"Die Besonderheiten der Klangerzeugung auf dem Klavier"

Hallo,

Ich dachte, mich in Post #102 bereits ausreichend korrigiert zu haben?
Weil nun weiter darauf herumgeritten wird, muss ich noch was sagen zum seitlichen Versatz. Beim Stimmen klemme ich zwei Saiten ab, damit ich nur eine höre. Wenn der Hammer nicht mittig auf Chor gerichtet ist, kommt es vor, dass er die verbleibende klingende Saite nur an der Kante trifft. Schlage ich leicht an, kommt der Ton und bei stärkerem Anschlag nicht, oder umgekehrt. Jeder, der viele Klaviere stimmt hat das schon bemerkt. Es ist also nichts neues. Neu wäre der Einfluss auf die Anschlagstechnik, was ich bereits korrigiert habe, denn, wie gesagt - dahinter ist nichts präzises oder leicht beeinflussbares - aber hörbares.

Es ist erstaunlich, mit welcher Leidenschaftlichkeit hier Dinge vermengt werden. Das ist ja wie in einer Hexenküche.:D

a) Zum einen gibt es die hauchfeinen Abstufungen der Lautstärke, welche ins Millionenfache gehen. Hier zeigt sich der vorwiegend hörbare Unterschied der Klangfarbe und dies macht mit Sicherheit mehr als 97,33% periodisch aus.

b) Zum anderen gibt es auf der Materialebene Veränderliche, die einen Bruchteil dazu beisteuern das Klangbild zu ändern.

c) Es gibt die Beeinflussung bzw. die Negierung der Beeinflussung durch den Geist bzw. dem, was der Mensch durch Gedankenkraft zum erzeugten Ton beisteuern kann, abgesehen von messbaren Werten. Manche führen viel darauf zurück und für andere ist es bloß Schwachsinn oder Esoterik.

Die Abstufung der Messbarkeit geht von a) leicht messbar in der groben Struktur bis nicht/kaum messbar in der feinen Struktur, hin zu b) nicht messbar in der groben Struktur und nicht bis kaum messbar in der feinen Struktur, hin zu c) weder in der groben, noch in der feinen Struktur messbar. Sie haben den schwierigsten Stand und sind heiß begehrte Streitpunkte.

Alles zusammen kommt nun in einen Kochtopf und wird schön umgerührt.:p

a) ist nichts weiter als: mit welcher Kraft (Gewicht und Masse) wird die Saite getroffen.

b) sind Änderungen der physikalischen Eigenschaften des Materials unter der Vorraussetzung, dass sich unter a) nichts ändert bzw. nimmt einen bestimmten Wert aus Millionen heraus und vergleicht mit dem selben Wert, aber anderem Beschleunigungsverhalten. Z.B. mit 4 verschiedenen Fingerhaltungen oder Anschlagsmustern. (Der Arm kommt von oben etc.)

Das Punkt b) überhaupt erreicht bzw. wahrgenommen werden kann, liegt an Punkt c). Es ist nämlich leichter eine Stecknadel im Heuhaufen zu finden, als zwei unterschiedliche Beschleunigungskurven mit gleichem Aufschlagsgewicht. ...und wie sollte so ein suchen der Nadel im Heuhaufen (inkl. schnelles finden derselbigen) durchgezogen werden bei einem ganzen Musikstück?



LG
Michael
 
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@ Es ist nämlich leichter eine Stecknadel im Heuhaufen zu finden, als zwei unterschiedliche Beschleunigungskurven mit gleichem Aufschlagsgewicht...

Vielleicht die Nadel im Hammerkopf?? Der äußerst penible Benedetti Michelangeli soll einen (oder mehrere) Techniker zur Verzweiflung getrieben haben, daß mit einem Ton "etwas nicht stimme". Niemand hörte oder fühlte einen Unterschied und alle Bemühungen, die Ursache zu finden blieben zunächst erfolglos, bis jemand zufällig die Spitze einer Intoniernadel im Hammerfilz fand - und das war's dann auch.

