Bach

Hey zusammen, nach einiger passiver (lesender) Zeit im Forum möchte ich euch zum Thema „Bach“ gerne meine Erfahrungen/Entwicklungen mitteilen.

Den Zugang zu Bach habe ich erst in den letzten 10 Jahren erhalten, als ich mich intensiv mit klassischer Musik beschäftigt habe und nach ca. 30 Jahren wieder begonnen habe, Klavier zu spielen. Der „Türöffner“ war für mich das oben bereits genannte „Italienische Konzert“, welches so sehr von Lebendigkeit und Lebensfreude strotzt, dass es gute Laune machen muss.Kurz darauf habe ich die Englischen Suiten live von Piotr Anderszewski gehört, es war genial.

Inzwischen höre ich von Bach eigentlich alle Werke, sowohl für Klavier als auch für Violine und Orchester und auch Chorwerke (seit einem Jahr singe ich auch im Chor). Auf dem Klavier bin ich leider noch lange nicht so weit. Aber wenn mir ein Klavierstück von Bach sehr gefällt (und nicht zu schwierig erscheint), suche ich die Noten heraus und arbeite dies mit meiner KL durch. Da ich mich recht gut einschätzen kann, hat dies immer recht gut geklappt. Ich gehe weniger analytisch mit Bach um, ich lasse mich mehr vom Gefühl leiten, obwohl ich den Aufbau seiner Stücke und die enthaltenen Transformationen sehr bewundere.

Bach ist für mich die schönste Musik, sie macht mich froh, sie klärt meine Gedanken und tröstet, es gibt immer etwas Neues zu entdecken und sie wird mir nie langweilig.
 
Weil man sich beim Üben/Spielen so konzentrieren muss, dass man nach ein paar Stunden intellektuell ausgelaugt ist? :005:
Als ich den Kanon-Teil der 14. zweistimmigen Variation eingeübt habe, habe ich das in mehreren Einheiten von 15-20 Minuten getan. Danach war ich erschöpft und habe eine halbe Stunde Pause gebraucht. Sonst schaffe ich einstündige Übeeinheiten, aber dieser Teil hat mich in schon in kürzester Zeit erledigt. Jeder hat meine Bewunderung, der hier länger dran bleiben konnte.

Meine uneingeschränkte Hochachtung gilt denjenigen, die die Goldbergvariationen komplett und auswendig vortragen können.
Meine auch. Bach gönnt einem keine Pausen, man muß permanent konzentriert bleiben. Da is nix mit der "kleinen Entspannung zwischendurch".
 
Da sprichst du ein wahres Wort gelassen aus.
Sobald die Gedanken anfangen abzuschweifen, muss man eine Pause machen, sonst übt man für'n alten Fritz....
Das gilt zwar für alles, aber für Bach besonders. Beethoven, Mozart etc. (das besonders:007:) kannst du in den Fingern haben und bei mentaler Schwäche trägt dich das weiter. Bei Bach fliegst du hoffnungslos raus. Konzert bzw. Vorspiel mit Bachstücken ist krass.
 
Bei Bach fliegst du hoffnungslos raus. Konzert bzw. Vorspiel mit Bachstücken ist krass.

Bachs Musik ist wirklich etwas Besonderes.

  • Auf der einen Seite "kraftsparend" zu spielen. Da müssen mit den Armen nicht über weite Räume hinweg ackern.
  • Trotzdem ist sie anstrengend...
  • Es ist schwierig auswendig zu lernen
  • und gleichzeitig recht gut zu antizipieren. Mit ein bisschen Nachdenken "kommt man oft drauf", wie es weitergehen könnte. Aber die Zeit zum Nachdenken hat man nicht, weil alles mehrschichtig blitzschnell ineinandergreift und sich fast permanent und mehrgleisig entwickelt.
Hat ihre ganz eigentümliche Faszination, diese Musik.
 
Ein Kollege hat mal gesagt, Bach hat keine Musik geschrieben, sondern Fingerübungen. Er hätte lange gebraucht, um Bach lieben zu lernen.

Ich glaub, als Anfänger schrecken einen diese endlosen langen Reihen von Läufen ab. Zwei A4 Seiten eng bedruckt, alles mehrstimmig und nur Achtel. Die Rafinesse wird aus dem Text nicht gleich ersichtlich.

