Hallo und Grüß Gott!
Ich habe gestern zufällig das V-Piano von Roland testen dürfen und habe bei Nachforschungen diesen Faden gefunden. Deshalb habe ich mich auch extra registriert!...
Nun kurz zu mir: ich bin 45 Jahre alt und habe Musik studiert. Meine "Muttersprache" ist das Klavier (respektive Flügel), es ist aber so gekommen, dass ich seit mehr, als 20 Jahren praktisch nur Kirchenorgel spiele (dies jedoch mit großer Leidenschaft!). Ich bin auch Organist derzeit an drei Kirchen in der Stadt Salzburg.
Nun habe ich eine große Familie und leben muss man auch...
Mein Brotberuf ist Softwareentwickler, daher hatte ich nie große Scheu von Computern, Menüs etc. Ich begleite die Entwicklung von digitalen Kirchenorgeln und Klaviere praktisch seit Anbeginn mit großem Interesse.
Bei mir zuhause habe ich folgenden "Instrumentenpark":
1.) Blüthner-Flügel 1,91 m lang, aus dem Jahre 1972 mit Aliquotsaiten, H. J. Flemming-Mechanik und (leider!) Renner-Hammerstiele und -Köpfe (Schuld meines Vorgängers), die derart hohe Trägheit haben, dass Dynamik praktisch nur von mf aufwärts und wirklich hohe Geschwindigkeit nur um den Preis von Sehnenscheidenentzündung möglich ist...
2.) KAWAI CA-93 Digitalklavier mit Soundboard --> bis jetzt das Beste, was mir auf dem Sektor begegnet ist. (Vorsicht! Die Nachfolgemodelle sind alle schlechter, bei Interesse kann ich gerne berichten, warum!)
3.) Ahlborn Organum II mit Kienle Pfeifenresonatorensystem, die ziemlich beste Kombination für eine digitale Kirchenorgel, welche möglich ist (auf den Internetseiten beider Hersteller als Referenzinstrument geführt, derweil stecken 150 Arbeitsstunden allein in der Intonierung auf den Raum...)
4.) Hauptwerk-System (hängt an der Ahlborn-Orgel) mit 5 hervorragenden Instrumenten (darunter 3-manualige Cavaillé-Coll, Sauer- und Trost-Orgel). Ausgabemedium: DENON AH-7000 Kopfhörer - einer der besten, die man für Geld kaufen kann!
Meine Orgeldienststellen haben sowohl Pfeifen- (2x) als auch digitale Orgeln (1x).
Nun zum Thema: wie oben geschrieben, testete ich gestern das V-Piano. Ich muss dazu Folgendes sagen: mich haben die Klangfarben trotz des sicherlich nicht hochpreisigen Kopfhörers ziemlich beeindruckt! Auch die Editierungsmöglichkeiten (habe nur mal schnell die Direktzugriffe probiert) sind beeindruckend. An und für sich ein sehr interessantes Konzept und kommt meinem Anspruch (will die
denkbar beste digitale Nachbildung mit vielen Einstellungsmöglichkeiten haben) total entgegen. Allerdings: die Ausgabe ist nur über Kopfhörer wirklich gut - und da sind wir wieder am Anfang.
Ich weiß nicht, warum dem angetriebenen Resonanzboden in diesem Forum nicht mehr Beachtung geschenkt wird! Dies ist für mich ein Meilenstein in der Entwicklung, wie seinerzeit die Anschlagdynamik, oder die Holzklaviatur. So gut wie alle Digitalklaviere scheitern an der unzureichenden Ausgabe. Ein Klavier ist nur eines, wenn man es auch hören kann - und das ohne Kopfhörer. So gesehen ist KAWAI allen anderen Herstellern um eine volle Länge voraus. Ich kann das Erlebnis des Soundboards (bei richtigen Einstellungen natürlich!) nur mit dem des Pfeifenresonators einer Digitalorgel vergleichen - wenn man so etwas gespielt hat, will man nie mehr den reinen Lautsprecherklang hören!
Also mein Problem mit dem V-Piano: es müsste wohl ein Soundboard für die würdige Wiedergabe angeschlossen werden! Das geht jedoch nicht, weil selbiges vom KAWAI patentiert ist. Daher wird das für mich kein überzeugendes Digitalklavier werden.
Ich spiele nämlich vor auf meinem Digitalklavier - da ist Kopfhörer keine Option. Jedoch werde ich sicher noch hinschauen, um die Einstellungen noch weiter zu testen, denn für das Erste haben mich die Klavierklänge recht überzeugt!
Eine Frage an die Anwender des V-Piano: wie ist es nun mit der Polyphonie? Bis jetzt konnte ich jedes (!) Digitalklavier an die Grenzen bringen. Da haben sich Obertöne aufgehängt, die Pedale nicht mehr korrekt funktioniert etc. 128 Stimmen (das würde nach der herkömmlichen Art 64 Stereo-Samlples, also tatsächliche Stimmen bedeuten) sind absolut zu wenig. Kann mir jemand berichten?
Vielen Dank erstweilen und liebe Grüße aus Salzburg:
Jenö Hajdu