Aber Spaß beiseite: Ich habe lediglich deutlich machen wollen, daß die Geschwindigkeit Klang und (!) Lautstärke beeinflußt und daß demnach bei gleicher Geschwindigkeit auch (bei sonst gleichen Umständen) Lautstärke und (!) Klang gleich sind. Ein Unterschied im Klang kann - physikalisch, nicht esoterisch - nur durch einen Unterschied im System Hammerkopf - Hammerstiel bestehen, und der kann nur durch unterschiedlichen Beschleunigungsverlauf erzeuigt werden. Ob das alles wirklich hörbar ist, weiß ich nicht. Immerhin: Was heißt "weicher" oder "harter" Anschlag physikalisch? Der Unterschied kann doch nur im Verlauf der Beschleunigung längs des Tastenweges bestehen - oder?

LG

Pennacken
 
Ich vermute, daß es nur eine Möglichkeit gibt, den Klang zu beeinflussen, nämlich die Art und Weise, wie der Hammer "auf Geschwindigkeit" gebracht wird: Bei einer Spieltiefe von ca. 10 mm hat der Pianist eben diese 10 mm zur Verfügung um den Hammer entweder schnell, stoßartig (=harter Anschlag) oder allmählich (=weicher Anschlag) auf die jeweils gleiche Endgeschwindigkeit zu bringen. Für den Hammer bedeutet das, daß er im ersten Fall bereits zu Beginn der Steighöhe (ca. 50 mm) erheblicher Beschleunigung ausgesetzt ist, und daß somit der Hammerstiel größere Kräfte übertragen muß, als im zweiten Fall. Das alles spielt sich eben in der kurzen Zeit ab, die der Pianist braucht, um die Taste "herunter zu drücken" - um anzuschlagen.

Das was genau auch mein Gedanke in meinem frueheren Beitrag (habe mir eine Hervorhebung im Zitat erlaubt), nur dass ich das eben naiver- und unzutreffenderweise mit unterschiedlicher Beschleunigung der Haemmer beim Auftreffen auf die Saite gleichgesetzt habe. Ich bin gespannt, ob Deine Erklaerung mit Unterschieden in der Kraftuebertragung dem "Urteil" der anderen Physiker hier standhaelt :)
 
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Vielleicht sollte ich hier ein paar kleine Ergänzung zu gefundenen physikalischen Zusammenhängen anmerken:

Es gibt Studien, dass die Maximalamplitude des Schalldruckes sich linear mit der Auftrittsgeschwindigkeit des Hammers auf die Saiten verhält. In der von mir genannten Arbeit wird darauf verwiesen. Das ist wohl die Geschwindigkeit, auf die sich immer bezogen wird, allerdings wäre ich sehr vorsichtig, hier einen linearen Zusammenhang mit den Parametern zu vermuten, mit der die Taste gedrückt wird.
Für das menschliche Hörempfinden der Lautstärke ist zu sagen, dass diese zwar mit dem messbaren Schalldruck wächst, allerdings beträchtlich frequenzabhängig ist. Das bedeutet, dass eine unterschiedliche Zusammensetzung des Klanges durch verschiedene Amplituden der beteiligten Frequenzkomponenten für den Menschen gleich laut erscheinen mögen, aber in der Summe zu einem unterschiedlichen Schalldruck führen. Dies läßt darauf schließen, dass die Hammerendgeschwindigkeit bei beiden Tönen nicht gleich gewesen sein kann. Eine minimale Veränderung der Auftrittsgeschwindigkeit durch veränderten Anschlag kann also unterschiedliche Klänge erzeugen, ohne eine wesentlich andere psychoakustische Lautstärke zu besitzen.

Für die Wirkung spielt weiterhin sicherlich auch das Tonende eine Rolle, denn bei gleichem Schalldruck wird ein länger wirkender Ton als lauter empfunden. Somit hat ein Klavierspieler auch darüber Möglichkeiten, mit dem Klang zu experimentieren.

Es kommt also ganz entscheidend darauf an, von welchen Geschwindigkeiten und welchen Lautstärken gesprochen wird.

Grüße,
Kristian
 
Kurze Zusammenfassung dessen, was sich meiner Meinung nach als richtig erwiesen hat:

- Entscheidend für Klang und Lautstärke sind beim Anschlag zwei Dinge: Der Verlauf der Beschleunigung und die erreichte Geschwindigkeit zum Zeitpunkt, wo der Hammer frei schwingt.

- Je größer die Beschleunigung, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, daß der Hammer unsauber auf die Saiten trifft und so einen anderen Klang erzeugt.

- Je größer die Geschwindigkeit des Hammers, desto lauter wird der Ton.

- Das Lautstärkeempfinden eines Tones weicht abhängig von der Tonhöhe von der in Dezibel gemessenen Lautstärke ab.

