Angenehme Bewegungsformen

Ich glaube übrigens, der Begriff pain in dem zitierten Sinnspruch bezieht sich keinesfalls auf "algische" Schmerzereignisse, sondern auf die als möglicherweise unangenehm/peinvoll empfundene Überwindung der naturgegebenen Trägheit (die auf gnadenloses Ressourcenmanagement programmiert ist). Der Schmerz resultiert aus dem Tritt in den A***, den man sich mitunter selbst versetzen muss.

Ich denke, dass sich dieser Spruch je nach Sprecher sehr unterschiedlich auffassen lässt. Das war ja ein Grund, diesen Faden zu erstellen.
Aber nur "ohne Fleiß kein Preis" ist sicher sehr selten gemeint!
 
Mal probiert, die Oktaven Läufe (wo!! Liszt Rhapsodie Nr. 6??) ganz langsam zu üben und auf jeder Oktave die Hand kurz liegen zu lassen, und die Hand dabei so weitgehend entspannen wie möglich!
Es ist ausgesprochen interessant zu beobachten, wie viel 'Luft' oft noch da ist, wenn man auf weiten und unbequemen Griffen kurz ruht!
Ebenfalls ziemlich nützlich ist es die Oktaven mit der sich öffnenden Hand sehr kurz anzuschlagen und in der Luft über der nächsten Oktave ein leichtes entspannendes Zusammenziehen der Hand zuzulassen, bevor dann mit der öffnenden Bewegung die nächste Oktave angeschlagen wird.

Hört sich gut an. Ersteres funktioniert leider nicht. Wenn ich die Oktave greife sind mein 1. und 5. Finger gestreckt im 180 Grad Winkel, da lässt sich einfach nichts mehr entspannen. Den 2. Tipp werde ich mal ausprobieren.

Probleme bekam ich übrigens schon bei Chopin-Etüden oder Brahms-Übungen. Als ich den Oktavtriller im d-moll Konzert (ohne futteln) versucht habe, habe ich übrigens auch deutlich ein "hallo, dein Ernst?" von meiner Sehne im Ellenbogen gemeldet bekommen.
Oktaven über ein paar Takte sind kein Problem Spiele momentan Brahms op 79/1. Die liegt mir gut in den Händen :-)
 
Hört sich gut an. Ersteres funktioniert leider nicht. Wenn ich die Oktave greife sind mein 1. und 5. Finger gestreckt im 180 Grad Winkel, da lässt sich einfach nichts mehr entspannen.
In diesem Fall wäre wie gesagt eine angepaßte Tastatur angebracht:

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vs.

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Probleme bekam ich übrigens schon bei Chopin-Etüden oder Brahms-Übungen. Als ich den Oktavtriller im d-moll Konzert (ohne futteln) versucht habe, habe ich übrigens auch deutlich ein "hallo, dein Ernst?" von meiner Sehne im Ellenbogen gemeldet bekommen.
Ja, da ist äußerste Vorsicht geboten.
 
Probleme bekam ich übrigens schon bei Chopin-Etüden oder Brahms-Übungen. Als ich den Oktavtriller im d-moll Konzert (ohne futteln) versucht habe, habe ich übrigens auch deutlich ein "hallo, dein Ernst?" von meiner Sehne im Ellenbogen gemeldet bekommen.

Es gehört leider auch zur Wahrheit dazu, zuzugeben, dass nicht alle Ambitionierten alles spielen können, was sie interessieren würde. Die 6. Liszt Rhapsodie ist ein Beispiel.
Wenn im ersten Brahms Konzert, was mich wundern würde!, nur die blöden Oktavtriller das Problem sind, dann kann man die nach der Methode 'B. L. Gelber entschärfen (Beispiel b-c Triller):
die lH spielt b-c-b mit 5-4-1,
die rH c-b-c mit 1-4-5
und diese beiden Akkorde lösen sich im Sinne eines Trillers so schnell und intensiv wie möglich ab. Hatten wir schon in einem anderen Threads, wo es um Anfängerfragen ging!
 
