ein paar tipps zu ondine, die evtl. sonderbar wirken (aber klarheit schaffen):
du übst die toccata - prima, tolles stück (rein manuell könnte man auch in islamey herumtrommeln, aber die musikalische substanz ist doch recht flach), leider hilft es manuell nicht für die cis-dur nixe...
probiere gegen jeden geschmack einfach folgendes aus: nimm dein metronom, stell es auf halbe note = 120 und spiel dann die ersten drei seiten des rondo aus der beethovenschen pathetique - - - - ist machbar, aber etwas zu schnell (wie gesagt: es geht um technische klarheit, erst mal abseits von jedem geschmack)
WENN du achtel, achteltriolen und sechzehntel bei HALBE = 120 kannst (vermutlich kann das, wer die toccata übt!), ist der erste schritt bzgl. klarheit gewonnen: damit ist sicher, dass du die diversen zweiunddreißigstelarpeggien und -passagen der ondine manuell bewältigen kannst.
jetzt gilt es, ganz naiv den notentext der ondine rein metronomisch & motorisch zu prüfen: eine rechnung ergibt, dass bei einem tempo von viertel = 120 das ganze stück weniger als 6 minuten dauern würde - daraus folgt, dass im schnitt die viertel irgendwo zwischen 50-60MM anzusiedeln sind. (rechnung: anzahl der viertel ermitteln, dann entsprechend teilen - anfängermathe).
WAS BEDEUTET DAS? die passagennoten sind beim eingewöhnen wie normale sechzehntel zu betrachten, also übt man / gewöhnt sich an achtel = 60 (und da ist alles leicht, beinahe vom blatt spielbar) und steigert das zunehmend, bis man bei 100-120 je Achtel (viertel = 50-60) angekommen ist. DAMIT verliert das notenbild, aber auch die variable rhythmische aufteilung (4, 5 oder mehr noten je achtel) ihren schrecken.
--- JETZT kann man, sauber non legato & pianissimo in zunehmendem tempo alles arpeggien- und passagengeriesel der ondine durchspielen!!! RELEVANT: erst mal gar nichts dabei denken, sondern durch motorische gewöhnung alle passagen automatisieren: die finger laufen von allein, wir dürfen NIE NIE NIEMALS an irgendeinen speziellen griff oder finger denken - DENN DANN SIND WIR ZU LANGSAM, DANN STOCKT ALLES UND HOLPERT
---- was ich da erkläre ist pure empirie ----
natürlich kommen noch ein paar spezialprobleme der ondine dazu:
a) die doppelgriffpassagen
b) der fortissimoausbruch bei "en peu plus lent"
c) die anfangsfigur
d) die dreioktavigen versetzungen der anfangsfigur, wobei die l.H. unbequem sopra die Melodie in (gebrochenen) Oktaven einflicht
-----------------niemand sagt, dass es ondine einem leicht macht...
doppelgriffpassagen: bei viertel = 60 spielbar, wenn man gar nicht darüber nachdenkt, und wenn man chopins, liszts und skrjabins terzen internalisiert hat (manche etüden, z.b. chopin op.25 nr.6, sind ein leben lang nützlich): immer locker staccato, pianissimo, finger stets dicht an den tasten
b) der ausbruch: erst einzeln (leicht!!), dann beidhändig tempo maßlos überdrehen (sic!) und in sicherheitsstationen "hereinrollen": auf jedem Achtel eine ewige Fermate machen, und in dieser zeit für beide hände die nächste station (achtel) anvisieren, dann in die nächste station hineinrollen/rasen (OHNE ANGST; OHNE PRÜFEN; OHNE DENKEN), dann immer so weiter - ggf. wochenlang. dann weglegen, gar nicht dran denken, und einfach mal im tempo spielen, während man ein ganz anderes stück übt! -- und dann wird auch das sicher, schnell, ohne angst und ohne fehler gehen.
