Bildungs- und Entwicklungsmisere - eindrücklicher Artikel

Stegull, bei Dir hapert es aber auch ein bisschen mit dem verstehenden Lesen, oder?

Wie eigentlich leicht zu erkennen sein sollte, hat mein Ausgangsbeitrag erstmal nichts mit Feminismus zu tun, sondern dreht sich darum, dass ich einen Artikel über Lern- und Verhaltensschwierigkeiten von Studenten gelesen habe, der nicht nur für sich genommen bereits erschreckend ist, sondern auch das, was ich selber beobachte sowie was u.a. Michael Winterhoff schreibt, zu bestätigen scheint.

Nicht mehr und nicht weniger ist Inhalt meines Postings, über Ursachen wird da nicht spekuliert, sondern lediglich ein Ist-Zustand konstatiert.

Nun, Winterhoffs zentrale These ist, dass die Schwierigkeiten der heutigen Kinder und Jugendlichen darauf zurückzuführen sind, dass Eltern in eine "Symbiose" mit ihren Kindern gehen, sie also nicht mehr als getrennte Wesen wahrnehmen, sondern so zusagen als Teil oder "Verlängerung" ihrer selbst, so dass z.B. Erfolg oder Misserfolg des Kindes sich anfühlen wie eigener Erfolg und Misserfolg und so dass Abgrenzung, also Grenzensetzen und Neinsagen, sehr schwer fällt. Das Kind als superwichtiges "Lebensprojekt", von dessen Erfolg der eigene Selbstwert abhängt, wird der vergötterte "Bestimmer", der sogar über Dinge entscheiden dürfen soll, über die er in seinem Alter noch gar nicht entscheiden kann.
Auf diese Weise bleibt das Kind / der Jugendliche in einer frühen psychischen Entwicklungsphase hängen (die in dem frühen Alter völlig normal und wichtig ist), in der er in narzisstischer Weise sich selbst und seine Bedürfnisse als Zentrum des Geschehens erlebt und z.B. gar nicht versteht (gar nicht verstehen kann), dass man auf Bedürfnisse anderer auch Rücksicht nehmen muss und nicht alles nach der eigenen Nase laufen kann.

Dies wird von der heutigen Art der Schulpädagogik weiter unterstützt, die glaubt, der Lehrer solle nur noch ein begleitender "Coach" sein, und es sei wichtig, dass die Schüler alles möglichst voll selbständig und "selbst aussuchend" lernen.

Ich bin allerdings tatsächlich der Ansicht, dass dies mit Feminismus durchaus AUCH was zu tun hat. Und zwar ist es ja so, dass bei der Mutter die enge Bindung (im Säuglingsalter auch "symbiotisch") zum Kind normal und wichtig ist. Beim Vater hingegen nicht - der ist mehr dafür wichtig, dass das Kind sich, wenn es älter wird, nach außen orientiert, Frustrationen wegsteckt, was wagt etc. Dadurch, dass immer mehr Kinder von alleinerziehenden Frauen erzogen werden, in Kindergärten und Schulen ganz überwiegend Frauen die Erziehungspersonen sind und Kinder immer weniger ohne das männliche Vorbild aufwachsen, ist es ganz klar, dass es zur Verstärkung dieser "symbiotischen" Tendenzen kommt. Und es lässt sich nicht wegdiskutieren, dass - ich werte jetzt nicht, sondern beschreibe lediglich Fakten - die Auflösung der alten Partnerschafts- und Familienstrukturen mit ihren strengen Moral-Regeln zugunsten von mehr Freiheit für die Frauen, die sich bei Unzufriedenheit leichter trennen können und sowieso mehr zu sagen haben als früher, während Männer generell zurückhaltender geworden sind, um nicht als "Patriarchen" dazustehen", zu diesem Zustand stark beigetragen hat.
 
Stegull, bei Dir hapert es aber auch ein bisschen mit dem verstehenden Lesen, oder?

Wie eigentlich leicht zu erkennen sein sollte, hat mein Ausgangsbeitrag erstmal nichts mit Feminismus zu tun, sondern dreht sich darum, dass ich einen Artikel über Lern- und Verhaltensschwierigkeiten von Studenten gelesen habe, der nicht nur für sich genommen bereits erschreckend ist, sondern auch das, was ich selber beobachte sowie was u.a. Michael Winterhoff schreibt, zu bestätigen scheint.

Nicht mehr und nicht weniger ist Inhalt meines Postings, über Ursachen wird da nicht spekuliert, sondern lediglich ein Ist-Zustand konstatiert.