Ich hatte das Glück, Bach schon vorher zu lieben. Ich hab den schon als Kind viel gehört, z.B. die Brandenburgischen Konzerte hatte meine Mutter als LP. Mein Lieblingsstück war BWV1067, die h-Moll Suite, die ich dann auf der Querflöte gespielt habe.

Die Faszination für die virtuosen Stücke auf dem eigenen Klavier scheitert noch etwas an der mangelnden eigenen Virtuosität, aber trotzdem klingt Bach nie langweilig. Die Invention no. 8 habe ich relativ früh gespielt.
 
Beethoven, Mozart etc. (das besonders:007:) kannst du in den Fingern haben und bei mentaler Schwäche trägt dich das weiter. Bei Bach fliegst du hoffnungslos raus. Konzert bzw. Vorspiel mit Bachstücken ist krass.
Es beruhigt mich, daß es da nicht nur mir so geht (ich dachte schon, ich wäre ein bißchen maushirnig und habe mich schon ernsthaft gefragt, ob ich vielleicht zu blöd bin zum Klavierspielen).
Ich spiele meine Bach-Stücke auswendig, und nachdem ich sie so mag, wiederhole ich die paar, die ich schon gelernt habe, meist täglich. Mein erstes war ein recht simples aus den kleinen Präludien, BWV 927. Seit 4 Monaten spiele ich das, und wenn ich mich nicht darauf konzentriere, bin ich draussen. Unbarmherzig. Dieses berühmte "Fingergedächtnis" (also die cerebellär verankerten motorischen Muster) funktioniert da einfach nicht so vollständig.
Aber macht nichts, macht sowieso mehr Spaß, wenn man gedanklich bei dieser Musik bleibt.
 
Auf der einen Seite "kraftsparend" zu spielen. Da müssen mit den Armen nicht über weite Räume hinweg ackern.
Ja, irgendwie elegant.
Ich glaube, das liegt daran, daß sie so "dicht" ist. Es passiert dauernd was.
Naja, jein. Bei mir geht sie mühsamer und langsamer in den Schädel rein als andere Kompositionen, aber wenn ich sie dann endlich kapiert habe, bleibt sie besser drin.
und gleichzeitig recht gut zu antizipieren. Mit ein bisschen Nachdenken "kommt man oft drauf", wie es weitergehen könnte.
Ich beneide Dich: Ich schaffe das wohl kaum.
Aber die Zeit zum Nachdenken hat man nicht, weil alles mehrschichtig blitzschnell ineinandergreift und sich fast permanent und mehrgleisig entwickelt.
Hat ihre ganz eigentümliche Faszination, diese Musik.
Ja, genau! Es ist wie ein unwiderstehlicher Sog.
 
Ein Kollege hat mal gesagt, Bach hat keine Musik geschrieben, sondern Fingerübungen. Er hätte lange gebraucht, um Bach lieben zu lernen.
Dein Kollege ist ein Rüpel. Bach hat die einzige Klavierschule geschrieben, die ausschließlich aus echter Musik besteht. Was bin ich ihm nicht dankbar dafür! Mir ist bisher kein Stück untergekommen, in das ich mich nicht auf Anhieb verliebt hätte. Und bisher hatte ich bei jedem neuen Stück das gleiche Gefühl: Das ist ja NOCH schöner als die vorigen. Unglaublich, daß das möglich ist! Obwohl ich mich ehrlich gesagt bei den Inventionen 6 und 14 wirklich nicht entscheiden kann, welche mir jetzt besser gefällt; die sind beide auf ihre Art phantastisch.
 
Mein Lieblingsstück.
Wunderbar gespielt.
 

...oh oh @Robinson ...du schwärmst vom kleenen Carl Phillip, wo alle anderen den übergroßen Johann Sebastian bauchpinseln? ...verwegner Sünder... :-D:-D:-D

Gott der Herr schuf Scarlatti allen denen zum Trost, die sich beim bürokratischen WTK langweilen :lol::lol::teufel::drink::drink:
 
wie heißt das Stück genau...finde unter dem obigen Begriff keine Noten dazu.

Wenn Du Dir das Video direkt auf YouTube anschaust, dann erscheint auch der genaue Titel, zudem es dann auch Noten gibt, hier die erste Seite:

288857_detail-01
 

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