Hi Troubadix nochmal!
Zunächst zu den Punkten, die ich zu Beginn aufgeführt hatte: Du schriebst, dass es Charakteristika seien, die mir persönlich nicht gefallen.
Najaa, also sind es doch immerhin Charakteristika. Und dass diese von mir subjektiv beschrieben wurden, das schrieb ich zum Glück bereits oben, als Ankündigung.
Was problematisch ist – und worüber sich z.B. Menschen oftmals, wenn sie nicht vernünftig sind, sogar „in die Wolle kriegen“, sind, so glaube ich, diese verschiedenen Musik-Geschmäcker. Doch aus diesem Grunde ist es auch gänzlich unmöglich, OBJEKTIV zu sagen, wer „besser“ oder „der Beste“ Musiker, Komponist oder Dirigent ist. Dies wird für immer so bleiben, befürchte ich, fast ängstlich dreinblickend..und daher muss leider auch diese Threadantwort subjektiv sein:
Zur Zauberflöte:
Ich bin nur ein normaler Mensch ohne besondere Fähigkeiten, und bewege mich da etwas hilflos durch die Welt tappend, wie Du sicher ahnst.
Nehmen wir daher an, ich frage den Bäcker, bei dem ich Brötchen kaufe, ob er schon mal was von der Zauberflöte gehört hat.
Und dann frage ich ihn hinterher, ob er einmal etwas von Don Giovanni (wahlweise auf Besuch bei König Thamos in Ägypten) gehört hat. Die Antwort wird vielleicht ernüchternd sein – allerdings nur für Don Giovanni.
Warum ? Weil die Zauberflöte bekannter ist. Zumindest bei der breiten Masse, zu der ich mich zähle. Zumindest vermute ich, dass Melodien aus der Zauberflöte, spielt man sie jemand beliebigem vor, leichter zur Zauberflöte zugeordnet werden, als Melodien aus Don Giovanni zu Don Giovanni zugeordnet werden würden.
Ich denke, dass dieser Punkt wohl klar sein sollte. Er war mein Kriterium, nach dem ich subjektiv die anderen Mozartopern –vor allem für die Diskussion hier- als unwichtig erachtete (und erachte).
Ironie an:
Italienischen Einheitsbrei mag ich nämlich TATSÄCHLICH nicht.
Ironie aus.
Ok..kurz zu den Busoni-Zitaten, bzw. nur das, was mir auffiel:
Zitat 1:
Wenn wir das Wesen Beethovens mit der Großartigkeit eines Gewitters verglichen haben, so ist Mozart ein ewig sonniger Tag. Ob dieser Tag eine lachende Flur, ob er die mächtige See oder eine felsige Einöde bescheint, stets ist er hell, freudig, klar.
Wenn wir..nur solche Tage (auch musikalisch) zu erleben hätten, die hell, freudig und klar sind, dann finde ich das etwas .. nun .. realitätsfern. So etwas gibt es nicht. Doch wir sollten hier bereits zusätzlich schon einhaken und feststellen, dass auch Busoni hier (und im Folgenden in den Zitaten auch) subjektiv urteilt. An der Subjektivität kommen wir einfach nicht vorbei – oder vielleicht wenn jemand von Euch eine adäquate Lösung weiß, wie man die Subjektivität ausschalten kann? Ich fürchte, das lässt sich nicht machen.
Zitat 2: Busoni zur Frage, wer der Beste ist:
Will man aber eine Antwort darauf, so lautet sie „Mozart“.
Subjektiv und daher –zumindest für mich- nicht anfechtbar.
Ich rede daher erneut mit dem o.g. Bäcker, aber dieses Mal sage ich zu ihm:
„Busoni hat gesagt, Mozart war der Beste!“
Der Bäcker antwortet vielleicht: „Welcher Typ hat das gesagt? Kenn ich nicht- kein Kunde von uns.. Naja ich mag lieber die Ärzte. Mozart, also diese Zauberflöte oder wie das heißt klingt aber auch ganz gut.“
Weiters hebt Busoni Mozarts Vielseitigkeit hervor:
Für die bisher unerreichte Größe Mozarts spricht vor allem seine Vielseitigkeit. Auf allen Gebieten und in allen Zweigen der Tonkunst schuf er Vollendetes
Vielseitig waren und sind andere auch, könnte man hier einwerfen. Und vollendet ist mal, so finde ich zumindest, gar nichts.
Im Folgenden geht Busoni lobend auf Mozarts Sonaten, Konzerte, Quartette und Sinfonien sowie Ave Verum und Requiem ein: Doch auch für diese gilt für mich, dass ich da bestimmt einige der o.g. Charakteristika in MANNIFALTIGER Ausprägung vorfinde.
Zu Sinfonien explizit: JEDER kennt ein markantes Motiv aus der c-Moll Sinfonie Beethovens („der 5.“). Und selbst Lieschen Müller könnte sie vielleicht sogar ZUORDNEN. ABER, liebe Clavios....(muss ich wirklich weiterreden, und..Euch fragen, ob Lieschen auch nur EINE EINZIGE Mozartsinfonie zuordnen könnte ??) – Ich glaube, das muss ich NICHT.
Daraus MUSS ich einen gefährlichen Schluss ziehen, und zwar als Frage: „Mozart nur für Experten? Er wollte doch mit „ernst und heiter ist der Schlüssel zu den Herzen der Menschen“ ALLE Menschen erreichen...“
Das hat er aber mit seinen Sinfonien schon mal NICHT geschafft, glaube ich, auch wenn ich mir jetzt Contras entgegenhalten lassen muss. (Mit fast allen anderen Werken übrigens auch nicht – aber schon wieder bin ich subjektiv :) )
Zum Busoni noch mal: Aus bestimmten Gründen interessiere ich mich SEHR für diesen Mann, doch das führt hier VIEL zu weit. Jedoch kann man nicht vermeiden, auch den zeitlichen Zusammenhang zu betrachten: Busoni ist lange verblichen, und auch seine Meinung ist nicht unanfechtbar.
Im Letzten Abschnitt von Busonis Worten geht es um das in den Himmel Heben Mozarts wegen Seligkeit, Gesang, Tonsatz, Partituren, Harmonie, Weinen, Lachen und Befriedigung.
Da hat er Recht. All das kann man erleben, wenn wir uns .. beschäftigen. Und zwar mit unseren Lieblingskomponisten. :)
Viele Grüße von – LMG – , und wenn hier Weiteres geschrieben wird, wäre es sicher interessant!! (freu) !!