Worauf achten bei KlavierlehrerIn für erwachsene Anfängerin?

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Pelinsu

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17. Dez. 2022
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Hallo,

nachdem ich seit längerer Zeit hier im Forum mitgelesen habe, möchte ich gerne um eine Einschätzung bitten:

Ich bin Ende 20 und möchte mir nun endlich meinen Traum verwirklichen, Klavierspielen zu lernen. Ich habe mir vor einigen Monaten ein Digitalpiano angeschafft und versucht, mir selbst etwas beizubringen (mit Udemy-Kursen), bin nun aber an dem Punkt, wirklich mit Klavierunterricht starten zu wollen.
Ich habe zuvor noch nie ein Instrument gespielt. Ich bin ziemlich unsicher, was meine musikalischen Fähigkeiten betrifft und traue mir nicht viel zu. Mein Ziel ist vor allem, einfach nur für mich zu Hause klassische Stücke spielen zu können.
Ich wohne in einer großen Stadt, und ich bin etwas überfordert mit der Auswahl von Klavierunterricht, und den unterschiedlichen Angeboten. Vielleicht ist es für einige nicht gut nachvollziehbar, aber meine Angst ist, dass ich von einem Klavierlehrer, der selbst ein sehr guter und erfahrener Pianist ist, eingeschüchtert werde, und mich ständig fragen werde, ob ich meinen Lehrer mit meinem schlechten Spiel "quäle", was sich wiederum negativ auf meine Lernerfolg auswirken würde.
Deshalb bin ich am überlegen, zunächst einmal bei jüngeren, weniger erfahrenen Studenten Unterricht zu nehmen, damit die Atmosphäre lockerer ist und ich mir nicht zu viel Druck mache.
Meine Frage ist nun: Ergibt es für blutige Anfängerinnen wie mich anfangs für dir Grundlagen Sinn, erstmal bei weniger erfahrenen Lehrern Unterricht zu nehmen? Oder ist es bereits für die ersten Stunden wichtig, eine sehr guten, erfahrenen Lehrer zu haben? Habt ihr generelle Tipps für die Auswahl eines geeigneten Klavierlehrers für erwachsene Anfänger ohne musikalische Vorerfahrungen?
Der Preis ist für mich kein ausschlaggebendes Kriterium, mir geht es wirklich nur darum, dass ich mich vor allem anfangs nicht dumm, unbegabt und eingeschüchtert fühlen möchte.

Und meine zweite Frage ist folgende: Wie oft und wie lange macht Unterricht zu Beginn Sinn? Ich tendiere derzeit zu 45 Min alle zwei Wochen (ich bin voll berufstätig), damit ich dazwischen auch wirklich Zeit habe zu üben. Denkt ihr das ist für meine Zwecke sinnvoll, oder sollte es doch zu Beginn wöchentlicher Unterricht sein?

Vielen Dank schonmal für alle Einschätzungen, Erfahrungsberichte und Tipps!

Liebe Grüße
 
Richtig guter Unterricht ist von Anfang an wichtig. Jeder professionelle Klavierlehrer wird spieltechnisch weit über deinem Niveau sein - ob Konzertpianist, Student oder ein 16-jähriger Schüler, der sich auf die Aufnahmeprüfung vorbereitet.
Es ist gerade wichtig, jemand erfahrenen (älteren) zu nehmen, da Unterrichtserfahrung sich erst mit der Zeit machen lässt und das Unterrichten oft viel später als das Spielen begonnen wird. Schau nach jemandem, der Erfahrung mit Erwachsenen hat.
 
Ich möchte das Gleiche sagen. Ein guter Lehrer wird dich nie runtermachen. Er wird dir helfen weiterzukommen und dir im richtigen Moment die richtigen Stücke aufs Notenpult stellen.

Ich habe seit vielen Jahren Gesangs- und Klavierunterricht und wenn es mal wieder katastrophal läuft hilft es mir daran zu denken dass meine Lehrer dafür Geld bekommen und mich halt jetzt aushalten müssen. Klingt doof, aber ich kenne meine Lehrer schon so lange dass ich ihnen dass sagen kann. Die verstehen es schon richtig.
 
Ich sags mal so: wenn er nicht mit Anfängern, die auch mal unbeholfen sind, klar kommt, hätte er nicht Klavierlehrer werden sollen.

