Die 10 besten Klavier-Sonaten

Die Zuordnungsprobleme ergeben sich mit Unterteilungen und ohne. Die Epochen überschneiden sich ständig und Komponisten, die die Weiterentwicklung für sich abgelehnt hattten, gab es immer. Ich kann mit dem Begriff ''besten'' nicht soviel anfangen, weil ich dann Beethovens Pathetique z.B. gegen Dutillieux bewerten müsste, irgendwie sind das Äpfel und Birnen. Solche Umfragen gibt es im Web und Zeitschriftenjungel zu Hauf. Sie laufen immer auf die 10 beliebtesten hinaus.
@Triangulum die Wahrscheinlichkeit, dass eine Diskussion ins beliebige bis hin zum banal-trivialen abgleitet, ist durchaus hoch (das passiert in diesem Forum hier gerne bis regelmäßig...) und tatsächlich lädt der unglücklich formulierte Titel "die 10 besten Sonaten" dazu ein, dass sich rein private Gefallensbekundungen anhäufen a la "ich finde die Appassionata ganz toll" und ähnliche hochinteressante, dringend benötigte Mitteilungen...

Aber der heikle Fadentitel birgt ja auch die Chance darüber nachzudenken, was der Superlativ bezogen auf die Gattung Sonate bedeuten soll - bedeutet die besten
a) die beliebtesten?
b) die am häufigsten aufgeführten?
c) die mit der höchsten "musikalisch-künstlerischen Qualität"?
d) die musikgeschichtlich folgenreichsten?
e) die formal (Sonatensatzform) gelungensten?
f) die im Konzertsaal wirkungsvollsten, virtuosesten etc?
g)...h)... ...usw

die Entscheidung für a) führt in den von dir erwähnten trivialen Zeitschriftenjungle

interessanter, weil das nichtssagende wahllose Durcheinander privater Bestenlisten ausgeklammert wird, erscheint mir d) auch auf die Gefahr hin, dass die Zahl 10 über Bord geht und dass evtl als Anregungen auch andere mus. Gattungen mit Sonatensatzform hineinwirken.
hierzu drei Anregungen:
1. das Beethovensche "Labor formaler & harmonischer Experimente" opp.101, 106, 109-111 - die berüchtigten 5 späten Sonaten mit ihren Fugen, ihrer Themenverknüpfung, ihren formalen Experimenten (Satzanordnungen etc) deren anregende Ausstrahlung man direkt bei Schumann (Klavierkonzert), Brahms (dritte Sonate), Liszt (Thementransformation, beinahe Monothematik) sehen kann
2. Erioca (Sinfonie) oder "auf den Tod eines Helden" op.26 - bzgl. Chopin, der Beethovens op.26 besonders schätzte, eindeutig die Sonate, welcher er dann ebenfalls mit einem Trauermarsch folgt, später Skrjabin in seiner ersten Sonate
3. die Einsätzigkeit: die kurzen, eher "etüdigen" Scarlattisonaten, sind hier nicht der Ausgangspunkt, sondern Liszts h-Moll Sonate (alle darauf folgenden einsätzigen Sonaten aufzuführen ist mir zu mühsam)
sicher gibt es noch mehr als diese drei Anregungen!
 
Da ist z.B. im ersten Satz eine gewagte harmonische Farbigkeit
Wenn du Zweifel an Haydns harmonischen Fähigkeiten hast, sieh dir mal den Mittelsatz (besonders die letzte Seite) der noch früher entstanden Sonate in As-Dur Hob. XVI:46 an. Oder die Quartette op. 20 aus 1772. Ich habe jedenfalls keinen Zweifel, dass Haydn der Urheber der beliebten F-Dur-Sonate ist. Schon deshalb nicht, weil er die Sonate in einen Zyklus aufgenommen hat ("Esterhazy-Sonaten"), dessen Autograph samt Widmung erhalten ist. Er hätte die Sonate also irgendwo abschreiben und dann als seine eigene ausgeben müssen. Das halte ich doch für extrem unwahrscheinlich.
 
Er hätte die Sonate also irgendwo abschreiben und dann als seine eigene ausgeben müssen.
Vielleicht hatte auch Haydn damals einen Ghostwriter, so wie sich Mozart bekanntlich von seiner älteren Schwester hat beliefern lassen (Tagebucheintrag vom 19. November 1787: "Man verlangt von mir, ich solle 40 Sinfonien schreiben, da wandelt mich die frostigkeit des Todes an. doch das Nannerl schmirt sie mir hin").
 
@Triangulum die Wahrscheinlichkeit, dass eine Diskussion ins beliebige bis hin zum banal-trivialen abgleitet, ist durchaus hoch (das passiert in diesem Forum hier gerne bis regelmäßig...) und tatsächlich lädt der unglücklich formulierte Titel "die 10 besten Sonaten" dazu ein, dass sich rein private Gefallensbekundungen anhäufen a la "ich finde die Appassionata ganz toll" und ähnliche hochinteressante, dringend benötigte Mitteilungen...

Aber der heikle Fadentitel birgt ja auch die Chance darüber nachzudenken, was der Superlativ bezogen auf die Gattung Sonate bedeuten soll - bedeutet die besten
a) die beliebtesten?
b) die am häufigsten aufgeführten?
c) die mit der höchsten "musikalisch-künstlerischen Qualität"?
d) die musikgeschichtlich folgenreichsten?
e) die formal (Sonatensatzform) gelungensten?
f) die im Konzertsaal wirkungsvollsten, virtuosesten etc?
g)...h)... ...usw
Es geht doch nichts über genaue Definitionenund Bewertungskriterien, präzise Eingrenzungen sowie konstruktive und eindeutige Zielsetzungen.
Oder wie es beim Bund auf einfachstem Nenner hieß:
Klare Befehle sind ein Segen für die ganze Truppe.
Positiv: Die Vielfalt der Äußerungen lädt nunmehr diejenigen ein, die aus Neugier sich das eine oder andere Opus zu Gehör zu bringen, auf das sie sie zeitlebens verzichten müssten, wenn sie nicht zufällig die Texte hier verfolgt hätten (freilich ohne ein Statement abgegeben zu haben).
Punkt c) müsste man auch genau definieren. Die Diskussion würde dann zunehmend akademischer. Ist das erwünscht?
Problematisch und praktisch unlösbar in Bezug auf möglichst objektiver Bewertung bleibt der Umstand, dass es eine immens große Anzahl von völlig unbekannten Werken gibt.
Interessant wäre es, wenn sich alle auf 10 einigen müssten. Und da Klavierspieler häufig (natürlich nicht immer) weniger geübte Teamworker sind...
 

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