Alte Flügel

  • Ersteller des Themas Hans Borjes
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Hans Borjes

Hans Borjes

Clavio-Förderer
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18. Mai 2008
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Hallo,

Euren hilfreichen Empfehlungen folgend, habe ich mal jedes Piano angespielt, das mir unter die Finger kam (na ja, fast jedes).

Ich suche jetzt also ein mechanisches Piano, um besser lernen zu können als auf einem Clavinova. Inzwischen finde ich leider, daß manche Stücke auf dem Yamaha-Flügel meiner Lehrerin richtig toll klingen und auf meinem Clavinova eher lieblos.

Also habe ich einen Streifzug durch die Klavierläden dieser Stadt begonnen. Die größte Orientierungsschwierigkeit am Anfang war die Vielfalt der Klangfarben. Die ist für einen Anfänger wirklich verwirrend. Ganz besonders enttäuschend finde ich, daß mir praktisch fast kein Klavier gefällt. Ich habe darüber nachgedacht, woran das wohl liegt. Ich denke, meine Hörgewohnheiten sind durch die jahrelange Zuhörerrolle bei CD-Einspielungen und Konzertbesuchen irgendwie auf Flügel geeicht. Das ist ziemlich frustrierend, wenn man glaubt, man könnte sich einfach ein gebrauchtes Anfängerklavier kaufen und gut ist's. Immerhin hat es mich ermuntert, daß jemand aus diesem Forum in Kindertagen die Deckel vom Klavier seiner Mutter abgebaut hat, sooft es ging. Das kann ich jetzt nachvollziehen.

Seit kurzem kann ich jetzt wenigstens sagen, welche Klangfarbe mir wirklich gefällt. Es ergab sich mal die Gelegenheit ein neues 130er Bösendorfer anzuspielen. Das hat mir auf Anhieb gefallen. Die einfache Erklärung ist wahrscheinlich, daß eine Klavieraufnahme, die ich in Kindertagen rauf- und runtergehört habe, auf einem Bösendorfer Imperial eingespielt wurde. Das fand der Verkäufer auch und sagte, ich solle ruhig mal seinen Bösendorfer Flügel anspielen, was ich dann auch tat. Jetzt kenne ich wenigstens meine Idealvorstellung, auch wenn ich sie nicht verwirklichen kann.

Zurück zu meiner eigentlichen Frage, die mich beschäftigt. Ich denke ernsthaft darüber nach, einen der kleinsten Yamaha-Flügel zu mieten. Eine ernsthafte Alternative scheint mir aber auch ein 50-80 Jahre alter Flügel zu sein, den man allerdings wohl nicht mieten kann.

Häufig sind diese alten Flügel irgendwie überholt worden, z.B. sind Resonanzbodenrisse gespänt und lackiert. Was kann man davon halten? Wie lange hält denn so eine Reparatur? 5 Jahre (genausolange wie die Garantie) oder 20 Jahre (bis zum nächsten Saitenwechsel)?

Oder würdet Ihr doch eher zum neuen Yamaha-Flügel raten?

Interessant wären die Instrumente in der 1,50m bis 1,70-Größenordnung.

Vielen Dank im Voraus für Eure Anregungen.
 
Zu alten Flügeln kann ich dir nichts sagen, ich denke aber, dass ein hohes Pianino (131 cm) auf jeden Fall besser wäre als ein kleiner Flügel (ist halt miene Meinung).
Wenn dir der Bösendorferklang so gefällt, kannst dir ja einen relativ alten Bösendorfer kaufen (ich würde sagen bei so 30 Jahren ist bestimmt noch alles in Ordnung). Bei älteren habe ich gehört (eh irgendwo in diesem Forum), dass da eine schlechtere Mechanik drin sein kann (glaube die hieß Wiener Mechanik oder so). Da musst halt aufpassen.


MfG
Mathias
 
Zu alten Flügeln kann ich dir nichts sagen, ich denke aber, dass ein hohes Pianino (131 cm) auf jeden Fall besser wäre als ein kleiner Flügel (ist halt miene Meinung).

Stimme zu denn wenn man den "Flügelvorbau" zur Saitenlänge dazurechnet und mitkalkuliert, daß ein Flügel bei gleicher Saitenlänge nen kleineren Resonanzboden hat, müßte ein vergleichbares Geflügel schon mindestens 180 cm haben um das Bösendorferpianino klangmäßig zu schlagen.
Allerdings kommt auch die beste Pianinomechanik an die eines größeren Flügels nicht mehr ganz ran.
Bei den alten Bösendorfers wär ich etwas vorsichtig, nicht nur wegen der möglichen Wiener Mechanik welche Bösendorfer länger als alle anderen großen Hersteller verbaute.
 
Stimme zu denn wenn man den "Flügelvorbau" zur Saitenlänge dazurechnet und mitkalkuliert, daß ein Flügel bei gleicher Saitenlänge nen kleineren Resonanzboden hat, müßte ein vergleichbares Geflügel schon mindestens 180 cm haben um das Bösendorferpianino klangmäßig zu schlagen.

Das der Resonazboden beim Flügel stimmt. Da die Mechanik noch davor sitzt und der Flügel sich nach hinten verjüngt ist der Resonanzboden im Verhältnis kleiner. Er hat aber den Vorteil, dass er nicht zur Wand hin steht, sondern frei nach unten den Klang entfallten kann. Bei der Mechanik ist der Flügel aufgrund der Bauweise im Vorteil. Ich würde dir aber auch zu einem längeren Flügel so ab 180cm raten.

Gruß Axel
 
Heute war ich nochmal beim Yamaha-Händler und habe den GB-1 gespielt. Obwohl mir das U3Q (bei einem anderen Händler angespielt) für ein Klavier ganz gut gefallen hat, fand ich den Babyflügel schön.