c) ...ja...das ist dann wohl die schlechte nachricht...ich weiss auch nicht, wie man das üben soll - ich kann es, und es macht mir keine mühe (ok, ich habe zahllose lisztsche tremoli verinnerlicht, die sprudeln mir aus den fingern), aber wie man es einüben soll, kann ich leider nicht allgemein erklären... ich kann beschreiben, wie ich es MACHE: hand ganz locker, immer dicht an den tasten, vom akkord zum einzelfinger eine gedachte bzw. empfundene (nerven- bzw. muskelimpulse) roll- oder schaukelbewegung, dabei handgelenk, finger und hand quasi beinlos, butterweich: sowie irgendetwas fester wird, als es der automatische stützreflex der finger ist, geht schon gar nichts mehr - denn dann stellt sich zu große anstrengung ein. --- weich, weicher, rieselnd: der arm, die hand, die finger: alles muss sich wie wasser anfühlen: wenn du ohne hinzuschauen langsam und weich beginnst, nur auf die melodie konzentriert bist und NIE versuchst, das tempo anzuziehen: dann kannst du deine hand daran gewöhnen. ODER es geht ohne üben a priori, das ist dann natürlich angenehmer weil es zeit spart.
d) das ist übel, jedenfalls für mich, da ich meine handgelenke kaum seitlich verbiegen kann (wenn man sieht, wie gelenkig argerich oder gould die handgelenke verbiegen...da möchte man aufhören mit dem geklimper...) - geübt: erst mal die l.H. zwei oktaven tiefer, dann ein - dann immer weich von weit oben wie im notentext: auch hier gilt, dass man nicht über probleme raisonnieren soll während man spielt (denn dann pfuscht man), sondern sie eben weich und locker LÄNGST GELÖST HAT (weil man vorher "begreifend" darüber nachgedacht hat, sozusagen auch körperlich mit der hand alles "bedacht" hat)
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"rapide e brillant": die passage ist kinderleicht (normale arpeggien), beim herunterlaufen aber jede vierergruppe rechts mit einer sexte mit 2-5 beginnen, dann spielt sich das wie in chopins ballade II oder mittelteil e-moll etüde; die l.H. spielt also nur drei töne je vierergruppe
die "glissandi" sind banal einfach (schwarze tasten glissando links auf schräg liegendem zeigefinger, rechts auf der außenseite des kleinen fingers)
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MEHR gibt es TECHNISCH nicht zu ondine zu sagen (klar, man kann viele arpeggien besser auf beide hände verteilen, als es ravel der übersicht halber notiert hat)
...aber MUSIKALISCH...ja, da ist die ondine ein echtes wunder - und auch hier gilt, dass der richtige klang, die richtige technik aus der musik kommt - - nur wir gewöhnlichen sterblichen müssen manchmal die übungen machen, die ich dir oben beschrieben habe...
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ich weiss nicht, ob und wie die beiträge in diesem forum ernst zu nehmen bzw. ernst gemeint sind - mir egal, ich habe jetz hier etwas manuelles über ondine erläutert: mehr dazu müsste am klavier gemacht, gezeigt, und ERKANNT werden. ich hoffe, dir nützen diese ratschläge oder tipps ein wenig, falls du dich in diese ästhetische nixenwelt wagst. ABER eines noch: ondine darf nie als etüde missbraucht werden - so etwas kann man mit islamey, don juan reminiszenzen, norma reminiszenzen und evtl. auch mit scarbo tun!!!!
"meisterkurse"...braucht man die? wer wird dafür eigentlich zugelassen?...
meine nächsten konzerte sind in polen, ich fliege am donnerstag nach warszawa, dann geht es durch ein paar polnische städte (ich habe, seit ich öfter in polen gespielt habe, dort radioaufnahmen gemacht - und viele enorm kultivierte freunde gewonnen: tolles land, tolle menschen (klar, die haben chopin und szymanowski hervorgebracht!))
----grüße, viel glück in der toccata
und falls dir ernsthaft an ein paar tipps zum üben gelegen ist, teil es einfach mit: sofern ich zeit habe, versuche ich zu erklären, wie ich es machen würde. einer hier hat etwas über die "natürliche technik" seiner mutter, einer pianistin, geschrieben, die nicht erklären kann oder will, wie sie es macht: das kann ich verstehen: SOWIE MAN DARÜBER NACHDENKT, WIRD MAN HOLPERIG UND ES GEHT NICHT MEHR - der Grund: unser Denken ist zu langsam!!... traurig, aber wahr... also muss man es durch FÜHLEN und zusammenfassen überlisten - aber dann darf man keinen Einzelton einer raschen passage mehr angaffen, bedenken, beäugen, raisonnieren...