Bach


In der Tat, Bach erhielt wohl auch ein wertvolles Geschenk zum Dank!
Wenn ich nicht schlafen kann lese ich auch keine Schlaflieder, sondern versuche mir die Zeit mit etwas Erfreulichem zu vertreiben.
Aber die verlässlich gleichbleibende (ähnlich verlaufende) harmonische und formale Struktur der Variationen schafft schon ein gewisses Maß an Regularität. Und das ausgewogene Verhältnis von konsequent durchgehaltener Form und vielfältigst variiertem Inhalt gehört zu den vielen genialen Zügen dieses Meisterwerks!!
 
Gerade in diesem Moment habe ich mit viel Freude die Aufnahme von Bernd Glemser mit diversen Bearbeitungen auf den Ohren:
Habe es mir gerade angehört, fand es zumindest nicht langweilig, eher gut.

Ich würde mir denken, dass sich mit Musik Emotionen wecken lassen, wurde bereits von den alten Griechen anerkannt.
Dazu fiel mir heute Morgen noch ein, auf die emotionale Wirkung von Musik ging ja bereits Homer ein. In der Odyssee sollen dazu einige Zeilen über einen blinden Sänger namens Demodokos stehen, wobei ich aber mehr an Sirenen dachte, die jeden vorbeifahrenden Seemann mit ihren Gesängen emotional betört und verzaubert haben sollen.
 
Weil man sich beim Üben/Spielen so konzentrieren muss, dass man nach ein paar Stunden intellektuell ausgelaugt ist? :005:

Meine uneingeschränkte Hochachtung gilt denjenigen, die die Goldbergvariationen komplett und auswendig vortragen können.



Interessantes Zitat. Ich empfinde es auch so. Hat irgendwas (Be-)Reinigendes an sich.



@Monique.

Niemand zwingt einen, Bach "toll" zu finden. :super: Jeder ist vollkommen frei, seinen eigenen Musikgeschmack zu entwickeln und auszutoben. Viele Menschen mögen Vieles nicht. So what. Es gibt ja wahrhaftig genug Auswahl.

Nur: "Langweilig" ist seine Musik wirklich nicht.

Liebe Barrett! Entschuldige den Ausdruck langweilig . War nicht so gemeint . Es gibt ja einiges was ich ja auch mag . Habe selbst schon was von ihm geübt . Auch die Schafe hatte ich angefangen, weil ich diese Musik sehr liebe ,nur hab ich sie noch beiseite legen müssen , War noch zu schwer für mich . Aber wie schon am Anfang erwähnt , ich muss für andere Komponsitionen von Bach noch den Einstieg finden . Aber , dass bei Chopin die Fußnägel hochrollen ,wie hier jemand schrieb , finde ich nun aber auch schmerzhaft übertrieben .
Ich wünsche Dir alles Gute
Moni
 
So viel schönes jetzt hier gelesen. Nun mach ich das einzig sinnvolle und gehe Bach üben :026:.
Schönen Sonntag euch allen :023:
 
Aber , dass bei Chopin die Fußnägel hochrollen ,wie hier jemand schrieb , finde ich nun aber auch schmerzhaft übertrieben .
So schrieb das niemand, sondern:
Und bei einer unbearbeiteten Midi, abgespult mit den Voices eines Players, kann ich mir richtig gut vorstellen, dass diese sich schrecklich anhört. Mit Bach habe ich es noch nicht probiert.
 
Bei mir gab es diesbezüglich gar keine Prägung in Jugend oder Kindheit. Musik war in meiner Familie nicht sonderlich präsent und wenn Platten aufgelegt wurden, war das nie Bach.

Ich habe mit 13 oder 14 Jahren mit dem Klavier begonnen. Im Unterricht habe ich Stücke aus dem Notenbüchlein für Anna Magdalena und aus den zweistimmigen Inventionen gespielt. Hat mich damals nicht interessiert und auch nur wenig berührt.

Als ich mit ca 40 habe nach sehr langer Pause wieder begonnen habe, regelmäßig zu spielen, hatte ich bereits ein paar Jahre in Chören gesungen, erst in einem russisch-orthodoxen Minichor, dann in einem Chor mit 40-50 Mitgliedern. In letzterem kam ich dann mit Bach in Berührung. Johannespassion, Weihnachtsoratorium, einzelne Motetten und fand das einfach großartig. [Warnung: jetzt wird es etwas schwülstig ;-) ] Beim Singen im Chor habe ich Harmonien und Polyphonie als intensive und beglückende geistig-körperliche Erfahrung erlebt. Nicht nur bei Bach, sondern auch bei den Chorwerken anderer Komponisten fand ich es immer wieder aufregend, wie in den Fugen aus unabhängigen Stimmen ein gemeinsames Ganzes entsteht, das einen Sog entwickelt, dem ich mich nicht entziehen kann. Die wiederkehrenden, "redundanten" Muster tragen einen durch das scheinbare Chaos, sie sind Anfangs- und Endpunkte von Entwicklungen in einer Art perpetuum mobile, das irgendwann dann doch zur Ruhe kommt.

Mit diesem Hintergrund waren die zweistimmigen Inventionen bei meinem Wiedereinstieg zwar nicht leichter zu spielen, aber spannendes Neuland und einfach geil. Von meinen Klaviermusik-CDs höre ich sicher mehr Bach als andere Komponisten.