Ich wüsste nicht, dass sich die Mensur der Klaviere seit Chopins Zeiten geändert hätte!
Selbst viel ältere Instrumente, die ich bespielt habe, hatten allenfalls mikroskopische Unterschiede zur heutigen Mensur!

Die Oktave ist seit 1800 nur um wenige Millimeter breiter geworden. Die "Mensur" der Pianisten hat sich sicher deutlicher verändert - die Menschen werden ja im Schnitt 10 cm größer als im 19. Jahrhundert - und die Hände entsprechend auch. So gesehen, haben wir es heute im Durchschnitt eher leichter mit den Oktaven als Chopin und seine Zeitgenossen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich meine, diese Stücke, die kleinere Menschen bzw. Menschen mit kleineren Händen diskriminieren, sollten unbedingt verboten werden! Mit dem Magnitudismus, den bereits weiße Männer wie Chopin oder Liszt verkörperten, muss Schluss gemacht werden!
 
Allerdings suche ich beim Spielen auch nicht nach dem guten angenehmen Gefühl, denn das ist doch eher unzuverlässig als Indikator dafür, dass ich etwas richtig mache.

Ich hatte ursprünglich nicht unbedingt die Idee, es müsse nur einfach ein angenehmes Gefühl angestrebt werden, das führt in aller Regel zu ungestaltetem, undeutlichem, schlampigen Spiel.
Aber als Beispiel: wir üben eine einstimmige Passage von Mozart, Bach, Beethoven, ..., dann ist es möglicherweise zunächst für Kopf und Arme unbequemer stets eine gute Position des gerade spielenden Fingers zur Taste einzunehmen (meist ist dies die Position, bei der Finger und Taste einen möglichst geringen Winkel haben und der Finger eine gute Stütze hat). Wenn dieses Ballett aber gut einstudiert ist, dann sind die etwas größeren Bewegungen des Hinterlandes in aller Regel bequemer und für den Spielapparat weniger belastend, als ungünstige Positionen und wirr herumgeisternde Finger!
Einfach nur herumfummeln, wie es sich zufällig ("bequem") ergibt macht nur bei extrem guten und erfahrenen Primavista Spielern Sinn!
Bequeme Spielgesten also als Ergebnis guter und zielgerichteter Arbeit!
Beispiel: die Fernsehaufnahmen von Gilels und ABM.
 

was mir schon öfters aufgefallen ist: der teilweise schon sehr ausgeprägte Rundrücken und / oder der tief hängende Kopf mancher Pianisten. Hat zwar mit den Händen / Fingern nicht unmittelbar zu tun, aber ich frage mich, ob dies eine angenehme Haltung sein kann oder aus der Not geboren wurde als Ergebnis aller beim Klavier spielen beteiligter Anteile des Körpers. Denn das Klavier selbst kann nicht auf den unterschiedlichen Körperbau der Spieler abgestimmt werden. Also muss man die Parameter ändern, die änderbar sind: Abstand der Klavierbank zum Klavier, Höhe der Klavierbank, Sitzhaltung im Einklang zum Pedalspiel und eben die allgemeine Körperhaltung.
Wie empfinden die "Vielspieler" das? Gewöhnt man sich an die teilweise unangenehme Haltung oder ist es tatsächlich auch mal schmerzhaft?
 
Wie empfinden die "Vielspieler" das? Gewöhnt man sich an die teilweise unangenehme Haltung oder ist es tatsächlich auch mal schmerzhaft?

Ich empfinde die Haltung nicht als unangenehm, bin komplett unverkrampft. Einmal hatte ich ne Verspannung in der Schulter. Schuld war eine nicht richtig eingestellte Klavierbank. Nachdem sie optimal eingestellt war, kein Problem.
 
