Der Einstieg in Jazz

Tja, das ist natürlich außerordentlich bedauerlich wenn ich mit meinen Fragen nerve.
Meine Klein-Fritzchen-Vorstellungen hast Du leider nur bekräftigt.

Ich kenne nämlich kaum Lehrer, die für Fortgeschrittene mehr als Rag-Times (vielleicht aus dem Schott-Verlag) unterrichten und das sonstige Programm an Anfänger-Blues von gleichfalls vorgefertigten bunten Noten knapp über dem Fünftonraum. Wenn das dann nicht auf Punkt und Beistrich umgesetzt wird ist es schon falsch :D:D:D:D Ich habe ja nichts gegen diese Möglichkeit einer Annäherung an Jazzmusik - aber auch nichts dafür.

Unterrichtest Du vielleicht auch so?

LG
Michael

Ey Mann!

Ich kann doch nichts dafür, wenn bei Euch in der Provinz an den Musikschulen keine Jazz-Lehrkräfte sind! Und Ihr könnt doch aus Eurer Situation vor Ort nicht Rückschlüsse ziehen auf das, was an den Hochschulen passiert bzw. nicht passiert!

Es ist Tatsache (peng, aus!), daß jedes Jahr Dutzende Jazzpianisten ihren Jazz-Abschluß an einer Hochschule machen und dementsprechend natürlich auch unterrichten! Nur sind es nach wie vor natürlich lääängst nicht so viele wie Klassik-Pianisten!

Und da die Hochschulen und auch die Jazz-Szenen (also die, in denen man auch Gelegenheit hat, mit vernünftigen Musikern zusammen zu musizieren) nun mal in aller Regel in Großstädten sind, halten sich die Jazzpianisten halt bevorzugt auch dort auf (auch nach dem Studium). Und in Höxter, Marktredwitz oder Grimma gibt's demzufolge natürlich nach wie vor wenig Jazz-Unterrichtsangebote, denn was soll man in so einem Kaff als Jazzmusiker?

LG,
Hasenbein
 
Ey Mann!

Ich kann doch nichts dafür, wenn bei Euch in der Provinz an den Musikschulen keine Jazz-Lehrkräfte sind! Und Ihr könnt doch aus Eurer Situation vor Ort nicht Rückschlüsse ziehen auf das, was an den Hochschulen passiert bzw. nicht passiert!

Es ist Tatsache (peng, aus!), daß jedes Jahr Dutzende Jazzpianisten ihren Jazz-Abschluß an einer Hochschule machen und dementsprechend natürlich auch unterrichten! Nur sind es nach wie vor natürlich lääängst nicht so viele wie Klassik-Pianisten!

Und da die Hochschulen und auch die Jazz-Szenen (also die, in denen man auch Gelegenheit hat, mit vernünftigen Musikern zusammen zu musizieren) nun mal in aller Regel in Großstädten sind, halten sich die Jazzpianisten halt bevorzugt auch dort auf (auch nach dem Studium). Und in Höxter, Marktredwitz oder Grimma gibt's demzufolge natürlich nach wie vor wenig Jazz-Unterrichtsangebote, denn was soll man in so einem Kaff als Jazzmusiker?

LG,
Hasenbein

Deine Antwort geht noch immer an der von Michael erwähnten Situation vorbei. Was Du schreibst, wird doch nicht bestritten. Ich habe Michael jedoch so verstanden -und so haben es mir auch mehrere klassisch ausgebildete Pianisten bestätigt-, dass es in D eben NICHT zur "Grundausbildung" eines klassischen Pianisten gehört, sich auch auf einem "Basisniveau" im Jazz zu bewegen. Oder ist das etwa in den letzten 5-10 jahren anders geworden??

BG, gubu
 
Ey Mann!

Ich kann doch nichts dafür, wenn bei Euch in der Provinz an den Musikschulen keine Jazz-Lehrkräfte sind! Und Ihr könnt doch aus Eurer Situation vor Ort nicht Rückschlüsse ziehen auf das, was an den Hochschulen passiert bzw. nicht passiert!

Es ist Tatsache (peng, aus!), daß jedes Jahr Dutzende Jazzpianisten ihren Jazz-Abschluß an einer Hochschule machen und dementsprechend natürlich auch unterrichten! Nur sind es nach wie vor natürlich lääängst nicht so viele wie Klassik-Pianisten!