Zu klären wäre jetzt noch folgendes:

- Wenn der Hammer unsauber auf die Saiten trifft, ist das der Klang, den man als "hart" bezeichnet?

- Kann der unsaubere Klang beim leisen Spielen überhaupt entstehen?

- wie groß ist die Bandbreite des "unsauberen Klanges"? Ist das eine typische Klangfärbung, die man als Pianist verläßlich erzeugen kann oder ist es eher zufällig? Und wenn es eher zufällig ist, reicht es dem Ohr vielleicht aus, daß er anders klingt als der "saubere Klang", um ihm als typische Klangfärbung einzuordnen - also doch verläßlich zu reproduzieren?

Wenn das geklärt ist, sollten die Grundlagen der Klangerzeugung festehen und wir können uns auf das nächste Thema stürzen, zum Beispiel auf den Einfluß von Resonanzen aus dem Gesamtklang auf den Klang einzelner Töne. Eine mögliche Rolle der Dämpfer bei der Klangerzeugung haben wir noch garnicht betrachtet, interessant wäre vor allem, ob die Dämpfer ähnlich unterschiedlich funktionieren wie der Hammer, wenn das einen Einfluß auf den Klang hat.

Haydnspaß' Preisfrage, ob man zwei unterschiedlich klingenden Töne mit exakt der gleichen Lautstärke produzieren kann, läßt sich wohl nicht zufriedenstellend beantworten, denn selbst, wenn eine objektive Messung das prüfen kann, bleibt das Empfinden subjektiv und somit nicht meßbar, man könnte keine zwei Töne bestimmen, die für alle Menschen gleich laut aber unterschiedlich gefärbt klingen müssen. Diffuser in der Formulierung aber vermutlich tendenziell beantwortbar wäre folgende Frage:
Kann man grundsätzlich einen Ton innerhalb eines Musikstückes klanglich verändern, ohne daß große dynamische Anpassungen um diesen Ton herum erforderlich wären?

Mich würde auch mal interessieren, ob der Schalldruck direkt von der kinetischen Energie der schwingenden Saite ableitbar ist, also unabhängig von den Obertönen ist. Vermutlich ist es für dieses Thema unwichtig, aber wer weiß...
 
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@Guendola

Das mit der kinetischen Energie sollte schon stimmen, allerdings darfst Du die Obertöne nicht vernachlässigen, weil auch in diesen Komponenten kinetische Energie steckt. Du musst über alle Frequenzkomponenten im Klang aufsummieren. Für den Klavierklang dürfte zusätzlich erschwerend hinzukommen, dass sich diese Energie natürlich weitläufig verteilt, d.h. in die Luft (was wir direkt hören) dann aber auch auf den "Korpus" (Resonanzboden etc.) des Klaviers. Dadurch entstehen ebenfalls wieder neue Komponenten, die zum Gesamtklang einen Beitrag liefern. Vermutlich spielen auch dabei gewisse zeitliche Verzögerungen, mit denen Frequenzanteile im Gesamtklang entstehen, eine Rolle.
 
Hi Guendola,

schöne Zusammenfassung.

...
Haydnspaß' Preisfrage, ob man zwei unterschiedlich klingenden Töne mit exakt der gleichen Lautstärke produzieren kann, läßt sich wohl nicht zufriedenstellend beantworten, denn selbst, wenn eine objektive Messung das prüfen kann, bleibt das Empfinden subjektiv und somit nicht meßbar, man könnte keine zwei Töne bestimmen, die für alle Menschen gleich laut aber unterschiedlich gefärbt klingen müssen.

Also die empfundene relative Lautstärke (ist ein Ton der gleichen Tonhöhe/Klang lauter oder leiser) sollte schon für alle Menschen messbar bzw. in physikalischen Grössen abbildbar sein. Die absolute LS ist natürlich subjektiv.
Auch der Klang (Obertonspektrum) eines einzelnen Tones in Relation zum gleichen Ton mit einem veränderten Spektrum (dunkler, heller) sollte von jedem Menschen wahrnehmbar sein.

Diffuser in der Formulierung aber vermutlich tendenziell beantwortbar wäre folgende Frage:
Kann man grundsätzlich einen Ton innerhalb eines Musikstückes klanglich verändern, ohne daß große dynamische Anpassungen um diesen Ton herum erforderlich wären?

