reine Studieren von Noten eine Klangvorstellung zu entwickeln. Wie lernt man das? Wie alles: Vom Leichten zum Komplexeren.

Wenn die Stückchen sehr schlicht sind, bemühe ich mich, sie "vom Blatt runter" zu transponieren. Damit habe ich noch zu kämpfen, aber irgendwie muss man ja anfangen.

Falls Unklarheiten auftreten, frage ich meine Klavierlehrerin.

ABER: Man muss dafür mehr Zeit am Klavier verbringen, als wenn man nur die offiziell in Arbeit befindliche Literatur übt. Reines Notenfressen ist eigentlich verschenkte Zeit. WENN man sich schon so ein fremdes Stück vornimmt, das man aus Gründen der Schlichtheit sowieso nicht ins persönliche Repertoire aufnehmen möchte, dann halte ich es für vernünftig, alles aus dem Stück herauszuquetschen, was man daran lernen kann. Als da sind: Analyse (Aufbau/Harmonien), Sightreading (Muster erkennen, vorausschauend spielen) und all das, was man als Anfänger bei komplexeren Stücken noch nicht hinbekommt wie z. B. beim reinen Anblick der Noten eine Vorstellung ihres Klangs zu entwickeln oder Transponieren und vor allem: Erfahrung.


Fazit: Bei der Beschäftigung mit vielen fremden schlichten Stücken (die man wegen ihrer Unbedeutung eh nicht kennt) lässt sich viel lernen. Die rasche Umsetzung der fremden Noten in Klänge gehört dazu, aber sie ist nur ein Aspekt unter vielen.
 

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