Ja klar, das ist doch nicht erst seit heute bekannt. Deshalb habe ich doch angedeutet dass diese Probleme schon 2008 diskutiert wurden. Worüber willst du dich denn nun unterhalten? Das Thema ist doch nun schon so abgekaut und der Zug ist unhaltbar in diese Richtung abgefahren. Die Schulpädagogik unterstützt natürlich diese Linie weil deren Organisatoren heute die Kinder von damals sind. Die Kinder die genau unter diesen Umständen aufgewachsen sind.

Ich bin allerdings tatsächlich der Ansicht, dass dies mit Feminismus durchaus AUCH was zu tun hat. Und zwar ist es ja so, dass bei der Mutter die enge Bindung (im Säuglingsalter auch "symbiotisch") zum Kind normal und wichtig ist. Beim Vater hingegen nicht - der ist mehr dafür wichtig, dass das Kind sich, wenn es älter wird, nach außen orientiert, Frustrationen wegsteckt, was wagt etc. Dadurch, dass immer mehr Kinder von alleinerziehenden Frauen erzogen werden, in Kindergärten und Schulen ganz überwiegend Frauen die Erziehungspersonen sind und Kinder immer weniger ohne das männliche Vorbild aufwachsen, ist es ganz klar, dass es zur Verstärkung dieser "symbiotischen" Tendenzen kommt. Und es lässt sich nicht wegdiskutieren, dass - ich werte jetzt nicht, sondern beschreibe lediglich Fakten - die Auflösung der alten Partnerschafts- und Familienstrukturen mit ihren strengen Moral-Regeln zugunsten von mehr Freiheit für die Frauen, die sich bei Unzufriedenheit leichter trennen können und sowieso mehr zu sagen haben als früher, während Männer generell zurückhaltender geworden sind, um nicht als "Patriarchen" dazustehen", zu diesem Zustand stark beigetragen hat.

Was jetzt? Doch über Ursachen oder Folgen diskutieren? Oder nicht? Hast du dich nicht auch selbst einmal gefragt, inwieweit du selber durch diese Entwicklung betroffen und geschädigt bist?

Ich denke, das Problem ist umfassender als wir alle zu denken glauben. Viele unschöne Entwicklungen (hier nur einige Beispiele: Berliner Flughafen, Abbau der Demokratie, Vernachlässigung des gesellschaftlichen Friedens, Katastrophe in der Bildungs-, Alten- und Pflegeindustrie) sind damit verbunden.

Es gibt eine wunderbares Hördokument, in denen man Zeitzeugen der Zeit zwischen beiden Weltkriegen zu Wort kommen lässt. Unglaublich spannend anzuhören, wie Gesellschaft damals funktionierte, wie anders die Menschen damals dachten und wie Tugenden damals noch erstrebenswertes Gut waren. Aus heutiger Sicht nicht mehr nachvollziehbar. Heute ticken die Leute anders.

https://www.amazon.de/Unter-dem-Gras-darüber-Erinnerungen/dp/3899400461
 
Leute, es muss doch möglich sein, über diese Dinge zu diskutieren und bestimmte Sachen zu kritisieren, ohne dass das gleich in so eine AfD-alte-Leute-früher-herrschte-noch-Zucht-und-Ordnung-und-alles-war-besser-Richtung abdriftet... oh Mann...
 
Leute, es muss doch möglich sein, über diese Dinge zu diskutieren und bestimmte Sachen zu kritisieren, ohne dass das gleich in so eine AfD-alte-Leute-früher-herrschte-noch-Zucht-und-Ordnung-und-alles-war-besser-Richtung abdriftet... oh Mann...

Warum sollte ich mich weiterhin über Dinge echauffieren, über die ich schon vor 10 Jahren gestolpert bin. Irgendwann muss man es auch mal akzeptieren. Akzeptieren dass sich nichts ändert. Es wird vielmehr sicherlich noch schlimmer kommen. Denn die Leute von heute bekommen wieder Kinder und geben ihre Unfähigkeit in doppelter Konzentration an den Nachwuchs weiter.

Kann es sein, dass du psychologisch (Achtung: Nicht fachlich) im falschen Beruf fest steckst? Es ist offensichtlich so, dass Kinder/Schüler, die nach deiner Vorstellung funktionieren, nicht wie Sand am Meer anzutreffen sind. Was machst du? Wie ein Kind, welches seinen Willen nicht bekommt, mit dem Fuß aufstampfen und meckern.

Übrigens sehr schön zu sehen wie wenig du akzeptieren kannst wenn eine Diskussion nicht nach deiner Vorstellung läuft. Ein beschriebenes Symptom in dem von dir verlinkten Artikel.

Fantastisch.
 
