Ich hatte Wei Tsin Fu mal angeschrieben und eine Veranstaltung online mitverfolgt, bei der er Klavierlehrerinnen in seiner Methode unterrichtete.
Das war ca 2 Jahre vor seinem Absturz, Verurteilung usw. Also schon relativ lange her.
Damals fand ich ihn wirklich inspirierend. Er hatte Ideen, wie man Dinge auf dem Klavier wirklich schnell und einprägsam erklärt. Leider kann ich mich nicht im Detail erinnern, aber er hatte ein paar Eselsbrücken für Tonleitern, die ich damals echt faszinierend fand. Also nicht für mich, ich bin in Musiktheorie und Klavier fit, aber einfach wie man das super unterrichten kann. Das fand ich wirklich beeindruckend. Auch die Idee mit Schneemann (als Notenbild) und Schnecke (als Griffbild für 1., 3. und 5. Finger, während 2 und 4 die Fühler der Schnecke sind) ist so eine sehr anschauliche Sache.
Da ich selbst nicht unterrichte, habe ich die Lehrerausbildung dann nicht gemacht. Im Nachhinein bedaure ich das ein bisschen.
Das "Schneemann"-Buch hatte ich dann auch mal in den Händen. Das hat mich aber überhaupt nicht überzeugt.
Als ich von den Vorwürfen wegen sexueller Belästigung gelesen habe, war ich natürlich auch entsetzt. Sehr schade.
Das Grundprinzip finde ich aber auch heute noch bedenkenswert. Also eher vom Ganzen zum Teil her zu begreifen. Das Beispiel dafür war, dass man einem Baby nicht erklärt: "Das hier sind die Augen, und das ist die Nase, und hier ist der Mund." und nach ein paar Tagen dann: "und das ist nun deine Mutter!". Und grade für Kinder ist dieses eben nicht analytische Herangehen hilfreich, denke ich.
Üben muss man am Ende natürlich trotzdem. Mir liegt das analytische auch mehr. Aber es hilft schon, wenn man das Stück vorher als Ganzes erfasst, das ist für viele Kinder und auch manche Erwachsene einfacher.
Von daher sollte man seine Methodischen Dinge trennen von dem, was er da persönlich angerichtet hat.
Es gibt noch ein paar Lehrerinnen/Lehrer, die nach seiner Methode unterrichten, aber seinen Namen verständlicherweise nicht mehr erwähnen.