Und ja, mir ist klar, dass du jetzt die Frage hast, warum ich über Quintfälle rede wo du doch Quarten gefunden hast.
Diese Frage stellt sich mir nicht, denn wenn ich nach oben Quartkadenzen spiele ist es das gleiche, als würde ich sie nach unten spielen. Da sind es allerdings Quinten und schon haben wir den Quintfall.
(...) ob du unbewusst den Focus vielleicht mehr auf die Verbindung IV - V legst mit dem damit verbundenen Gedanken "na gut, dann kommt halt noch die Eins danach, ist ja kar, die brauch ich nicht anschlagen"
Das Ohr sehnt sich doch geradezu nach der Auflösung. Nach der V nicht die I zu spielen käme einem musikalischen Coitus interruptus gleich.
Das G-Moll auf C-Dur und F-Dur folgend höre ich übrigens nicht als I - IV -V Verbindung.
Da habe ich mich anscheinend unklar ausgedrückt. Ich meinte, dass c-moll > f-moll > g-moll > c-moll besser klingt, als G-Dur als Dominante. Man hat mir gesagt, dass eine Auflösung in Moll eine Dur-Domnante erfordert. In meinen Ohren klingt g-moll aber besser als G-Dur.
Lass die Subdominante einmal ganz weg und spiele nur die V - I Verbindung, das Augenmerk ist also völlig auf die Auflösung der Dominante in die Tonika gerichtet, C-moll nach F-moll.
Lass das auf dich wirken, höre genau hin.
Danach mache mal das Experiment und spiele statt C-moll C-Dur mit der Auflösung in die Tonika F-moll.
Ich kann mich ehrlich gesagt nicht entscheiden, was nach einer stärkeren Auflösung klingt. C-moll nach f-moll klingt trauriger als C-Dur nach f-moll und ich glaube etwas mehr Auflösung bei C-Dur zu f-moll zu hören.
Wenn etwas von beiden stärker auf dich wirkt, woran könnte das liegen?
C-Dur nach f-moll habe ich etwas stärker als Auflösung empfunden und ich vermute, es liegt daran, dass das es zu e wird, also der entstehenden Halbtonschritt im melodischen Moll einen Leittoncharakter hat.
Spiele die Dominante in Dur und in Moll (die Tonika nur in Moll, denn da hatten wir ja das Thema Molltonleitern).
Habe ich gemacht, ich höre Auflösungen, aber ich habe mich gefragt worauf Du hinaus willst.
Während du das spielst nimm den Unterschied, den du hörst, bewusst und urteilsfrei wahr.
Welchen Unterschied meinst Du? Den zwischen Dur und Moll?
Dann schalte deinen Analysemodus ein und untersuche die Tonerbindungen genauestens, vor allem auch dahingehend, ob du Intervalle findest, die Leittoncharakter haben.
Mein Analysesystem hat versagt.
(...) ich habe den Eindruck, du beschränkst dich da gedankentechnisch auf Tonleitern bzw. einstimmige Melodien.
Das liegt wohl daran, dass ich das Gefühl habe, mir wurden Tonleitern (Dur und die drei in Moll) und Akkorde (in einer Tonart und den Umkehrungen) eingepaukt. Kadenzen waren im Unterricht kein Thema. Ich hatte zwar schon 2013 danach gefragt, weil mir I-IV-V-I (in C-Dur) im Traum erschienen ist. Keine Ahnung wie ich darauf gekommen bin. In der Früh hatte ich diese Akkordfolge im Ohr, die ich mir nicht erklären konnte. Ich habe dann versucht sie am Klavier zu spielen und später im Unterricht danach gefragt. Es wurde mir kurz erklärt, aber Kadenzen waren dann kein Thema mehr im Unterricht und ich wurde nicht ermuntert, mich damit zu beschäftigen. Inzwischen weiß ich, dass sie unerlässlich sind, die Musik ausmachen und die harmonischen Zusammenhänge zeigen (wenn man sie denn erkennt).
Erweiterte Kadenzen habe ich im Unterricht erst gar nicht kennengelernt. Vielleicht hat mein Ex-KL die Kadenzen links liegen lassen, weil er dachte mich mit Kadenzen zu überfordern. Denn ich habe immer wieder Fehler bei simplen Akkorden in den Umkehrungen gemacht, die ich in einer Tonart üben sollte. Wegen der häufigen Fehler sollte ich sie wohl so intensiv üben (ich habe es gehasst!). Und wegen dieser vielen Fehler bei simplen Akkorden hat mein Ex-KL wohl gedacht, mich mit Kadenzen zu überfordern.
Seit Beendigung des Unterrichts habe ich mich mehr mit Kadenzen beschäftigt. Diese hat mich zu der Erkenntnis geführt, dass ich mit den simplen Akkorden in einer Tonart nicht überfordert, sondern unterfordert war. Ich fand diese Übungen so langweilig und sinnlos, dass diese Gedanken derart mein Gehirn geflutet haben, dass in den Fingern nicht angekommen ist was sein sollte – ich habe reichlich Flüchtigkeitsfehler gemacht.
Erst Clavio (z.B. Rolf) hat mich wachgerüttelt in Sachen erweiterte Kadenzen. Sie zu üben macht viel Freude (weil es auch eine gute Gehörübung ist). Tja, was Spaß macht verursacht weniger oder kaum Fehler.