Der perfekte Klavierstimmer

Meines Wissens sind die Saiten erneuert worden, aber ich weiß nicht welche.
 
Meines Wissens sind die Saiten erneuert worden, aber ich weiß nicht welche.

Möglich daß ein Billigbaß aufgezogen wurde - ist aber nur ne vage Mutmaßung. Blöderweise wohnst Du von meinem Standort zu arg weit weg, als daß ich da mal schnell vorbeischauen könnte.

Aber ich stimme Dir in jeder Hinsicht zu "Der Klang muß dem Kunden gefallen!"
Klar, ich komm mitunter auch zu Instrumenten wo ich persönlich am liebsten neu Saiten, neue Hammerköpfe und sonstwas machen würde, was ich dann natürlich auch ganz sachte anmerke, daß sich hier noch so des eine oder andere durch entsprechende Erneuerungen optimieren ließe - nur mag der eine oder andere sein Instrument so wie es ist - kürzlich wieder so ein Instrument gehabt, schöner alter geradsaiter Blüthner - Baß war taub,der obere Diskant jaulte unsäglich. Als ich anmerkte daß neuer Saitenbezug den Klang vorteilhaft verändern würde, bekam ich zur Antwort: "Mir gefällt der Klang so wie er ist"
Nun ja, die Klangempfindungen sind subjektiv sehr verschieden, was der Kollege als wohl - oder mißklingend empfindet, kann der Kunde ganz anders auffassen.

LG
Henry
 
Nun ja, die Klangempfindungen sind subjektiv sehr verschieden, was der Kollege als wohl - oder mißklingend empfindet, kann der Kunde ganz anders auffassen.

Das ist eben das Problem. Vielleicht ist der Klang ja "normal" und lässt sich nicht ändern. Wenn man mir gesagt hätte: "Mensch, was willste denn, der alte Herr ist 113 Jahre alt und dann klingt er unten herum halt nicht mehr so wie ein Jungspund", dann wäre ich ja zufrieden und würde mir sagen: „OK, K.u.K. ist eben so“.

Aber wenn ich z.B. den Takt mit der tiefen C-Oktave

Bildschirmfoto 2017-05-03 um 05.44.49.png

spiele, dann ist das am Bechstein ein gruseliger Klangbrei, am Bösendorfer klingt es einigermaßen geordnet. Bei den Forte-Stellen in diesem Stück lasse ich mich gerne hinreißen - vielleicht spiele ich ja voller Begeisterung mehr als Forte. Würde das den Klang dermaßen „abschmieren“ lassen, dass alles undefinierbar klingt?

Als ich das N2 neu hatte und das Stück dort erstmals gespielt habe, hat es mich fast von der Klavierbank gerissen, so voll klingt die "1" in diesem Takt am Stromklavier.
 
Aber wenn ich z.B. den Takt mit der tiefen C-Oktave spiele, dann ist das am Bechstein ein gruseliger Klangbrei, am Bösendorfer klingt es einigermaßen geordnet.

Als ich das N2 neu hatte und das Stück dort erstmals gespielt habe, hat es mich fast von der Klavierbank gerissen, so voll klingt die "1" in diesem Takt am Stromklavier.
Hat sicher auch was mit der Inharmonizität der Saiten zu tun.
Längere Bass-Saiten klingen einfach harmonischer.
Im N2 denke ich, sind Samplings vom 275er Konzertflügel.
 
Wenn man mir gesagt hätte: "Mensch, was willste denn, der alte Herr ist 113 Jahre alt und dann klingt er unten herum halt nicht mehr so wie ein Jungspund", dann wäre ich ja zufrieden und würde mir sagen: „OK, K.u.K. ist eben so“.

Du bist doch auch nicht mehr so fit wie frisch aus der Manufaktur. ;-) Ich glaube nicht, dass man den von Dir bemängelten unklaren Klang der ganz tiefen Töne durch Stimmen allein beheben kann.

Vielleicht durch Erneuerung von Saiten, Dämpfern und Hämmern? :denken:
 
Bässe aus den Digis hören sich nach meiner Meinung fast immer übertrieben an, vielleicht auch beim N1.
Hast Du Dir mal die Bässe isoliert nicht zusammen mit anderen Tönen in verschiedenen Anschlagsarten mal von einem anderen Klavierspieler aus wenigstens 3m Entfernung angehört?
 
Ich glaube nicht, dass man den von Dir bemängelten unklaren Klang der ganz tiefen Töne durch Stimmen allein beheben kann.