Ein Beispiel zur Sprache aus dem Leben:

Ich habe vor ein Paar Tagen Wanderungen nach einem Wanderführer gemacht, wo man auch durch wegloses Gebiet im Wald geht und sich anhand der Wegbeschreibung orientieren muss. Das war sehr schwierig. Da erfuhr ich aus erster Hand sehr deutlich: Die Grenzen meiner (unserer) Sprache sind die Grenzen meiner Welt: Die Alltagssprache ist nicht dafür gemacht, den Wald (mit seinen geographischen und geologischen Beschaffenheiten, Lichtverhältnissen, Atmosphären etc.) so genau zu Beschreiben, dass man nur anhand der Worte den Weg leicht findet. Ohne Beschreibung keine Orientierung.

Ich bilde mir sogar ein, mich noch an das erlösende Gefühl zu erinnern das ich als Kind hatte, wenn ein Erwachsener mein diffuses Gefühl der Unzufriedenheit so treffend beschreiben konnte, wie es mir selber noch nicht möglich war, und mir dadurch mehr Selbstverständnis und Orientierung schenkte.
 
Einiges von dem, was du kritisiert ist eine Frage der Erziehung. Kindern muss der Nutzen von Kritik erst einmal beigebracht werden, dann werden sie sie nicht als negativ empfinden.
Auch dass Verantwortung erst einmal abgeschoben wird ist ja typisch kindlich. Immer hat doch der andere angefangen oder man hat nur eine schlechte Note geschrieben, weil der Lehrer irgendwas nicht oder falsch erklärt hat. Da muss man als Elternteil halt auch mal ein Machtwort sprechen und vor allem: dem Kind in entsprechenden Situationen vormachen wie es geht.

Jetzt kommen die Probleme in der Schule... Am ersten Elternabend (1. Klasse !!) kam die Diskussion auf, ob die Kinder denn nicht dringend Englisch oder besser noch Chinesisch (kein Witz ) lernen sollten. Welches Kind zur Kinderuni geht, welches bereits Mozartsonaten spielt usw. Hierzu passt dann die Aussage einer Arbeitskollegin: "Ich bin durchaus intelligent. Meine Tochter hat Abitur!" Ich sage meinem Sohn immer, dass ich einen Studienabschluss und einen Job habe, und dass er nicht für mich lernt.

Weiter ist unsere Grundschule auf die glorreiche Idee gekommen die Kinder selbst entscheiden zu lassen wie viele und welche Hausaufgaben sie machen möchten. Mein Sohn ist das Gegenteil eines Strebers, die Sache ging sowas von nach hinten los. Erst brauchen sie klare Ansagen und Führung, eben auch zum eigenverantwortlichen Handeln. Denn in der Oberstufe oder an der Uni musst du eben abschätzen können, ob du jetzt lernst oder einen trinken gehst.

Ich erlebe auch immer wieder (sowohl bei meinem Sohn am Gymnasium als auch von Erzählungen von befreundeten Lehrern), dass sich Eltern mehr und mehr in den Schulalltag einmischen. Da wird dann mit der Lehrerin diskutiert dass der kleine Jean-Luca besonders kreativ ist und solch strenge Regeln der Mathematik ihn in seiner Entwicklung hindern. Außerdem könne man bestimmt mehrere Meinungen zulassen... Wenn ich sowas von meinen Eltern höre, plappere ich es doch nach. Und der Lehrer wird, damit er sich nicht täglich mit einer Heerschar von erbosten Müttern rumschlagen muss, auch mal 5 gerade sein lassen.

Was den Klavierunterricht oder das Vorspiel angeht bin ich recht ratlos. Mein Sohn ist einfach faul und hat absolut keine Geduld. Er "übt" vielleicht 1 Stunde in der Woche manchmal auch nur eine halbe .Üben sieht so aus, dass er sein Stück ein oder zwei Mal durchspielt. So irgendwie. Wenn ich ihn "drille", also "Spiel diese Stelle 5 mal", "von deinem Freund kannst du mir erzählen, wenn du geübt hast" oder "links bist du falsch, guck mal genau" wird das meist damit quittiert, dass er aufhört. Sein Klavierlehrer ist sehr behutsam, sagt ihm natürlich, dass er mehr üben soll. Aber alles sehr harmonisch. Ich kann mich daran erinnern, dass ich früher ziemlich Lack bekommen habe, wenn das Stück nicht so wie erwartet war. Und ich hab geübt. Ich habe seinen Klavierlehrer auch mal drauf angesprochen. Er meinte, es sei wichtig, die Kinder nicht zu demotivieren. Wenn auf zu viele Unzulänglichkeiten hingewiesen würde, würde das im Ergebnis nur zu Resignation führen. Das führt allerdings dazu, dass mein Sohn dem Irrglauben unterliegt, er könne ganz gut spielen. Und wenn er dann im Vorspiel an der Schule eine 1 oder 2 für ein miserabel gespieltes Menuett bekommt, wird er dann auch noch darin bestärkt. Davor hat er mich gefragt, welche Note er auf Profiniveau dafür bekäme und ich sagte halt 6. Er war total bestürzt, aber nach Benotung durch seinen Musiklehrer war die Welt wieder heil und ich als unfähig abgestempelt. ..