Demnächst will der Yamaha-Händler GB-1, GC-1 und U3Q zum Vergleichen haben. Dann fahr ich nochmal hin und vergleiche im fliegenden Wechsel, bin schon sehr gespannt. Hat jemand einen Tip, worauf meine Finger/Ohren ihre besondere Aufmerksamkeit lenken sollten?
 
...Hat jemand einen Tip, worauf meine Finger/Ohren ihre besondere Aufmerksamkeit lenken sollten?

Mir hat der GC-1 besser gefallen als die anderen kleinen Yamaha-Flügel. Beide klingen vorallem im Diskant etwas spitz, wobei ich das beim Gb schlimmer fand, auch hat mir die Spielart beim GC-1 besser gefallen. Aber vielleicht ist das auch die Schwankungsbreite in den einzelnen Baureihen, außerdem war ich vielleicht voreingenommen :rolleyes:.
 
Ein längerer Flügel ab 1.70 m oder so hat neben dem besseren Bass-Klang auch noch den Vorteil, dass die Mechanik nicht so verkürzt ist, also bessere Hebelverhältnisse. Auf einem längeren Flügel kann man dadurch einfacher nuanciert spielen als auf einem Stutzflügel.

Für mich persönlich ist bei einem gegebenen Preisbudget und vorhandenem Platz ein alter längerer Markenflügel normalerweise die beste Alternative, sowohl klanglich als auch vom Spielgefühl her (verglichen mit einem neueren Stutzflügel oder einem grösseren Klavier).

Bzgl. Resonanzbodenaufarbeitung und deren Haltbarkeit: Zum einen sind Risse im Resonanzboden vergleichsweise unkritisch und unerheblich, was den Klangeinfluss ausmacht. Zum anderen kann ich mir vorstellen, dass ein alter Resonanzboden, ordentlich aufgearbeitet (vor allem wieder in die konvexe gespannte Form gebracht, falls er vorher durchhing wie ein altes Sofa!) dann keinen Ärger mehr machen sollte, das Holz ist ja schon lange gealtert. Bin da aber kein Fachmann.

Tips, worauf die Finger/Ohren achten sollten?
Ohren: erstmal überlegen, was den einen schönen Klavierklang ausmacht. Man möchte z.B., dass der Ton lange klingt und nicht schnell verstummt (also langes Sustain). Wenn der Ton sehr spitz oder sehr dumpf ist, ist das oft ein Problem des Hammerkopfes, welchen man ohnehin irgendwann bearbeiten oder austauschen lässt,wenn man ein altes Schätzchen erwirbt. Ich würde auf Brillianz im hohen Diskant und sonoren Klang bei den tiefen Baßsaiten achten.
Finger: Leichtgängigkeit und Gleichmäßigkeit der Tastatur.
Augen: schöne Elfenbein/Ebenholz-Tastatur - etwas, was man bei einem Neukauf nicht mehr bekommt, was aber die guten alten Flügel haben.
 
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Er hat aber den Vorteil, dass er nicht zur Wand hin steht, sondern frei nach unten den Klang entfallten kann.

Auch wenn es leider vielgeübte Praxis und aus Platzgründen oft auch nicht anders möglich ist aber ein Pianino direkt an ne Wand zu stellen ist eigentlich ne akustische Todsünde; denke einige Pianinobesitzer würden ihr Instrument klanglich nicht mehr wiedererkennen wenn sie es einmal versuchsweise in die Raummitte stellen würden.
 
Ein längerer Flügel ab 1.70 m oder so hat neben dem besseren Bass-Klang auch noch den Vorteil, dass die Mechanik nicht so verkürzt ist, also bessere Hebelverhältnisse. Auf einem längeren Flügel kann man dadurch einfacher nuanciert spielen als auf einem Stutzflügel.
Für mich persönlich ist bei einem gegebenen Preisbudget und vorhandenem Platz ein alter längerer Markenflügel normalerweise die beste Alternative, sowohl klanglich als auch vom Spielgefühl her (verglichen mit einem neueren Stutzflügel oder einem grösseren Klavier).

Da kann ich dir nur zustimmen. Sogar für weniger Geld bekommt man schon einen super aufgearbeiteten Markenflügel Baujahr 1920 - 1930. Ibach - Bechstein - Feurich - Pfeiffer -Blüther - August Förster - Grotrian Steinweg usw. einfach genial.


Auch wenn es leider vielgeübte Praxis und aus Platzgründen oft auch nicht anders möglich ist aber ein Pianino direkt an ne Wand zu stellen ist eigentlich ne akustische Todsünde; denke einige Pianinobesitzer würden ihr Instrument klanglich nicht mehr wiedererkennen wenn sie es einmal versuchsweise in die Raummitte stellen würden.

Ich gebe dir vollkommen Recht, aber es macht halt kaum jemand. Sei es wegen dem Platz oder auch der Optik, da sieht ein Klavier von hinten nicht immer so toll aus (es gibt auch Ausnahmen).


Gruß Axel
 
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Wenn dir der Bösendorferklang so gefällt, kannst dir ja einen relativ alten Bösendorfer kaufen (ich würde sagen bei so 30 Jahren ist bestimmt noch alles in Ordnung).
Ich kann mein Glück noch gar nicht fassen. Genau das habe ich heute getan. Ist zwar finanziell oberhalb aller ursprünglichen Vorstellungen, aber auch nicht teurer als ein neuer Yamaha C3 gewesen.

Sollte eigentlich ein schwarzer Flügel werden, na ja, an das Nußbaumfurnier werde ich mich gewöhnen. Und den Klang habe ich ja sowieso schon ganz tief in meinem Herzen.

Ist übrigens der kleinste Böse mit 1,70m und von 1981.
 

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