Man kann allerdings durch stimmen etwas Einfluß auf den Klang nehmen; normalerweise ist der Baß ja nach unten gespreizt, was einen volleren Klang ergibt. Es gibt aber Leute welche dies als "mulmig" empfinden. Hier könnt man den Baß kaum bis garnicht spreizen, was natürlich dn Effekt der Volumiösität aufhebt, wodurch der Baß im Gesamtklang klarer erscheinen könnte......nur kenne ich @Marlene s Instrument ja nicht und kann es daher auch in ihrem Falle nicht beurteilen, es ist auch durchaus möglich daß eine Klangänderung nach ihren Wünschen, nur mittels größeren Aufwand erreicht werden kann.

LG
Henry
 
Meiner Meinung nach vergleichst du 3 total unterschiedliche Instrumente.

Da würde mein Grotrian Classic Klavier auch untergehen.
Dein Bechstein ist einfach alt und niemand kann dir sagen, wie er zB auch mit neuen Basssaiten klingen wird

Probiere doch einfach mal in den nächsten Monaten/Jahren ein paar Stimmer aus, vielleicht kann einer deine Vorstellungen annähernd realisieren

Wahrscheinlich wirst du mit dem Klang immer ein Problem haben, solange der Bösi daneben steht :-)

Manche hätten gerne dein Problem :-)


Das ist eben das Problem. Vielleicht ist der Klang ja "normal" und lässt sich nicht ändern. Wenn man mir gesagt hätte: "Mensch, was willste denn, der alte Herr ist 113 Jahre alt und dann klingt er unten herum halt nicht mehr so wie ein Jungspund", dann wäre ich ja zufrieden und würde mir sagen: „OK, K.u.K. ist eben so“.

Aber wenn ich z.B. den Takt mit der tiefen C-Oktave

Den Anhang 14933 betrachten

spiele, dann ist das am Bechstein ein gruseliger Klangbrei, am Bösendorfer klingt es einigermaßen geordnet. Bei den Forte-Stellen in diesem Stück lasse ich mich gerne hinreißen - vielleicht spiele ich ja voller Begeisterung mehr als Forte. Würde das den Klang dermaßen „abschmieren“ lassen, dass alles undefinierbar klingt?

Als ich das N2 neu hatte und das Stück dort erstmals gespielt habe, hat es mich fast von der Klavierbank gerissen, so voll klingt die "1" in diesem Takt am Stromklavier.
 
Hat sicher auch was mit der Inharmonizität der Saiten zu tun.
Längere Bass-Saiten klingen einfach harmonischer.
Im N2 denke ich, sind Samplings vom 275er Konzertflügel.

Das ist mit Sicherheit der Hauptgrund... die "kurzen" Saiten im Bechstein können einfach nicht so "sauber" klingen wie beim "langen" Bösi... und wenn Du irgendwann mal den Bass von einem noch längeren gewohnt bist, magst Du den 225er auch nicht mehr so gern. ;)
Ich war vor ein paar Wochen an einem Bechstein "E" (270)... da konnte man im Baß einen Dreiklang spielen, ohne dass es "breiig" wurde...
Meiner Meinung nach ist Dein Bechstein nach wie vor einer der am schönsten klingende im Vergleich mit anderen Bechsteins dieser Größe (!).
Und wenn er irgendwann so klingen sollte wie der Bösi, dann wäre er eh über... ich nehme ihn dann ;))

LG Georg


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Ich glaube nicht, dass man den von Dir bemängelten unklaren Klang der ganz tiefen Töne durch Stimmen allein beheben kann.

An Stimmen hatte ich auch nicht gedacht. Aber möglicherweise kann man mit Intonieren etwas verändern.

Vielleicht durch Erneuerung von Saiten, Dämpfern und Hämmern?

Bevor ich das machen ließe würde ich lieber den Klang so belassen wie er ist. Ich möchte so wenig wie möglich an K.u.K. verändern.

Probiere doch einfach mal in den nächsten Monaten/Jahren ein paar Stimmer aus

Nö, ich möchte niemand anderen als Georg an die Instrumente lassen.
:-)

Wahrscheinlich wirst du mit dem Klang immer ein Problem haben, solange der Bösi daneben steht

Heute morgen fand ich es gar nicht so schlimm. Da habe ich nicht nur die tiefen Oktaven gespielt sondern mal die ersten Takte des Adagios aus dem Finale von Szymanowski op. 8. Das klang nicht so verschwommen, aber doch nicht so klar wie in der angehängten Datei (das Stück wurde wahrscheinlich am D274 gespielt).

(...) und wenn Du irgendwann mal den Bass von einem noch längeren gewohnt bist, magst Du den 225er auch nicht mehr so gern. ;)

Einmal pro Woche hatte ich einen Imperial unter den Fingern. Aber er hat mir nicht besser gefallen als mein Wiener!

Und wenn er irgendwann so klingen sollte wie der Bösi (...)

Nein, um Gottes Willen, dass soll er nicht!