Es lebe unser Bildungssystem!
 
Tja, Muck, für einige klingst Du vermutlich wie ein schwarzmalender Meckeronkel, aber genau diese Dinge sind heute an der Tagesordnung!

Was man als KL beispielsweise machen kann, ist, mit dem Schüler gemeinsam sehr genau in der Stunde zu üben. Mit der zweckmäßigen Vorgehensweise, und auch so, dass man ihm ausdrücklich dabei unter die Nase reibt, dass er doch bitte genau so zu Hause üben soll, weil es sonst einfach ineffektiv ist und keinen Spaß macht oder er sich sogar doofe Sachen angewöhnt.

Dabei kommt er dann nicht umhin, festzustellen, dass er innerhalb z.T. weniger Minuten eine Stelle wunderbar hinbekommen hat - sogar vielleicht mit etwas, das er bisher dachte, technisch gar nicht hinzubekommen.

So, und wenn er dann nächstes Mal ankommt und es nicht gut kann, kann man ihn fragen: "Und? Hast Du es so geübt wie wir es zusammen durchgegangen sind und ich es Dir auch aufgeschrieben habe?" Daraufhin kommt natürlich ein Nein, und an der Stelle kann man hoffen, dass der "Scham-Mechanismus" bei dem betreffenden Schüler noch ansatzweise funktioniert, so dass er weiß, dass er einen nicht bescheißen kann und dass der KL genau weiß, dass er es locker zur nächsten Woche könnte, wenn er ausreichend und korrekt üben würde.

Ggf. mache ich Zusatzmaßnahmen wie dass der Schüler seine Übezeiten protokollieren soll (ggf. zusätzlich mit Notation, was genau geübt wurde, oder Abzeichnung durch Eltern) oder dass mir der Schüler nach ein paar Tagen per Whatsapp eine MP3-Aufnahme seines Übestandes schicken soll. (Wer sich aufnimmt, nimmt die Fehler und Unzulänglichkeiten wahr, auch wenn er sich sonst einbildet, alles schon recht gut zu können, daher ist Aufnehmen echt heilsam.)

Diese sehr ehrliche "Du weißt Bescheid, ich weiß Bescheid, let's not bullshit each other"- Art und Weise funktioniert nach meiner Erfahrung relativ gut und sorgt tatsächlich für ein gutes Unterrichtsklima. Aber natürlich hat man immer wieder welche, die trotzdem nichts machen.

Dieses dauernde Loben ist natürlich eine ganz grässliche und gefährliche Seuche, die bekämpft gehört.
 
Aber alles sehr harmonisch. Ich kann mich daran erinnern, dass ich früher ziemlich Lack bekommen habe, wenn das Stück nicht so wie erwartet war. Und ich hab geübt. Ich habe seinen Klavierlehrer auch mal drauf angesprochen. Er meinte, es sei wichtig, die Kinder nicht zu demotivieren. Wenn auf zu viele Unzulänglichkeiten hingewiesen würde, würde das im Ergebnis nur zu Resignation führen. Das führt allerdings dazu, dass mein Sohn dem Irrglauben unterliegt, er könne ganz gut spielen. Und wenn er dann im Vorspiel an der Schule eine 1 oder 2 für ein miserabel gespieltes Menuett bekommt, wird er dann auch noch darin bestärkt. Davor hat er mich gefragt, welche Note er auf Profiniveau dafür bekäme und ich sagte halt 6. Er war total bestürzt, aber nach Benotung durch seinen Musiklehrer war die Welt wieder heil und ich als unfähig abgestempelt. ..

Ich verstehe jetzt nicht....

Ist nun der Klavierlehrer, du als Elternteil oder dein Sohn das Problem?
Oder ist das Problem gar nicht zu lösen? Und dies hier nur der Thread, wo ein Klavierlehrer (Die Eltern und die Kinder sind schuld!), ein Elternteil (Der Klavierlehrer und mein Sohn ist Schuld) mal so richtig Dampf ablassen dürfen?

