Ich stelle mir gerade mein oben geschildertes "Aufklärungsgespräch" aus den 70ern in Deutschland 2018 vor, wie heutzutage der kleine Jonas seine Mutter fragt: "Du, was ist ein Hurensohn? Der Mesut hat gesagt, ich sei ein Hurensohn."
Oder: "Was ist schwul? Der Amir sagt, ich sei schwul. Maximilian sei auch schwul, sagt der Jasin. Wir wissen beide nicht, was damit gemeint ist..."
Oder: "Was ist eigentlich eine Fotze? Erdal, Kaya und Junis sagen das immer über die Frau Schmidtmüller."
Oder: "Mama, das heißt ficken? Der Moamett hat gesagt "Isch fick Dei Mutter". Was meint er damit?"
Mama/Papa könnten am Ende des Erklärungsversuchs natürlich auch empfehlen, s. o.: Diejenigen, die so was zu jemandem sagen, sind böse und gemein. Mit solchen Kindern solltest Du besser gar nicht umgehen.
Dann käme plöhterweise: Aber das sagen doch alle.
Später unter 4 Augen, Mami zu Papi: Wir hätten Jonas nie auf diese schreckliche Immanuel-Kant-Schule schicken sollen.
Papi zu Mami: Ja schon, aber das ist nunmal der Schulbezirk, von der Sophie-Scholl-Schule hörte man damals doch auch ganz schlimme Sachen. Die haben sogar einen Wachdienst beauftragt, damit sie einigermaßen Herr der Lage bleiben. Die Direktorin hat übrigens gekündigt. Kürzlich stand in der Zeitung, da sei [beliebige Schauergeschichte ergänzen, die vom kommunalen Schulträger öffentlich erfolgreich kleingeredet wurde, in Elternkreisen aber gleichwohl kursiert] passiert. Der Sohn meines Kollegen XY musste sogar zum Arzt.
Beide einigen sich, während der verbleibenden 3 Grundschuljahren intensive Kontakte zu knüpfen zu den Entscheidern des einzigen renommierten Gymnasiums, in privater Trägerschaft & am anderen Ende der Stadt, um die Chance zu erhöhen, dass ihr armer kleiner Jonas nach Überleben des Dschungelcamps "Grundschule" unter Tausenden verzweifelter Bewerbungen dort Aufnahme findet.