Bei der Wahrnehmung eines Tones/Klanges im Zusammenhang mit der klangliche Umgebung passt der Vergleich mit dem Farbensehen sehr schön.

Die Wahrnehmung eines Klanges wird durch das, was vor, nach und während dem Klang für andere Klänge hörbar sind, sehr stark beeinflusst.
Wie eine Farbe durch die Farben der Umgebung in der Wahrnehmung beeinflusst wird.

Gruß
 
Bei der Wahrnehmung eines Tones/Klanges im Zusammenhang mit der klangliche Umgebung passt der Vergleich mit dem Farbensehen sehr schön.

Das ist eine schöne Analogie, aber wie gut stimmt beides überein? Würde man den Klangfarbe tatsächlich Farben zuordnen, müßte man ja den selben Ton immer als "rot" hören, unabhängig vom Umgebungsklang.
 
Haydnspaß' Preisfrage, ob man zwei unterschiedlich klingenden Töne mit exakt der gleichen Lautstärke produzieren kann, läßt sich wohl nicht zufriedenstellend beantworten, denn selbst, wenn eine objektive Messung das prüfen kann, bleibt das Empfinden subjektiv und somit nicht meßbar, man könnte keine zwei Töne bestimmen, die für alle Menschen gleich laut aber unterschiedlich gefärbt klingen müssen.

Also ich bin da überhaupt nicht pingelig.
Die Töne müssen nicht exakt gleich laut sein - es würde reichen, wenn der lautere Ton weicher klingt als der leisere (was ich für völlig ausgeschlossen halte). Derjenige, der die Töne einspielt, darf selber sagen, welchen Ton er für den weicheren hält. Die Lautstärke ist eindeutig meßbar bzw. visualisierbar, darüber sollte es keinen Streit geben.
 
Hallo Michael,

Ich wollte bestimmt keine Hexenküche heraufbeschwören, sondern nochmal genau nachfragen.

Dein Post Nr. 102 hatte m.M.n. die Frage nicht wirklich beantwortet, ob der seitliche Versatz kontrollierbar (steuerbar, wiederholbar, nachvollziehbar etc. etc.) sei.

Mittlerweile lese ich aus deinen Posts:
1) Der seitliche Versatz ist nicht wirklich kontrollierbar. Du schriebst ja in Post 122:
Schlage ich leicht an, kommt der Ton und bei stärkerem Anschlag nicht, oder umgekehrt.
Also trifft der Hammer beim einsaitigen Stimmen manchmal auf die Saite, manchmal nicht. Also wie ich das lese: ein gewisser Zufall - auf jeden Fall nicht genau gesteuert.
2) Die Klangfarbe ist (laut Rolf und dir) sehr wohl kontrollierbar, sprich: auf Wunsch erzeugbar.
3) Daraus folgt (in meiner Logik): wenn die Klangfarbe gesteuert werden kann, aber der Versatz des Hammers nicht, so liegt die Klangfarbe nicht am Versatz des Hammers.

Für mich ist das zwingende Logik - andere mögen das anders sehen. Vielleicht bin ich auch nur zu engstirnig... Ich habe z.B. bei meiner Frau weiß Gott oft genug Aussagen gehört, die sich jeglicher (meiner) Logik entziehen, aber ein Streit in der Hexenküche ;) brachte dann auch nichts. Dann legt man das halt beiseite. Nur, seien wir ehrlich: mit einem "das sehen wir halt verschieden" kommt man nicht wirklich weiter auf der Suche nach tieferen Sachverhalten.

In diesem Sinne, gut gemeinten Gruß aus Pretoria nach Dornbirn,
Mark
 
Hi,

Das ist eine schöne Analogie, aber wie gut stimmt beides überein? Würde man den Klangfarbe tatsächlich Farben zuordnen, müßte man ja den selben Ton immer als "rot" hören, unabhängig vom Umgebungsklang.

Wie klingt "rot"? ;-)

Dass man den Klangfarben Farben zuordnet, das hatte ich nicht gemeint. Bei Klangfarben gibt es glaube ich andere Assoziationen, z. B. dunkel/hell oder weich/hart.

Aber dein Beispiel der Klangfarbe "rot" bedeutet in Analogie zum Farbensehen, dass es eben in Abhängigkeit der Umgebung z. B. mal als kaltes oder warmes rot gesehen/gehört wird.