Bin gespannt, wann der erste Klavierschüler hier schreibt: Meine Eltern und der Klavierlehrer sind schuld!
 
Einiges von dem, was du kritisiert ist eine Frage der Erziehung.
Ja klar ist es das. Was denn sonst? Die Kinder sind doch nicht genetisch anders konditioniert.
Weiter ist unsere Grundschule auf die glorreiche Idee gekommen die Kinder selbst entscheiden zu lassen
Genau. Die Eltern haben die Erziehung nicht alleine in der Hand. Sie treffen in der Grundschule auf die Erwartung anderer Eltern, die ihre Kinder um Gottes Willen nicht überfordern wollen und sowieso glauben, dass ihre Kinder die tollsten sind (so wie ihnen als Kind vermutlich erzählt wurde, sie seien die tollsten, oder jedenfalls keine Grenzen gesetzt wurden). Sie treffen zudem auf ideologisierte und wissenschaftsbefreite Schulkonzepte.
Der bedient einen Markt, auf dem Du mit Deinen Vorstellungen von Anstrengung und Leistung leider in der Minderheit bist.
Er meinte, es sei wichtig, die Kinder nicht zu demotivieren.
Wenn die Kinder mangels Üben keine Fortschritte erzielen, wie motiviert sind sie dann wohl?

Und auch wenn @hasenbein das total AfD findet: Diese Entwicklung hat was mit Identitätspolitik und Political Correctness und solchen Schwachsinnstrends wie "Gewaltfreier Kommunikation" zu tun. All diesen Dingen ist nämlich gemeinsam, dass Frustrationstoleranz kein erstrebenswerter Soft Skill mehr ist. Vielmehr soll jeder immer und überall das Recht haben, sich diskriminiert, benachteiligt und sonst was zu fühlen, und "die anderen" sowohl für Beleidigtsein verantwortlich machen zu dürfen wie auch für persönliche Misserfolge. Wer mit jemandem kommuniziert, der muss demnach jede Befindlichkeit des Gesprächspartners vorausahnen und berücksichtigen. Tut er das nicht, begeht er "Microaggressions". Die Fähigkeit, auch mal eine unangenehme Bemerkung runterzuschlucken, egal ob unberechtigt oder vielleicht sogar berechtigt, ist nicht gefragt, stattdessen darf man sofort den "Beleidiger" anprangern.

Was Erwachsene untereinander inzwischen beachten sollen bzw. wie sie sich gegenseitig ermahnen, wenn sie den o. g. Konzepten nicht folgen, kriegen Kinder mit und sie kriegen es auch ab. Sie bekommen kein ehrliches Feedback und lernen dann natürlich auch nicht, mit Misserfolgen umzugehen. Sie machen weder die Erfahrung, dass Schwierigkeit oft mit Anstrengung zu überwinden sind, noch die, dass manche Schwierigkeit subjektiv vielleicht auch nicht zu überwinden sind (mangels Talent oder was auch immer) und auch davon die Welt nicht untergeht. Sie entwickeln keine realistische Selbstwahrnehmung, weil ein Kind, das schlecht Mathe kann, eben nie gesagt bekommt, dass es schlecht Mathe kann (aber tolle Geschichten erzählt!?). Sie lernen nicht nur keine Frustrationstoleranz, sie lernen explizit, andere verantwortlich zu machen für Frust. Das böse Erwachen kommt dann im ersten Job oder beim ersten Gehaltsgespräch, weil das Arbeitsleben eben kein Safe Space ist.
Es ist nicht bloß das Bildungssystem. Im Bildungssystem bildet sich lediglich der Zeitgeist ab.

Im Beitrag #2 dieses Fadens ist eigentlich alles gesagt. Wir sind eine Gesellschaft im Endstadium der Dekadenz. In der Phase "Good times create weak men". Es geht uns schlicht zu gut, denn nur im allgemeinen Wohlstand können die oben kritisierten Konzepte gedeihen. Das Pendel wird vermutlich bald umschlagen nach "Weak men create bad times".
 
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Ich verstehe jetzt nicht....

Ist nun der Klavierlehrer, du als Elternteil oder dein Sohn das Problem?
Oder ist das Problem gar nicht zu lösen.

Naja, von allem etwas würde ich sagen :lol:
Es gibt so viele moderne Erziehungsansätze, dass am Ende doch nur Durcheinander (Fuppes auf saarländisch) rauskommen kann. Du kannst es mit den zahlreichen Ernährungstipps vergleichen: low carb oder doch vegan? Frühstück ja oder besser 8+4 Regel? Vegetarisch geht doch immer aber bitte nur Bio wegen des ganzen Glyphosats. Jetzt kombinieren wir das ganze mal und.... verhungern.
 
