@Tastimo
...speziell dazu würden mich kundige Widerworte sehr interessieren (falls es welche gibt...)
Ansonsten nochmal zu Fehlern: sie sind weder kreativ noch positiv, sondern im harmlosesten Fall momentane Ungeschicklichkeiten. Blöde aber wird es, wenn man Fehler - warum auch immer, egal ob Faulheit oder Dämlichkeit ursächlich sind - stur wiederholt und sich angewöhnt. (Wer daran zweifelt, dem ist nicht zu helfen!) Das zu begreifen ist nun wirklich nicht schwer, und die Konsequenz, am besten immer ohne Fehler zu üben, ist alles andere als unlogisch oder bäh-bäh-schwarzPäd...
blöde Fehler pflegen sich dann einzustellen, wenn man beim erlernen zu viel auf einmal und zu schnell spielt - wir alle, auf jedem Level, müssen uns peu a peu an die Stellen gewöhnen, die uns nicht sofort gelingen! Der Anfänger braucht eine gehörige Weile, bis er rasche Albertibässe hinkriegt, der Profi braucht eine Weile, bis er die Mephisto Sprungsequenz sicher drauf hat - und wer sein jeweiliges Ziel ungünstig angeht, der wird selbstverursacht scheitern.
Es ist an der Zeit, hier mal eine Zusammenfassung zur Klärung der Gedanken vorzunehmen, denn es sind hier zwei Ebenen durcheinandergeraten.
Auf der einen Ebene steht der defizitäre Ansatz, der den Schüler zwingt, Fehler zu vermeiden, als wenn es um Leben und Tod ginge. Auf dieser Ebene wurde der Arztberuf, bei dem jeder Fehler wirklich tödlich enden kann, mit dem Musizieren gleichgesetzt. Dies finde ich problematisch, weil die äußerste Anspannung eines Arztes das Spielgefühl und die Spielfreude bei Musikern und insbesondere Musik-Lernenden hemmt. Dem setzte ich das positive Denken einer erfolgserlebnisbasierten
, letztlich flow-orientierten Herangehensweise entgegen. Den Begriff „schwarze Pädagogik“ habe übrigens nicht ich in diese Diskussion gebracht. Dennoch meinte ich damit eine Pädagogik, die Verengung als Mittel nimmt, um Erziehung zu leisten und nicht freie Entfaltung zu ermöglichen, die wiederum kreative Prozesse überhaupt erst möglich macht. Kollege Hasenbein verwies noch auf Krisen, die die Menschheit vorangebracht haben, was so auch stimmt, aber aus meiner Sicht nicht auf kreative Lernprozesse zutrifft (Argumentation s.o.), es sei denn, die Krise besteht durch intrinsische Morivation im Wunsch nach einem Erfolgserlebnis.
Die zweite Ebene betrifft die Fehler. Wie Hasenbein ganz richtig gesagt hat, sind Fehler ein Symptom, ein Hinweisgeber, dass etwas nicht in Ordnung ist. Da sind wir uns auch alle einig. Auch möchte niemand ein Konzert hören, das von Fehlern durchsetzt ist. Gerade im Anfangsunterricht muss darauf geachtet werden, dass Fehler sich nicht einschleichen. Aber das Hauptohrenmerk sollte auf dem liegen, was da ist und gut läuft und man sollte dies fördern. Und später geht es darum, zu üben, wie man z.B. ein Stück spielen kann, ohne sich durch einen Fehler herausbringen zu lassen, sondern mit diesem eben kreativ umgehen zu können. Und zu erkennen, dass ein Fehler, gerade bei Improvisation, Komposition und Songwriting, eine Inspirationsquelle sein kann.
@rolf: Ja, es gab schon Workshops zu musikalischer Improvisation, wo der gekonnte Umgang mit Fehlern trainiert wurde.