Und da die Hochschulen und auch die Jazz-Szenen (also die, in denen man auch Gelegenheit hat, mit vernünftigen Musikern zusammen zu musizieren) nun mal in aller Regel in Großstädten sind, halten sich die Jazzpianisten halt bevorzugt auch dort auf (auch nach dem Studium). Und in Höxter, Marktredwitz oder Grimma gibt's demzufolge natürlich nach wie vor wenig Jazz-Unterrichtsangebote, denn was soll man in so einem Kaff als Jazzmusiker?

LG,
Hasenbein

Für mich als Laien ist ein Lehrer, der "Klavier unterrichten" studiert hat und hinterher unterrichtet, jemand von dem man erwarten darf, dass er sich in allen Musikstilen beheimatet fühlt. Er muss aus mir keinen Art Tatum machen oder selbst so spielen können wie Monty Alexander, aber er sollte mir die Grundbegriffe zu meiner eigenen Befriedigung beibringen können - darauf läuft es hinaus, und davon sind wir noch weit entfernt in der wie ich es Eingangs beschrieb eindeutig von Klassikern beherrschten Szene. Genau das sagst du nun auch aus mit dem Vergleich Provinz und Großstadt. Ich bin sicher, dass die Großstadtindianer auch Bleichgesichter sind :D ähm - dass dort auch ein Überhang an Lehrern herrscht, die nichts anderes als klassisches Klavier bzw. ernste Musik unterrichten können. Und ich bezweifle ein weiteres mal, dass dies in Amerika durch deren Ausbildungsstruktur so ist.

LG
Michael
 
Ich habe Michael jedoch so verstanden -und so haben es mir auch mehrere klassisch ausgebildete Pianisten bestätigt-, dass es in D eben NICHT zur "Grundausbildung" eines klassischen Pianisten gehört, sich auch auf einem "Basisniveau" im Jazz zu bewegen.

Das ist allerdings richtig. Und es ist auch richtig, daß sich da in letzter Zeit nichts groß bewegt hat.

Deutsche oder aus dem westlichen Ausland kommende Klassikstudenten hätten an so was durchaus nicht selten auch Interesse; solange aber die deutschen Hochschulen in den Klassikstudiengängen immer mehr zu Ausbildungsinstituten für osteuropäische und asiatische Übe-Kampfmaschinen mutieren (die noch weniger Affinität zu Jazz haben) und deutsche oder westliche Studenten immer mehr an den Rand gedrängt werden, wird sich daran nichts ändern. Man hat so viel damit zu tun, jeden Tag stundenlang zu üben, um mit dem hohen Niveau des Klassikstudiums mithalten zu können und nicht gegenüber der Konkurrenz unterzugehen (gerade im Klavierbereich!), daß es den Beteiligten als absurde Zeitverschwendung erschiene, sich anfängerhaft mit einer anderen Musikrichtung oder Improvisation zu beschäftigen.

LG,
Hasenbein
 
Das ist allerdings richtig. Und es ist auch richtig, daß sich da in letzter Zeit nichts groß bewegt hat.

Deutsche oder aus dem westlichen Ausland kommende Klassikstudenten hätten an so was durchaus nicht selten auch Interesse; solange aber die deutschen Hochschulen in den Klassikstudiengängen immer mehr zu Ausbildungsinstituten für osteuropäische und asiatische Übe-Kampfmaschinen mutieren (die noch weniger Affinität zu Jazz haben) und deutsche oder westliche Studenten immer mehr an den Rand gedrängt werden, wird sich daran nichts ändern. Man hat so viel damit zu tun, jeden Tag stundenlang zu üben, um mit dem hohen Niveau des Klassikstudiums mithalten zu können und nicht gegenüber der Konkurrenz unterzugehen (gerade im Klavierbereich!), daß es den Beteiligten als absurde Zeitverschwendung erschiene, sich anfängerhaft mit einer anderen Musikrichtung oder Improvisation zu beschäftigen.

LG,
Hasenbein
Und nun kommen wir zum Kern der Sache. Es wird die Jazz Szene von der Klassik beherrscht / überlagert / dominiert etc. sag wie Du willst dazu - von mir aus kannst das Wort Jazz-Szene auch umtaufen wenn Dir das lieber ist. Trotzdem bleibt es ein Szenario - WEIL eben nicht so ausgebildet wird, dass ein fertiger Student umfangreich auf die Bedürfnisse und Anforderungen des Schulalltages geschult ist, Blues und Funk erspürt und spielen kann sondern damit er was weiß ich, alle Chopin-Scerzi beherrscht oder dergleichen. Ich höre selbst gerne Klassik - habe also nichts dagegen, wenn es genügend klassischen Nachwuchs gibt und diese unsere Kultur etwas höher gehalten wird als anderswo. Aber es scheint durch diese Ausbildung Überheblichkeit vorzuherrschen in der alle anderen Musikgattungen müde belächelt werden. Das ist, was mir nicht so gefällt...