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Ich führe derzeit eine kleine schriftliche Diskussion mit einer Dipl.-Päd., die seit geraumer Zeit an ihrer Dissertation schreibt. Dieser lange Werde-Prozess der Dissertation hängt AUCH damit zusammen, dass die Pädagogik als Wissenschaft sich zwar mittlerweile ihrer Grenzen bewusst ist, die Kindererziehung und -beschulung andererseits aber irgendwie weitergehen muss.

Das zentrale Stichwort lautet "Selbstverwirklichung".

Dieser Begriff hat mittlerweile einen üblen Beigeschmack, den er der unsachgemäßen Praxis schuldet und als wissenschaftlicher Begriff dadurch quasi untauglich wurde. Die pädagogische Wissenschaft versteht darunter jedenfalls etwas anderes als die Normalsterblichen, die den Begriff aufschnappen.

Verstanden wird der Begriff bzw. das pädagogische Ziel "Selbstverwirklichung" auf genau die Art, wie wir es als Folge verstärkt beklagen müssen:

Weiter ist unsere Grundschule auf die glorreiche Idee gekommen die Kinder selbst entscheiden zu lassen wie viele und welche Hausaufgaben sie machen möchten.
Sie "entscheiden" ja sogar selbst, wie sie schreiben. Stichwort "Schreiben nach Gehör". Sie "lernen" es also erst mal falsch. Dann müssen sie es noch einmal lernen, nämlich "richtig". Was aber nach diversen Rechtschreibreformen und -metareformen noch "richtig" ist, ist in der Tat mitunter schwer zu bestimmen.
NORMVERLUST. Als könne ein zutiefst soziales ("in Gesellschaft lebendes") Wesen wie der Mensch ohne Normensetzung heranwachsen (dass es sich später u. U. begründet von diesen abwendet, ist etwas anderes, aber erst einmal müssen Normen als Richtschnur gesetzt werden. Man kann das Kind sich nicht selbst erziehen lassen).
dass der kleine Jean-Luca besonders kreativ ist und solch strenge Regeln der Mathematik ihn in seiner Entwicklung hindern. Außerdem könne man bestimmt mehrere Meinungen zulassen...
Man hat sich systematisch abgewöhnt zu akzeptieren, dass etwas unumstößlich falsch ist. "Alles ist verhandelbar (und muss täglich neu verhandelt werden ;-))." Es gibt Fakten und alternative Fakten. "The truth is not the truth."

Dieses dauernde Loben ist natürlich eine ganz grässliche und gefährliche Seuche, die bekämpft gehört.
Ja. Noch schlimmer ist aber das Ausbleiben von Tadel, verpackt in Begriffe wie z. B. "falsch", "das ergibt keinen Sinn", "nicht verstanden", "mach das noch mal, das ist eine Zumutung". Wie soll Frustrationstoleranz gelernt werden? Früher oder später wird nach dem Staat gerufen, der es richten muss. Dass man selbst Bockmist gebaut hat und sich eben mehr Mühe geben müsste, ist aus dem Bereich der Realitätsvorstellung verbannt worden. Andere sind schuld. Der Lehrer soll das gefälligst richtig beibringen, und wenn der Schüler keine Fortschritte macht (weil er nicht oder nicht richtig übt), ist der Lehrer, die Schule, der Kapitalismus oder ein anderer Popanz schuldig.


Die beklagte Entwicklung ist seit geraumer Zeit zu beobachten. Mittlerweile ist zusätzlich eine erschreckende Verrohung zu beobachten. Das Agieren nach dem Lustprinzip. Man hat halt gerade mal einen Impuls und agiert ihn aus.

Letzteres ist auch auf den allgemeinen Normenverlust zurückzuführen. Dass man bestimmte Dinge einfach nicht tut als zivilisierter Mensch, scheint in Vergessenheit zu geraten. All das wird tradiert, reproduziert und sich weiterhin verschlimmern.



Disclaimer:

Wie stets, das sind allgemeine Beobachtungen, und ich selbst kenne erfreuliche Gegenbeispiele. Aber allein schon der Umstand, dass man ein wohlerzogenes Kind als "erfreuliches Gegenbeispiel" empfindet, sagt m. E. einiges weniger Erquickliches aus.
 
Klingt, als sei die westliche Gesellschaft in die Pubertät gekommen :-D Das geht bekanntermaßen (meistens) früher oder später vorüber.
 
Ein wesentliches Element, warum Kinder keine Frustrationstoleranz mehr lernen ist, dass unser Belohnungssystem heute zu oft und zu einfach angesprochen wird.

