Das Spiel eines Azubis "nachäffen" - wie macht ihr das?

"Zusammenzucken" gehört für mich dazu, denn es ist nie angenehm, auf Fehler aufmerksam gemacht zu werden oder einen Spiegel vorgehalten zu bekommen, jedoch für den Lernprozess unerlässlich. Die angemessene Art und Weise: transparent, respektvoll setze ich voraus, wobei ich auch einmaligen Fehlgriffen gegenüber tolerant bin ,denn die passieren mal im Eifer des Gefechtes.
 
...oder ist zum nächsten Lehrer/in gewechselt in der Hoffnung gebauchpinselt zu werden. Wasch mir den Pelz aber mach mich nicht nass. Wäre ich Klavierlehrerin wäre ich froh, so jemanden nicht mehr unterrichten zu müssen.

Sorry, aber darüber wissen wir doch gar nicht genug. Finde dieses aburteilen des Schülers ganz schön anmaßend.

Wer weiß schon, was sich in ihm aus welchen Gründen auch immer angestaut hat und die Situation war dann halt der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Ob er das dann evtl. auch vorher hätte ansprechen sollen/müssen steht auf nem ganz anderen Blatt.


Liebe Grüße vom
Sonnendeck
 
@Sonnendeck
Egal, was sich in ihm angestaut haben mag - Viola als schlechte Pädagogin zu beschimpfen, so auszurasten und sich auch später, nach langer Zeit, nicht zu entschuldigen, obwohl der Unterricht anscheinend bis dahin erfolgreich für ihn war und auch die Stunde ganz freundlich anfing, - das ist schon ein Hammer. Und ja, Viola kann froh sein, dass er nicht mehr ihr Schüler ist.
 
@Sonnendeck
Egal, was sich in ihm angestaut haben mag - Viola als schlechte Pädagogin zu beschimpfen, so auszurasten und sich auch später, nach langer Zeit, nicht zu entschuldigen, obwohl der Unterricht anscheinend bis dahin erfolgreich für ihn war und auch die Stunde ganz freundlich anfing, - das ist schon ein Hammer. Und ja, Viola kann froh sein, dass er nicht mehr ihr Schüler ist.

Sag ich ja auch nicht, dass das irgendwie ok ist.
Nur einmal kann man den Fokus auf das Lehren, die Methode, die Wirkung legen, alles prima.
Oder man kann eben sagen wie blöde sich der Schüler verhalten hat, was aber keinem was bringt, weil wir viel zu wenig über seinen Hintergrund wissen.

Bin vielleicht da auch grad zu zart besaitet, nachdem das Tochterkind eben mit wunderbarem Wutanfall die Nerven blank gelegt hat... kein Plan, sei's drum.


Liebe Grüße vom
Sonnendeck
 
Vier Jahre später spielt mein Schüler mittlerweile sehr sehr gut, ich würde sagen auf überdurchschnittlichem Niveau! Sehr musikalisch, einfach der Hammer.

In der letzten Klavierstunde dann habe ich eine Stelle aus einer Sonate dann mal selbst in die Finger genommen um zu begreifen: was ist mit der Stelle los, wie muss man die phrasieren, welche Fallen verstecken sich darin usw.


Und wie hast du das in den vier Jahren zuvor gemacht?
Hast du da nie Stellen "mal selbst in die Finger genommen um zu begreifen: was ist mit der Stelle los, wie muss man die phrasieren, welche Fallen verstecken sich darin usw."
 
Eigentlich schade, dass Schüler die Intention dieser Methode fehlinterpretieren und dazu die Flucht ergreifen, statt der Kommunikationsstörung durch ein klärendes Gespräch mit dem Lehrer nachzugehen.
 
Lustig, ich habe erst in der vorletzten Stunde gefragt, ob mir die KL zum Vergleich vorspielen könne, wie ich das spiele, weil ich den Unterschied zu ihrer Version nicht so richtig begreifen konnte. Ich war noch etwas zögerlich, ob ich das fragen soll, weil ich mich durch die Bitte regelrecht als Schlechthörer outete und sie die eigentlich falsche Herangehensweise imitieren muss.
Sie hat es aber sofort umgesetzt und probiert, die Triller so zu spielen, wie ich es mache und ich konnte endlich und direkt den Unterschied zur gewünschten Version erkennen. War ein sehr schönes Aha-Erlebnis und können wir gerne noch öfter machen - dabei kann man viel lernen.

Ich denke, hier gehört dazu, dass man als Schüler immer offen für Ratschläge und Hinweise bleibt und sich auf die Lehrer-Schüler-Situation einlässt. Ich gehe davon aus, dass jeder KL seine Klavierschüler respektvoll behandelt und dieser Respekt vielleicht gegenüber älteren Personen noch ein wenig ausgeprägter ist. Auf dieser Basis sollte die Methode des Imitierens auf jeden Fall möglich sein.
 

Natürlich spiele ich den Schülern oft übertrieben die Fehler vor, damit sie es merken und daraus lernen können. Manchmal mache ich das so übertrieben, dass sie darüber lachen müssen. Mit Humor geht es doch oft besser. :-)

Oder: ich spiele einfach mal 2 verschiedene Versionen vor und frage, welche besser gefällt. Der Schüler erkennt sich dann selbst oft in einer Version.