Gruß
 

Hi Klimperer,

...
Also trifft der Hammer beim einsaitigen Stimmen manchmal auf die Saite, manchmal nicht. Also wie ich das lese: ein gewisser Zufall - auf jeden Fall nicht genau gesteuert.
2) Die Klangfarbe ist (laut Rolf und dir) sehr wohl kontrollierbar, sprich: auf Wunsch erzeugbar.
3) Daraus folgt (in meiner Logik): wenn die Klangfarbe gesteuert werden kann, aber der Versatz des Hammers nicht, so liegt die Klangfarbe nicht am Versatz des Hammers.
...

Meine Logik ist genauso. Und die Logik Probleme habe ich mit meiner Frau auch. ;-)

Das ist für mich auch ganz klar der Schwachpunkt dieser Erklärung. Der Effekt/Wirkung muss kontrolierbar und wiederholbar sein. Was passiert wenn ein unglücklicher Stimmer den seitlichen Versatz korrigiert oder ändert?


Gruß
 
Zuerst stand ich der von Michael beschriebenen Flatterbewegung ebenfalls skeptisch gegenüber. Besonders der Ausdruck Unschärfe hat mich da irritiert, weil sie statistische Unsicherheit beschreibt und damit im Widerspruch zur Kontrollierbarkeit steht.
Gerade die High-End Hersteller haben sicherlich deutlich weniger Toleranz bei den einzelnen Bauteilen und scheinen so die Unschärfe nicht gerade zu förden.

Allerdings glaube ich, dass vorhandene Bewegungsmoden des Hammers senkrecht zur Schlagrichtung einen Einfluss auf den Klang haben, da sie ja Saitenbewegung senkrecht zur üblichen Auslenkungsrichtung verursachen können. Damit dies reproduzierbar funktioniert, müssen während des Kontaktes (ist ja nicht unendlich kurz) des Hammers mit der Saite mehrere Schwingungsperioden einer solchen "senkrechten Komponente" durchlaufen werden. Denn dann ist eine Mittelung einigermaßen gegeben.
Möglicherweise bestimmt die Kontaktzeit bei Auslösung dieses Verhalten. Ich vermute, dass ein eher weicher Anschlag gerade solche Schwingungskomponente eher minimiert, ein harter sie eher fördert.

Grüße,
Kristian
 
@ Ich vermute, dass ein eher weicher Anschlag gerade solche Schwingungskomponente eher minimiert, ein harter sie eher fördert.

Wenn es sich um ein echtes Schwingungsverhalten eines optimal eingebauten Hammers handelt, könnte da was dran sein. Mir ist allerdings ein anderes, eher unerwünschtes Phänomen bekannt: Wenn das Lager der Hammerachse etwas "ausgeschlagen" ist, der Hammer also keine optmale seitliche Führung mehr hat (Verschleiß), dann ist sein Verhalten bei Saitenkontakt nicht mehr kontrolliert und der Klang kann sehr mißtönig werden. Jedenfalls wäre das nicht reproduzuierbar und deshalb auch nicht vom Spieler kontrollierbar.

Für mich läuft die Diskussion immer wieder darauf hinaus, daß der (trotz seiner Kürze sehr komplexe) Beschleunigungsvorgang auf den 10 mm Tastenweg entscheidend ist, was auch immer physikalisch sich daraus ergibt. Und dieser Beschleunigungsvorgang ist eben die physikalische Beschreibung der Anschlagstechnik (Anschlagskultur, Anschlagsart) des Pianisten. Natürlich steuert er das nicht als physikalischen Vorgang, bewußt dürfte allenfalls die Vorstellung des zu erzielenden Tones und die dazu erforderliche Finger- , Hand und Armbewegung sein.

LG

Pennacken
 
Ich bin mir sicher, dass ich bei kurzem Hammerweg einen spitzeren Ton erzeugen kann bei gleicher Lautstärke als durch einen längeren Hammerweg. Je kürzer, desto spitzer. Bitte fangt aber nicht an Eure Klaviere umzuregulieren:rolleyes: ...und auch nicht Chor richten. Seufz

Danke!

LG
Michael

P.S.: Die letztendliche Erklärung liegt in der Struktur der Materie. Bis heute ist es nicht erforscht - und auch dieser Thread wird es nicht zweifelsfrei feststellen können. In Cern arbeitet man daran, ist aber auch noch nicht weiter gekommen. Die Gravitationsenergie hält für uns nach wie vor Rätsel bereit.
 