LG
Michael
 
Aber es scheint durch diese Ausbildung Überheblichkeit vorzuherrschen in der alle anderen Musikgattungen müde belächelt werden. Das ist, was mir nicht so gefällt...

In gewissen Kreisen, auch an Hochschulen, gibt es diese Überheblichkeit, ja. Aber in aller Regel wird sie nicht offen zugegeben.

An Musikschulen kann ich das aber so nicht beobachten, von einzelnen Lehrkräften mal abgesehen. Vielmehr ist es so, daß der Bedarf an Klassikunterricht ja immer mehr sinkt, da die jungen Leute nun mal vorwiegend Rock / Pop, allenfalls Jazz, lernen wollen. Dafür stehen aber nicht genug kundige Lehrer bereit. Also sind die meisten Musikschulen schon rein aus Überlebenswillen heraus motiviert und bestrebt, mehr Jazz/Rock/Pop-Lehrer einzustellen. Dem stehen 2 Sachen entgegen: 1) Häufig hat man noch zu viele Stellen an der Backe, die mit Klassikern besetzt sind, denen man ja nicht einfach kündigen oder Stunden streichen kann, 2) Jazzer (gute Jazzer) haben meist auf Provinz keinen Bock, sondern wollen in coole Städte mit coolen Szenen.

LG,
Hasenbein
 
Hi hasenbein,

Deutsche oder aus dem westlichen Ausland kommende Klassikstudenten hätten an so was durchaus nicht selten auch Interesse; solange aber die deutschen Hochschulen in den Klassikstudiengängen immer mehr zu Ausbildungsinstituten für osteuropäische und asiatische Übe-Kampfmaschinen mutieren (die noch weniger Affinität zu Jazz haben) und deutsche oder westliche Studenten immer mehr an den Rand gedrängt werden, wird sich daran nichts ändern.

wo ist das belegt? (Ich hab' ja auch den Eindruck, aber mit Eindrücken ist das so eine Sache.)

Gruß
PS: Eigentlich zeigt dieser Faden genau das Dilemma. Auch hier gibt es nicht viele die etwas Substantielles zur Sache Jazz beitragen können, sondern es nur aus dem Blickwinkel eines weitgebildeten Klassikers betrachten (zu sagen ich verstehe Jazz reicht mM nicht)).
 
Für mich als Laien ist ein Lehrer, der "Klavier unterrichten" studiert hat und hinterher unterrichtet, jemand von dem man erwarten darf, dass er sich in allen Musikstilen beheimatet fühlt. Er muss aus mir keinen Art Tatum machen oder selbst so spielen können wie Monty Alexander, aber er sollte mir die Grundbegriffe zu meiner eigenen Befriedigung beibringen können - darauf läuft es hinaus, und davon sind wir noch weit entfernt in der wie ich es Eingangs beschrieb eindeutig von Klassikern beherrschten Szene. Genau das sagst du nun auch aus mit dem Vergleich Provinz und Großstadt. Ich bin sicher, dass die Großstadtindianer auch Bleichgesichter sind :D ähm - dass dort auch ein Überhang an Lehrern herrscht, die nichts anderes als klassisches Klavier bzw. ernste Musik unterrichten können. Und ich bezweifle ein weiteres mal, dass dies in Amerika durch deren Ausbildungsstruktur so ist.

LG
Michael


Lieber Michael,

du sprichst schon etwas Wahres an. Mittlerweile haben sich die Türen aller Sparten schon ein wenig geöffnet, aber meines Wissens ist das klassische Studium an Musikhochschulen noch weit davon entfernt, auch andere Sparten wie Jazz, Blues zu beherrschen.

Ich bin auch dafür, dass man die Grundbegriffe lernt, z.B. zumindest ein Fach belegen muss, was in diese Musikrichtungen nicht nur hineinschnuppert, es kann aber sein, dass dies im Fach Improvisation bereits so gehandhabt wird (Stilblüte???? :p ).

Etwas ganz anderes ist es aber, dann als Klassiker Jazz etc. auch zu unterrichten.

