- Dabei seit
- 18. Feb. 2008
- Beiträge
- 30.357
- Reaktionen
- 22.235
@Triangulum die Wahrscheinlichkeit, dass eine Diskussion ins beliebige bis hin zum banal-trivialen abgleitet, ist durchaus hoch (das passiert in diesem Forum hier gerne bis regelmäßig...) und tatsächlich lädt der unglücklich formulierte Titel "die 10 besten Sonaten" dazu ein, dass sich rein private Gefallensbekundungen anhäufen a la "ich finde die Appassionata ganz toll" und ähnliche hochinteressante, dringend benötigte Mitteilungen...Die Zuordnungsprobleme ergeben sich mit Unterteilungen und ohne. Die Epochen überschneiden sich ständig und Komponisten, die die Weiterentwicklung für sich abgelehnt hattten, gab es immer. Ich kann mit dem Begriff ''besten'' nicht soviel anfangen, weil ich dann Beethovens Pathetique z.B. gegen Dutillieux bewerten müsste, irgendwie sind das Äpfel und Birnen. Solche Umfragen gibt es im Web und Zeitschriftenjungel zu Hauf. Sie laufen immer auf die 10 beliebtesten hinaus.
Aber der heikle Fadentitel birgt ja auch die Chance darüber nachzudenken, was der Superlativ bezogen auf die Gattung Sonate bedeuten soll - bedeutet die besten
a) die beliebtesten?
b) die am häufigsten aufgeführten?
c) die mit der höchsten "musikalisch-künstlerischen Qualität"?
d) die musikgeschichtlich folgenreichsten?
e) die formal (Sonatensatzform) gelungensten?
f) die im Konzertsaal wirkungsvollsten, virtuosesten etc?
g)...h)... ...usw
die Entscheidung für a) führt in den von dir erwähnten trivialen Zeitschriftenjungle
interessanter, weil das nichtssagende wahllose Durcheinander privater Bestenlisten ausgeklammert wird, erscheint mir d) auch auf die Gefahr hin, dass die Zahl 10 über Bord geht und dass evtl als Anregungen auch andere mus. Gattungen mit Sonatensatzform hineinwirken.
hierzu drei Anregungen:
1. das Beethovensche "Labor formaler & harmonischer Experimente" opp.101, 106, 109-111 - die berüchtigten 5 späten Sonaten mit ihren Fugen, ihrer Themenverknüpfung, ihren formalen Experimenten (Satzanordnungen etc) deren anregende Ausstrahlung man direkt bei Schumann (Klavierkonzert), Brahms (dritte Sonate), Liszt (Thementransformation, beinahe Monothematik) sehen kann
2. Erioca (Sinfonie) oder "auf den Tod eines Helden" op.26 - bzgl. Chopin, der Beethovens op.26 besonders schätzte, eindeutig die Sonate, welcher er dann ebenfalls mit einem Trauermarsch folgt, später Skrjabin in seiner ersten Sonate
3. die Einsätzigkeit: die kurzen, eher "etüdigen" Scarlattisonaten, sind hier nicht der Ausgangspunkt, sondern Liszts h-Moll Sonate (alle darauf folgenden einsätzigen Sonaten aufzuführen ist mir zu mühsam)
sicher gibt es noch mehr als diese drei Anregungen!