Digitale Unterhaltungselektronik in Form von Smartphones, Konsolen, Computern mit Spielen, Streaming-Geräte mit Netflix/Youtube/Twitch, Insta/Snap/Musicly etc. - der Spaß ist allzeit einen Klick weit weg und der gefühlte Weg zum Ruhm liegt hinter dem nächsten eigenen Video.

Die Spiele sind obendrein allesamt sehr belohnungsaffin - für kleinste Aktionen gibt es jeweils einen Ping fürs Belohnungssystem - fast im Sekundentakt.

Das gab es in der krassen Form früher nicht - es ist echt schwer, Kindern ein "der Weg ist das Ziel" oder "Am Ende des langen Übeprozesses steht die Belohnung" zu vermitteln.

Der Folgeeffekt zieht sich durch alle möglichen Dinge durch: Bewegung, Freunde treffen, Schule mit Zielen / ein Hobby durchhalten etc.

Auch Verrohung entsteht durch dieses System - es gibt keine schnelle Belohnungen -> Frust und Aggression.
Auch höre man den Spielern zu, die gemeinsam in Online-Spielen (man kann über Micro miteinander sprechen im Spiel) sind - die belegen sich gegenseitig hochaggressiv, eine kontrollierende Instanz gibt es nicht, im Gegenteil - die Helden auf Youtube/Twitch sind ja ganz genauso.

Nein, damit meine ich nicht, Killerspiel-Schnappathmung etc. - es geht mir darum, dass sich bereits ab der 1. Klasse alle fürs Smartphone/Computer-spielen etc. verabreden - und da pflaumen sich die Leute übers Mikro auch in Minecraft voll und ziehen sich gegenseitig ab (Lieblingsvideos sind "Scammer").


Ich glaube, ich selbst hätte nie so viele Hobbies gehabt, nie Computer-Programmierung, Mathe etc. auf meinem hohen Level gelernt, wenn es damals schon derart viel Ablenkung gegeben hätte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ganz einfach:
Es gibt interessierte Menschen, die werden erfolgreich.
Und dann gibt es die, die jammern und von der ersten Gruppe langfristig durchgefüttert werden müssen.
 
Erst brauchen sie klare Ansagen und Führung, eben auch zum eigenverantwortlichen Handeln
... paßt so wunderschön zu:
Paradoxa ("Werde, der du bist!") oder Antinomien ("Wie kultiviere ich Freiheit durch Zwang?") können kaum selbstständig reformuliert werden
Tja, vielleicht leiden die Lehrer an der von dir beschriebenen Grundschule an den von Ladenthin genannten Problemen.

Aber selbständiges Handeln ist heute auch in der Altersklasse 50+ nicht selbstverständlich, erlebe das allzu oft mit meinen Kollegen. Eigenständige Weiterbildung ... Fehlanzeige. Und zeigt man ihnen Verbesserungsmöglichkeiten auf, gibt es bestenfalls gespieltes Interesse, eher offene Ablehnung.
 
Lieber hasenbein,

danke für den Beitrag von Volker Ladenthin! Er wirft viele Fragen auf, vor allem die, woher eine solche Entwicklung kommt und - für mich - ob all das früher wirklich besser war.

Dieser Artikel lässt vermuten, dass auch in den naturwissenschaftlichen Fächern Defizite vorherrschen. Sonst könnte man vielleicht denken: naja, wenn man nicht weiß, was man studieren soll, studiert man halt Germanistik o.ä. - und dann fehlt eben die Leidenschaft.

Wenn ich den Unterricht von damals mit heute vergleiche, stelle ich fest, dass früher sehr viel mehr "geübt" worden ist. Viele Hausaufgaben mit Übungen in Grundrechenarten, tägliche Vokabeltests u.v.a.m. bestimmten den Schulalltag, so dass eine solide Basis gelegt wurde. Dafür gab es kaum Transferaufgaben, kritisches Denken war (noch) verpönt und wissenschaftliches Arbeiten habe ich zumindest kaum gelernt. Insofern frage ich mich, ob das folgende, von Ladenthin beschriebene Problem früher nicht existierte:

"Aber es lässt sich ein entwicklungspsychologisches Problem feststellen. Auf Grund der kognitiven Entwicklung scheinen die Studierenden in den Anfangssemestern mehrheitlich nicht in der Lage, komplexe, antinomische und multikausale Prozesse, wie sie heute in allen Wissenschaften üblicherweise beschrieben werden, angemessen aufzunehmen und Vorgänge streng aspektgebunden oder multiperspektivisch zu betrachten."