Ihr Lieben,

wenn man mal vom Klavier weggeht und die Klangerzeugung von Sängern oder Bläsern betrachtet, kann man viel über Klaviertechnik, die zur Klangerzeugung notwendigen Bewegungen, den dazu nötigen Kraftaufbau unter der Nutzung des gesamten Körpers lernen.

Dazu zitiere ich aus dieser Publikation https://www.atem-tonus-ton.com/file...blikationen/ATEMwerbistduVoxHumanaDez2017.pdf :

Atem 1.PNG
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Atem 2.PNG
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Atem 3.PNG
Atem 4.PNG
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Atem 5.PNG
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Atem 6.PNG
(...)

Auch beim Klavierspielen ist der Sitz, die Körperspannung, ein intensiver Bodenkontakt der Füße, die Aufrichtung des Kopfes etc. (s. auch Alexandertechnik) eine Grundvoraussetzung für eine möglichst differenzierte Klanggestaltung, bei der die Energie, vom Klangwillen intiiert, aus der Körpermitte kommt und ganz durchlässig mit fließenden Bewegungen (Armführung!) ohne Blockaden in die Arme, Hände, Finger, in die Tasten und das Instrument, als Klang aus diesem heraus in den Raum und in einem Kreislauf zu den Ohren gelangt.

Es lohnt sich sehr, einen Teil seiner Wahrnehmung beim Üben und Spielen auf diese Körperwahrnehmung zu richten. Und Fragen zu stellen wie "Wie klingt es?", "Wie fühlt es sich an?", "Was verbessert sich klanglich, wenn ich nicht nur auf Hände und Finger, sondern auf den gesamten Körper und seine Verbindung mit dem Instrument achte?"

Wie spielen nicht "auf dem Klavier", sondern mit ihm. Unser Körper sollte mit dem Instrument (und der Musik) zu einer Einheit verschmelzen, so wie es ein Sänger oder Bläser machen MUSS, will er sein Instrument beherrschen. Dabei auf unnötige Verspannungen zu achten, auf einen freien Atem, auf einen ungehinderten und freien Energiefluss ist nicht nur wesentlich anstrengungsloser, sondern erweitert die technischen Fähigkeiten beträchtlich.

Liebe Grüße

chiarina

P.S.: Dauerhafte Rundrücken und hängende Köpfe sehe ich eher selten bei Profis. Natürlich bewegt man sich mehr oder weniger, wenn man ein Konzert gibt und dabei kann es sein, dass man vorübergehend eine solche Haltung einnimmt. Aber normalerweise immer aus einer Position der Stabilität heraus.
 
Ich kann an meinem Klavier nur krumm sitzen, weil der Abstand Pedal-Tasten einfach zu kurz ist. Entweder haben die Beine einen angenehmen Winkel, dann muss ich die Arme ganz ausstrecken, wenn ich aufrecht sitzen will, oder ich muss näher ran und dann sind die Beine regelrecht eingeklemmt. Wird Zeit, daß die Klavierbauer sich mal über eine Verstellbarkeit Gedanken machen.

Aber ich fürchte schon das entwaffnende Argument: "das machen wir schon immer so..."
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich kann an meinem Klavier nur krumm sitzen, weil der Abstand Pedal-Tasten einfach zu kurz ist. Entweder haben die Beine einen angenehmen Winkel, dann muss ich die Arme ganz ausstrecken, wenn ich aufrecht sitzen will, oder ich muss näher ran und dann sind die Beine regelrecht eingeklemmt. Wird Zeit, daß die Klavierbauer sich mal über eine Verstellbarkeit Gedanken machen.
Verstellbarkeit Tastenbreite und -länge, Tastaturhöhe, Pedalabstand und Höhe. Und am besten elektrisch mit Memory-Funktion wie im Auto. :-D
 
Hier sieht man die perfekte Haltung :004:

 

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