@Monique., wie andere schon gesagt haben: Mach Dir keinen Druck. Wenn Du Dich Bach annähern möcchtest, würde ich, nicht zuletzt aufgrund meines eigenen Weges zu Bach, wie andere schon vor mir vorschlagen, Bachs Chor- und Orchesterwerke zu hören. Es ist da aufgrund der unterschiedlichen Klangfarben der Instrumente und Singstimmen leichter, Strukturen zu verfolgen. Wenn ich @walsroderpianist paraphrasieren darf: Die Schönheit von Bachs Musik liegt zu einem guten Teil in den Strukturen. Und, wie @chiarina betont hat: immer wieder anhören. Sich Zeit geben.

Ein Gedanke, der vielleicht mit dem Redundanz-Problem hilft: Beim Zuhören sich sagen: Ah, da bist Du ja wieder (das Thema)! :023: Und wo kommt es als nächstes? :001: Statt: Ah, der schon wieder :028:
Redundanz muss nicht Langeweile auslösen. Denk an Fraktale. Hochredundant und zugleich wunderschön.

Liebe Grüße
Gernot
 
Bach hört sich bestimmt auch nicht gut an. Aber seine Musik ist absolut. Die Schönheit erkennt man, auch wenn der Interpret kacke ist. Was nicht heißt, dass ordentlich (am besten mit Verstand!) vorgetragener Bach immer noch besser wird.

Das ist wirklich auffällig bei Bach. Am Digi kann man es gut ausprobieren: Ob mit Orgel, Flügel, E-Piano (Rhodes o.ä.), Cembalo; klingt immer gut.
 

Bei Fugen spielt natürlich auch die Interpretation eine große Rolle:
Auf der einen Seite sollte man das Thema in allen Stimmen hören können. Andererseits darf es nicht passieren, dass man nur noch homophon hört (Melodie [Thema] mit Begleitung [alle anderen Stimmen]!).
Diese doppelte Aufgabe ist selbst bei anderen Werken Bachs wichtig. Im Grunde ist fast alles von Bach polyphon.
 
Brauchte nicht viel suchen, habe mir aber nur die erste angehört, jedoch nicht heruntergeladen, um zu schauen, ob und wie die bearbeitet sind. Welche davon wäre zum Üben die einfachste?

http://www.bachcentral.com/midiindexcomplete.html
Wie bereits von Muck erwähnt, das C-Präludium vom WTC 1müsstest Du eigentlich locker packen. Ich habe es bereits hinter mir, es war das letzte Stück bei Heumann Band 1. Ich spiele es immer noch sehr gerne :007:
 
Zuletzt bearbeitet:
Meine Begegnung mit Bach: das Einstudieren des Weihnachts Oratorium. Dritte Kantate, Chorus 26: Lasset uns nun gehen gen Bethlehem.

Das war purer Rockn Roll. Der Grundrhythmus rollte vor den einzelnen Einsätzen der Stimmen her. " Und die Geschichte sehen, die da ge-sche-hen ist. :007:
Und dann das großartige Ritardando in den letzten drei Takten, wenn man geradezu außer Atem ist von dem Lauf.

Einschläfernd, Langweilig, Tröstlich, Euphorisierend und ja, auch sportlich. Bach kann so vieles für den einzelnen sein. Diese Musik doch ein wunderbares Geschenk an uns Menschen. :geschenk:
 
mochte als Jugendlicher die in der DDR gekauften Platten der Brandenburgischen Konzerte und des Doppelviolinenkonzertes, bewunderte diverse Orgelstücke (weil ich als 9jähriger mal einige Monate Unterricht hatte) und entdeckte Bach erst neu durch den (1980) Pulitzerpreis-gekrönten Schmöker "Gödel, Escher, Bach" von Douglas Hofstadter, den man als Informatik-/Mathematikstudent einfach gelesen haben *musste*. (Anderen schadete es m.E. auch nicht.)
Heute, fast 40 Jahre später als angehender Junior Associate Klavierschüler-Praktikant gefällt mir das ein oder andere Präludium, das ich üben darf, finde mich dabei aber stets auch irgendwie erinnert an Automatentheorie und Auflösung von Beweisen für Fourier-Transformation, Spline-Interpolation usw.
 
Gödel, Escher, Bach" von Douglas Hofstadter, den man als Informatik-/Mathematikstudent einfach gelesen haben *musste*. (Anderen schadete es m.E. auch nicht.).......Automatentheorie........
Du auch? :bye:.. das war sozusagen ‚unser‘ (Informatiker) Buch. Ich hab es so geliebt, gerade vor kurzem habe ich es nochmals hervorgeholt.
Mit Musik bin ich von zu Hause überhaupt nicht in Berührung gekommen. Welche Musik Bach geschrieben hat, hab ich auch wirklich erst in den letzten 6 Jahren, in denen ich mit Klavierspielen angefangen hab, entdeckt. Durch viel Lesen und Hören immer mehr entdeckt und wurde immer begeisterter.
Seine Kompositionen jenseits des Klaviers lerne ich erst seit ca. einem Jahr langsam kennen.
Gerade die Strukturen, die so logisch sind, faszinieren mich. Man entdeckt immer neues, hier eine Spiegelung, da eine Modulation. Das meiste hab ich zuerst am Notentext gesehen und mit der Zeit, dann manches gehört, was ich dann erst im Notentext fand. Die Inventionen, die Goldbergvariationen kann ich immer wieder hören (Inventionen auch ein wenig spielen...). Faszinierend ist auch was verschiedene Interpreten noch herausarbeiten.

Vielleicht haben Menschen die analytisch an Dinge heran gehen, einen besonderen Zugang zu Bach, speziell bei seiner sehr klaren Klaviermusik.
 
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als angehender Junior Associate Klavierschüler-Praktikant

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