Das gleiche. ;-)

(Kommunikation ist schwierig, seufz)

Aber nun haben wir das gelöst und können uns einigen, daß wir zweierlei Meinung sind ;)

Ich glaube nicht, daß ein Ton subjektiv immer gleich klingt, unabhängig von dem Umbegungsklang. Das mag für bekannte Geräusche, z.B. Stimmen gelten, die man ja meistens recht gut erkennen kann, nicht aber für Töne, zumal man - abgesehen von Aufnahmen - jeden Ton in der Musik ja nur ein einziges Mal hört. Und selbst, wenn einem ein Ton mit ganz bestimmtem Klang ein paar Mal vorgespielt würde und es dann gilt diesen in einem Stück wieder zu finden, würde man eher auf die falschen Töne tippen - auch bei sehr gut ausgebildetem Gehör.

Ganz anders ist es mit einem Gesamteindruck. Eine Aufnahme, die man aus der eigenen edlen Stereoanlage gut kennt, würde man auch am Telefon wiedererkennen - also mit völlig anderem Klang, aber der gleichen Klangstruktur.

Und das ganze öffnet Tür und Tor für wilde Deutungen und Vermutungen, die es so schwer machen, dieses Thema zu diskutieren.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
P.S.: Die letztendliche Erklärung liegt in der Struktur der Materie. Bis heute ist es nicht erforscht - und auch dieser Thread wird es nicht zweifelsfrei feststellen können. In Cern arbeitet man daran, ist aber auch noch nicht weiter gekommen. Die Gravitationsenergie hält für uns nach wie vor Rätsel bereit.

Nun, ob das scherzhaft gemeint ist oder nicht, ist mir nicht ganz klar, aber lass uns mal im Auge behalten, dass in CERN subatomare Teilchen und quantenmechanische Phänomene erforscht werden, also relativistische Physik.

Im Klavier läuft nichts dergleichen ab. (So schnell kann keiner auf die Tasten hauen, und wenn, dann bricht halt irgendwas, bevor der Hammer in Warp-Speed 5 versetzt wird...)

Scherz beseite, ich bin überzeugt, die Physik und Dynamik eines Klaviers lässt sich zu 100% mit klassischer (Newton'scher) Mechanik und Materialkunde erklären: Hebel, Massen, Kräfte, Impulse, Reibung, Beschleunigung, elastischer und unelastischer Aufprall, elastischer ggf. auch harmonischer Oszillator, usw. usf. OK, bleiben wir bescheiden: sagen wir, zu 99%.

Aber die Quantenmechanik und modernste Gravitationstheorie können wir, wenn es um Klaviere geht, getrost in CERN lassen. ;)

Nur soviel zu mir, zum Thema "nicht überkomplizieren" und "zuviel Theorie".

Ciao,
Mark
P.S.: CERN sagt auch nichts über Struktur von "Materie" im Sinne Holz vs. Stahl vs. Carbon vs. Filz.
 
(So schnell kann keiner auf die Tasten hauen, und wenn, dann bricht halt irgendwas, bevor der Hammer in Warp-Speed 5 versetzt wird...)
Hm - da wäre ich mir nicht so sicher...
Vielleicht hören wir den Überschallknall:D
Ne - aber...
Interessant wäre mal herauszufinden, wieviel Zeit vergeht zwischen dem Auslösen und dem Anschlag des freigegebenen Hammers. Hat der Hammer in dieser kurzen Zeit - ich gehe mal von irgendwas im Nanosekundenbereich aus... :cool: Genügt diese winzige Zeitspanne tatsächlich, die inneren Kräfte im Hammer auf 0 zu korrigieren, ehe er anschlägt? Ich meine vor allem die Verbiegung der Filzstruktur, welche durch die Beschleunigung gegeben sein muss.

Für dieses Experiment muss man unbedingt feststellen, wann der Hammer tatsächlich auslöst. Angeschaut und reguliert wird jeweils das Auslösen im Ruhezustand. Aber ist es tatsächlich bei Spielgeschwindigkeit gleich (ich habe das noch nie beobachten können:() ...oder vielleicht später - so als Tipp mal. Eines ist nämlich klar - stelle ich die Auslösung näher als 1,5mm, so kommt es hin und wieder vor, dass der Hammer erst nach Saitenkontakt auslöst.

LG
Michael
 

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