[Wenn ich ein neues Stück vorspiele, spiele ich es selbstverständlich nicht absichtlich falsch vor. So ist das von Shigeru oben sicher auch gemeint.]

Es gibt selten mal Schüler, die angeblich keinen Unterschied hören oder ihre Fehler nicht zugeben wollen. Die filme ich dann (mit Ton) oder nehme sie auf - wenn sie einverstanden sind - und spiele ihnen das dann vor. Dann erst merken sie, wie sie spielen. (Die Aufnahme wird danach natürlich gleich wieder gelöscht.)

Es gibt gerade bei Erwachsenen einige, die in ihrer Vorstellung viel besser spielen als in der Realität. Denen empfehle ich, sich mal selbst beim Klavierspielen aufzunehmen oder zu filmen.
Manche erleben eine ziemliche Enttäuschung, was ihr tatsächliches Können angeht. Aber nur das ist heilsam. Und wer den "Schock" verkraftet und weitermacht, kann sich wirklich weiterentwickeln. :super:
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich finde es sehr wichtig , dass der Kl es so vorspielt ,wie es richrig ist und auch was man selbst falsch macht . Ich nehme bei neuen Stücken schon mal auf ,wie mein KL , der es mir immer erst einmal richtig vorspielt , um beim Üben zu hören ,ob ich richtig liege oder falsch spiele .
Hat mir immer sehr geholfen , sonst macht man womöglich bis zum nächsten Unterricht Fehler .
 
Violas Unterricht gerecht zu beurteilen ist schwierig, wenn man ihn nicht selbst erlebt hat. Aus meiner eigenen Erfahrung heraus kann ich mir aber sehr gut vorstellen, dass der Schüler aus welchen Gründen auch immer den Unterrichtsvertrag beenden wollte und lediglich nach einem Grund gesucht hat, nach dem Motto: "Wie sage ich es meinem KL?" Manche Schüler sind darin geschickter als andere....

Zum Thema "Nachäffen": Ich bin selbst erwachsene Spätanfängerin, aber gerade in dieser Situation ist mir jede Art der Korrektur wichtig und da mir Hören und Nachspielen am allermeisten hilft, bin ich sehr froh darüber, dass meine KL diese Methode regelmäßig einsetzt.
Sie hat den Luxus, einen Übungsraum mit zwei nebeneinander stehenden Flügeln zur Verfügung zu haben, so kann sie mir z.B. bei der Arbeit an der Gestaltung der Stücke an einem Flügel zunächst vorspielen, welchen Murks ich wieder verbrochen habe, dann eigene Vorschläge zur Passage bringen. Wir diskutieren dann über ihre und auch meine eigenen Vorschläge und ganz oft spielen wir sie anschließend gleichzeitig und ich versuche, mich anzupassen. Daraufhin folgt in der Regel, dass sie die Passage summt und dirigiert während ich spiele.

Lustig finde ich aber, dass sie, obwohl sie ganz genau weiß, dass ich ihr "Nachäffen" lustig und hilfreich finde, zuvor immer noch ganz vorsichtig erwähnen muss, wie stark sie jetzt gleich übertreiben werde. Ich konnte allerdings bisher keine Übertreibungen feststellen....

Zudem lobt sie jede kleinste Verbesserung in höchsten Tönen, was offensichtlich viele Schüler hören möchten und wohl zum pädagogischen Konzept gehört.
 
Liebe KLimperline,
Danke für Deine Antwort. Ich habe diesen Schüler sehr oft und sehr viel gelobt, weil er wirklich ein absolutes Ausnahmetalent ist!! Ich hatte allerdings seine Empfindlichkeit unterschätzt. Ich weiß von mir selbst, dass ich immer versuche alles mögliche perfekt zu machen - auch meinen Unterricht im übrigen. Daher trifft es mich natürlich, wenn ich nach Lösungen suche und suche und hin und her überlege und man wirft mir Inkompetenz vor.
Das Gleiche ist wohl meinem erwachsenen Schüler passiert... er versuchte es auch möglichst perfekt zu machen und ich komme dann und entdecke diverse Unstimmigkeiten. Seine Reaktion deute ich als Abwehrreaktion um sich selbst nicht ein zu gestehen, dass er eben noch nicht ALLES perfekt umsetzen kann. Aber wir wissen ja alle, dass man niemals nie ein Stück "perfekt" spielen kann. Man kann ein Stück wunderbar, phantastisch und und und spielen, aber es bleiben immer Wünsche offen. Je besser man spielen kann desto mehr erkennt man, was noch zu tun ist und so schwieriger wird es die kleinen Nuancen zu realisieren. An genau so einer Stelle kracht es oft.

Das Vertragsverhältnis war im übrigen - wie bei vielen Erwachsenen - kein Thema. Nach einer 10er Karte können sich Erwachsene entscheiden ob sie wann sie wie oft oder überhaupt kommen wollen. Daher sind die Einzelstunden auch ein wenig teurer. Außerdem hatte ich mit diesem Menschen noch einen Spezialdeal. Er bezahlte mich zum Teil mit Kunstwerken.
 
Liebe Alle!

Danke für Eure Rückmeldungen! Es war interessant und spannend Eure Meinung zu lesen!
 

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