Einmal, so muss ich wirklich sagen, bewegt sich das Interesse deutschlandweit (man möge mich korrigieren) an Jazz etwa auf dem klassischen Level (ca. 5% der Gesamtbevölkerung?) - keiner meiner Schüler hört selbst Jazz oder interessiert sich dafür. Was sie mögen, ist ausnotierte jazzige Literatur z.B. von Norton u.a., von denen es auch gerade im vier- und mehrhändigen Bereich sehr viele und schöne Sachen gibt. Eher ist Filmmusik oder Rock/Pop beliebt, allerdings liegt definitiv mein Schwerpunkt im klassischen Bereich, das andere läuft eher nebenher oder ist vorübergehend Schwerpunkt (Pubertät....).

Weiter bin ich in Jazzimprovisation eine Niete, weil ich keine Ahnung und es auch nie gelernt habe. Ergo kann ich es auch meinen Schülern nicht beibringen. Da ich Blues aber sehr mag, möchte ich das irgendwann einmal lernen. Im Moment setze ich aber noch andere Prioritäten.

Zum dritten muss man, um wirklich sehr gut in etwas zu sein, dafür viel Zeit, Liebe und Energie aufwenden. Wenn ich also Jazz oder Blues lernen wollte, würde ich das nur bei ganz hervorragenden Leuten tun, die es wirklich können! Keinesfalls würde ich das bei jemandem machen, der nur irgendwelche Grundbegriffe des Jazz gelernt hat. Wenn ich etwas wirklich lernen will, sollte ich das bei den Besten machen!!!

Deshalb würde ich mir nie und nimmer anmaßen, auch nur Grundbegriffe des Jazz zu unterrichten, wenn ich mich nicht mein halbes Leben damit beschäftigt hätte! Wenn sich ein Schüler wirklich für Jazz interessieren würde, würde ich ihn an einen Lehrer verweisen, der von Anfang an ihm das nötige Feeling und alles, was dazu gehört, vermitteln kann.

Man mag mich für perfektionistisch halten, aber ich werde nie qualifizierten Jazzunterricht geben können, wenn ich mal einen Kurs darüber im Studium gehabt habe. Ich habe mich mal an einer Musikschule beworben: weil ich mehrere Instrumente gespielt und einen Kinderchor geleitet u.a. habe, wollten die, dass ich Blockflötenunterricht gebe. Ich hatte doch gar keine Ausbildung, auch wenn ich mal ganz gut gespielt habe! So etwas ist nicht mein Ding! Also Ablehnung!

Es ist toll, wenn jemand wie pppetc beides kann, Klassik und Jazz.... . das ist aber selten. In Köln an der MHS kann man auch Jazz studieren und die Jazzer sagten immer zu uns, dass sie keine Beethoven-Sonate ordentlich hinkriegen würden, also im klassischen Bereich viel zu schlecht ausgebildet seien. Wie umgekehrt wir eben auch keinen Jazz spielen können. Auch Gulda wurde von Jazzern immer wieder kritisiert, weil er zu klassisch spielen würde. Ich kann es nicht beurteilen, aber vielleicht ist es wirklich schwierig, in beidem auf hohem Niveau zu spielen. Oder? Was denkt ihr?

Weißt du; Michael, ich kann schon Leuten die Bluestonleiter und das Bluesschema erklären, ich habe auch einige Literatur (Richards....) hier bei mir. Das heißt aber noch keineswegs, dass ich Jazz und Blues verstanden habe, fühlen kann, grooven kann. Beileibe nicht! :p Die armen Schüler, die das dann bei mir lernen müssten! :D

Aber es besteht Hoffnung! Und grundsätzlich bin ich absolut für eine Öffnung in alle Musikrichtungen!!! Da gebe ich dir absolut Recht. Aber das dann zu unterrichten, ist eine andere Sache!

Liebe Grüße

chiarina

P.S.: Konkurrenzdenken oder Überheblichkeit kenne ich gar nicht! Im Gegenteil!
 

Yeah, Baby, yeah!

VHzHG
 
Und grundsätzlich bin ich absolut für eine Öffnung in alle Musikrichtungen!!!
volle Zustimmung
aber ich bin gegen einen Zwang, alle absolvieren zu müssen - denn weder kann noch muss man alles mögen ;)

was den klavierspielerischen Bereich betrifft: man hat einen manuellen Vorteil, welcher das lernen erleichtert, wenn man Bartok- oder Ravelkonzerte, Skrjabin- oder Prokovevsonaten etc. spielen kann
 

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