Kleiner Nachtrag:
Cantrell schreibt zur heutigen Praxis der Musikaufnahmen (Klavier u.ä.), daß die Tendenz zur Aufnahme im großen Konzertssal mit anerkannt guter Akustik gehe (vgl. hierzu den Film Pianomania!), was im Endeffekt darauf hinauslaufe, das Konzert im großen Saal zwischen den Stereolautsprechern abzubilden. (Das geht parallel mit der Entwicklung des Lifekonzertes: Großer Saal, brilliante (bis stahlharte) Instrumente, laut.) *)
Dies aber - und darin kann man ihm wohl zustimmen - passe nicht zur Klaviermusik (und allgemein Kammermusik) bis etwa Mitte/Ende 19. Jahrhunderts, also der Musik bis Brahms, Schumann und z.T. auch später. Bilder aus der Zeit zeigen in der Regel den Pianisten von vielleicht zehn oder zwanzig Zuhörern umgeben, kurzum: Das akustische Leitbild einer Klavieraufnahme sollte etwa diese Situation sein.
Nun taugen unsere Wohn- oder Musikzimmer in der Regel akustisch nicht viel (Cantrell's auch nicht) und deshalb ist seine Idee, die Raumalkustik aus der Aufnahme herauszuhalten. D.h. (s. Text Cantrell) ein Mikro im Flügel, ein Mikro fast im Flügel.
Die Aufnahmen werden dann ziemlich "trocken" haben aber die intimere Atmosphäre eines kleinen Raumes. Etwas nachbessern kann man gegebenenfalls, indem man der Aufnahme etwas Hall hinzufügt.
LG
Pennacken
*) Dazu ein Konzerterlebnis: Klavierfestival Ruhr, Martha Argerich und Lilya Zilberstein, Brahms, Haydn-Variationen im Konzerthaus Dortmund. Hier paßten nach meinem Gefühl Akustik und Musik absolut nicht zusammen - für Brahms zu hart, zu grell, zu laut, zu groß. Das weitere Programm dagegen, insbesondere der Abschluß mit Bartoks Sonate für zwei Klaviere und Schlagzeug, war wie für diesen Saal gemacht.