Meiner Meinung nach ist Dein Bechstein nach wie vor einer der am schönsten klingende im Vergleich mit anderen Bechsteins dieser Größe (!).

Das sind Worte aus berufenem Munde, denn Du hast schon viele Instrumente erleben können. Ich halte also den Schnabel und vertraue weiter Deinem Urteil!

Danke für Eure Beiträge!

edit: Die hochgeladene Datei entstammt diesem Video:


View: https://www.youtube.com/watch?v=yFMO7cIcofA&t=796s
 

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  • Szymanowski_op.8_Finale_Adagio.mp3
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Das ist mit Sicherheit der Hauptgrund... die "kurzen" Saiten im Bechstein können einfach nicht so "sauber" klingen

Versuch doch mal beim nächsten Termin den Baß weniger oder garnicht zu spreizen, vielleicht könnt des @Marlene schon entgegenkommen - ich hab des auch hin und wieder daß gerade bei kleineren Flügeln den Kunden der Baß ned so recht gefällt weil er nach der Größe her entsprechend gespreizt ist.
Ich nehm dann die Spreizung einfach raus, das läßt sich nach Gehör gut mit der Probe der großen Dezime überprüfen. Aber auch Stimmsoftware müßte sich auf "keine Spreizung" einstellen lassen.

LG
Henry
 
Was bedeutet "Spreizung"?
 

Das will ich Dir gerne erklären:
Die Oktaven beim Klavier/Flügel werden nie rein gestimmt, sondern nach oben hin ein wenig mehr, nach unten hin ein wenig weniger. Um so kleiner ein Instrument ist, um so großer ist die Spreizung. Das ist notwendig damit das Klavier im Zusammenklang nicht verstimmt klingt - gerade bei kleineren Instrumenten erscheinen die Diskanttöne zu tief wenn die Oktaven nach oben rein gestimmt sind (dies ist bei alten Keyboards zu beobachten).

LG
Henry
 
Wie kurz ist der Flügel denn? Ich fürchte, bei so kurzen Instrumenten lässt sich wegen der Inharmonizität tatsächlich nichts machen. Man kann zwar versuchen, die Oktaven eher rein als gespreizt zu stimmen, aber das hilft nur bedingt. Der Bass klingt halt einfach fürchterlich unsauber und "mulmig". Und auch das mit den reinen Oktaven ist so gut wie unmöglich. Irgend ein Teiltonpärchen schwebt da immer.
 

Oh, das ist aber alles andere als ein kurzer Flügel. Der ist ja schon richtig erwachsen :-)

Aber ich fürchte, da wird man nichts ändern können. Bei manchen Instrumenten klingt der Bass halt weniger klar als bei anderen. Warum? Tja, keine Ahnung. Konstruktion, Saitenmaterial.....ist evtl. sogar genau so gewollt.

@Marlene damit wirst du wohl leben müssen. Schließlich sind wir hier ja nicht bei "Wünsch dir was" sondern bei "Isso" :-D
 
Das kommt davon, wenn man zwei Flügel hat. Meiner klingt da unten auch lausig, aber ich hab keinen direkten Vergleich - ich hab mich dran gewöhnt und erfreue mich stattdessen am Spielgefühl 《duckflitzundwech》
 
Marlene damit wirst du wohl leben müssen.

Wenn man mir gesagt hätte: "Mensch, was willste denn, der alte Herr ist 113 Jahre alt und dann klingt er unten herum halt nicht mehr so wie ein Jungspund", dann wäre ich ja zufrieden und würde mir sagen: „OK, K.u.K. ist eben so“.

dann hätte ich meinen Beitrag nicht geschrieben.
;-)
 
Ich fürchte, bei so kurzen Instrumenten lässt sich wegen der Inharmonizität tatsächlich nichts machen.

Nicht jeder hat ein 275 in der guten Stube zu stehen, ich hatte auch mal so einen "kurzen 200er" ein Ibach von 1912, nachdem ich den neu bezogen hatte und den HK Filz erneuern ließ, war der glasklar, auch im Baß. Die Größe also kann es bei @Marlene allein ned sein. Sicherlich, die Besenkammerflügel unter 170....da kannst den Baß stimmen wie st magst, die klingen im Baß so oder so greisslich (schließt man mal bestimmte Marken aus). Ich hab ja so eine Vermutung; so alte Baßsaiten die klingen häufig nimmer so sonderlich schön, entweder sie sind taub, klirren oder jammern in sich - letzteres erlebe ich des öfteren, was dann im Gesamteindruck einen etwas diffusen Baßklang abgibt. Auch hier ist es sinnvoller nicht zu spreizen, bzw. die obere Amplitude rein zu stimmen.

LG
Henry
 

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