aber darin steckt auch die Gefahr des Ent-schuldigens, ja sogar im Sinne von die Ursachen nicht bei sich selbst sehen (mein Lehrer überfordert mich, der Prüfungsdruck war zu groß) - - das positive im Scheitern kann Selbsterkenntnis sein, und in diesem Sinne ein aus Fehlern lernen. Aber ich glaube nicht, dass es in diesem Leben so wunderbar schöne glatte Biografien gibt, in welchen keinerlei, nicht ein einziges mal, das gescheitert sein vorkommt.
...ich habe gelegentlich solches "Scheitern" direkt vor Augen, z.B. heisst es dann Prüfung nicht bestanden. Und es ist - leider - nicht immer so, dass sich aus einmaligem "Scheitern" oder "nicht geschafft haben" automatisch bessere Wege ergeben.
Hallo Rolf,
oh, so habe ich es nicht gemeint! Du hast absolut recht damit, dass es ( ehrlich gesagt GottseiDank) kaum Biografien ohne mehr oder weniger schwere Krisen gibt und dass sich aus Krisen niemals automatisch bessere Wege ergeben.
Vielleicht verstehe ich den Begriff "scheitern" rigider als manch andere: ich finde, er ist so endgültig! "Ich bin gescheitert" hat für mich den Beigeschmack "ich habe mich so angestrengt, aber alles war umsonst - es ist nichts geworden". Bei so einer Einstellung sehe ich doch nur das Ergebnis, nicht aber den Weg und damit verbundene Lernerfolge (selbst wenn ich gelernt haben sollte, wie man es nicht macht). Der Weg hat mich offensichtlich ans falsche Ziel gebracht, aber habe ich deswegen nichts gelernt? ( a la "Der Weg ist das Ziel"). Ist nicht Lernen am Wichtigsten, um voranzukommen und sich weiterzuentwickeln?
Und ohne sich selbst beim Wickel zu nehmen, kann ein Lernen aus Krisen natürlich niemals erfolgen. Da bin ich ganz deiner Meinung!!! Ich mag es gar nicht, wenn man keine Selbstverantwortung übernimmt und die vermeintliche Schuld auf andere abwälzt! Das passiert aber oft genau dann, wenn man das Scheitern nicht ertragen kann. Würde man es als einen schweren und harten, aber im menschlichen Leben völlig normalen Entwicklungsschritt verstehen, könnte man, so schwer es auch fallen mag, aus einer Krise neue Kraft schöpfen und einen anderen, neuen Weg beschreiten. Das kann natürlich dauern! Außerdem: wenn man große Angst hätte, zu scheitern, würde man doch keine Wagnisse mehr eingehen, das wäre aber bei der wunderbaren Lebensfülle, die sich uns bietet, sehr schade.
Ich habe, selten zwar, aber doch manchmal Schüler, auch Kinder, die jeden gemachten Verspieler als persönliches Scheitern empfinden. Und da kämpfe ich wie Don Quichotte darum, diese Einstellung zu ändern! Ich erkläre, dass man durch einen Verspieler eben gerade gelernt hat, wie es
nicht geht, dass Edison tausende Versuche gemacht hat, bis er die Glühbirne erfunden hat u.v.a.m. ( abgesehen davon, dass natürlich das Gehör auf die Erkennung von klanglichen und musikalischen Fehler trainiert werden sollte ...). Das ist doch das Gleiche im Kleinen. Wenn dein Student die Prüfung nicht bestanden hat, so wird das für ihn, wenn er es nicht schon vorher ahnte, erstmal eine Katastrophe sein. Aber dann nach dem ersten Schock hat er die Chance, für sich Lehren und Konsequenzen zu ziehen. Offensichtlich hat ihm die op. 101 nicht gut getan zur Erreichung seiner Ziele. Vielleicht muss er nun andere Wege gehen. Vielleicht wird ihn diese Erfahrung immer wurmen,
aber er hat es nun in der Hand, ob daraus tatsächlich ein Scheitern wird oder nicht. Vielleicht entdeckt er, das Liedbegleitung eher etwas für ihn wäre, vielleicht wechselt er den Lehrer, übernimmt aber trotzdem die Verantwortung.
Ich als Klavierlehrerin möchte auf jeden Fall meinen Schülern beibringen, so weit das in meiner Macht steht, dass es nicht schlimm ist, Fehler zu machen, dass es aber schlimm ist, nicht daraus zu lernen!
Viele Grüße
chiarina