Um ehrlich zu sein, traue ich das mir selber kaum zu! :-D

Neben mangelnder Übung könnte ein weiterer Grund für die negative Entwicklung sein, dass das Lesen sehr in den Hintergrund getreten ist, vor allem das Lesen anspruchsvoller Texte. Mit Lektürehilfen, die man sich kaufen kann, kann jeder irgendwie halbwegs durch den Faust etc. kommen und man muss sich nicht mehr selbst alles aneignen. Im Internet kann man Interpretationshilfen, Analysen etc. finden - das macht es einfacher, aber schont leider auch die eigenen Synapsen.

Merkwürdig ist trotzdem, dass Noten (immer bessere) und Fähigkeiten (immer schlechtere) so auseinanderklaffen. Ich nehme an, G8 und das damit verbundene Chaos hat dazu nicht unwesentlich beigetragen.

Ladenthin bemängelt abseits der fachlichen Fähigkeiten mangelnde Selbstständigkeit und Kritikfähigkeit. Ansonsten schätzt er die menschlichen Fähigkeiten seiner Studenten durchaus:

"Der Umgang mit den Studierenden ist dabei äußerst angenehm. Die Studierenden sind überaus freundlich und kommunikativ, im Zwiegespräch sehr geschickt. Ebenso sind sie fleißig, gutwillig und konstruktiv:"

Natürlich muss überlegt werden, woher die mangelnde Selbstständigkeit und Kritikfähigkeit kommen. Wenn man überlegt, dass die Abiturienten der letzten Jahre oft erst 17 waren, als sie mit dem Studium begonnen haben, lässt sich vielleicht ersteres erklären. Männer haben früher erst oft mit 21 begonnen zu studieren (Wehrpflicht...).

Vielleicht werden tatsächlich zu gute Noten vergeben, die zu einer falschen Selbsteinschätzung führen, so dass ernsthafte Kritik, Feedback und Reflexion im Schulleben zu kurz kommen?

So sehr ich den sehr präzisen Artikel von Ladenthin schätze, so sehr stören mich aber die aus meiner Sicht sehr unpräzisen Äußerungen von Winterhoff. Der vermengt in seinen Büchern und Interviews Richtiges und Gutes mit einem Konglomerat aus Vermutungen, Behauptungen, Tipps und Falschem, so dass man überhaupt nicht weiß, was denn nun wissenschaftlich belegt, unbelegt, vermutet und sonst was ist. Wie ein riesiger klebriger Kloßbrei. Das gefällt mir überhaupt nicht!

Mir gefällt viel mehr, wenn wir versuchen würden, uns den Ansprüchen Ladenthins in unserem eigenen Verhalten und unseren Überlegungen anzunähern. Indem wir uns bemühen, Fragen zu stellen, anstatt sofort Antworten zu geben. Indem wir unsere Urteilskraft auf den Prüfstand stellen, es vermeiden, unsere persönlichen Erfahrungen zu absolutieren, indem wir neugierig und lernbegierig sind, indem wir uns selbst immer wieder reflektieren.

Dieses Zitat von Ladenthin trifft es doch recht gut:

"Geltungsansprüche und theoretische Modelle Dritter werden so lange anerkannt, wie sie der eigenen Erfahrung entsprechen:"

Wenn wir keine Vorbilder sind, wieso sollten es dann unsere Kinder sein? Diskussionen führen, dem anderen zuhören, das Denken lernen ... das geschieht nicht von selbst.

Liebe Grüße

chiarina
 
Es gibt eine wunderbares Hördokument, in denen man Zeitzeugen der Zeit zwischen beiden Weltkriegen zu Wort kommen lässt. Unglaublich spannend anzuhören, wie Gesellschaft damals funktionierte, wie anders die Menschen damals dachten und wie Tugenden damals noch erstrebenswertes Gut waren. Aus heutiger Sicht nicht mehr nachvollziehbar. Heute ticken die Leute anders.

https://www.amazon.de/Unter-dem-Gras-darüber-Erinnerungen/dp/3899400461

Lieber Stegull,

(noch) kenne ich das Hördokument leider nicht, aber ich frage mich, wie denn Menschen mit solchen Tugenden und aus einer solchen Gesellschaft den Holocaust samt 2. Weltkrieg verursachen konnten. Oder habe ich dich falsch verstanden?

Liebe Grüße

chiarina
 
Ich frage mich, ob die Menschen z.B. vor 100 bis 150 Jahren mit 18 "mündiger" und selbstständiger waren als heute. Wenn nein, gab es dann ein kleines Hoch zwischen damals und jetzt? Woher kam das, und wo ist es hin? Resultiert es tatsächlich aus den schlimmen Zeiten der zwei Weltkriege?
 

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