Such dir einen guten Lehrer. Wenn du die Auswahl hast, so, dass er gut erreichbar ist und dir sympathisch ist.
Nimm 45 Min Unterricht jede Woche und überlass am Anfang einfach mal ihm die Führung. Der hat das gelernt, und du bist nicht die erste Anfängerin, die sich mal ziemlich dämlich anstellt. Das geht jedem so.
Und es ist nicht schlimm, wenn das Stück nach einer Woche noch in Arbeit ist, dann arbeitet man halt zusammen dran.

Das ist dann dein Klavierlehrer, du zahlst ihn dafür. Dem musst du nicht die perfekte Performance bieten, du must da auch keine Prüfung bestehen. Ihr arbeitet einfach zusammen an dem, was dir noch schwer fällt, und du wirst furchtbar viele Fehler machen und dabei immer besser werden.
 
Hallo @Pelinsu und willkommen!
Nimm Dir gleich einen KL der sein "Handwerk" beherrscht. Normalerweise bieten KL Probestunden an, da kann man sehen, ob die Chemie schon mal so weit passt.
Ich als KL weiß, dass gerade Erwachsene dazu zu neigen, sich klein zu machen, oder sich auf ihre Schwächen konzentrieren. Ich bearbeite das Problem im Unterricht mit den Schülern. Es ist ein Problem vieler Erwachsener, sich auf ihre Schwächen zu konzentrieren, und nicht das zu würdigen, was sie erreichen. Da freue ich mich, wenn ein Schüler es mit Hilfe irgendwann schafft, sich ohne wenn und aber einfach mal selber stolz auf die Schulter zu klopfen, wenn ein Stück gut gespielt wurde, o.ä..
Was ich nicht mag, ist, wenn Schüler sich nach längerer Zeit immer noch darauf "versteifen", dass sie dumm/ blöd oder so sind. Oft ist da auch eine gehörige Portion Selbstmitleid involviert, das "gepflegt" werden will, und darauf reagiere ich ab einem bestimmten Punkt allergisch.

Ich freue mich, wenn Neulinge schon eine Vorstellung haben, wohin die "Reise" gehen soll, und sie sich für das, was sie tun, aktiv interessieren.
Und ich halte es gerne aus, wenn mich Schüler anfangs mit ihrem Spiel "quälen", wenn sie zeigen, dass sie trotzdem mit Engagement dabei sind, und wir zusammen arbeiten.
 
Hallo @Pelinsu.

Der Preis ist für Dich kein ausschlaggebendes Kriterium, wie Du geschrieben hast. Daher würde ich nicht unter 60 Minuten Unterricht nehmen. Du wirst Dich wundern, wie schnell eine Stunde Unterricht vorüber ist.

(...) Lehrer mit meinem schlechten Spiel "quäle", was sich wiederum negativ auf meine Lernerfolg auswirken würde.

Mach Dich bitte von diesem Gedanken frei. Denn KL wussten auf was sie sich einlassen (und dass Anfänger auch unerfreuliche Töne verursachen). Sein oder ihr Anliegen ist es, dabei zu helfen, aus quälenden oder gequälten Tönen Musik zu machen.

Also werde ich über meinen Schatten springen und mich auf die Suche nach einem guten Klavierlehrer machen.

Gut so! Ich wünsche Dir viel Erfolg dabei.
 

Hallo nochmal,

herzlichen Dank für die vielen hilfreichen Vorschläge!
Kann mir vielleicht sogar jemand einen guten Lehrer oder eine gute Musikschule in Berlin empfehlen?

Liebe Grüße und einen schönen Sonntag an alle
 
Ein guter Klavierlehrer, der nicht narzisstisch veranlagt ist, wird dich mit Sicherheit nicht einschüchtern oder dich dumm und unbegabt fühlen lassen.
Weiß nicht, ob das mit narzisstisch oder nicht zu tun hat und dass sich das so äußert, ist auch nicht sicher. Eher mit Geschäfts- oder Verkaufstalent, und damit, welches Schülerkaliber noch so zu ihm kommt, wenn man nicht der einzige ist und ob der KL auf das Geld von schwierigeren Schülern angewiesen ist etc.

Bis klar wird, dass der Unterricht ein Narzissmus-Problem hat, können Jahre vergehen. Solange ist da alles tutti, bis die eine Partei die andere mehr oder weniger absichtlich kränkt und letztere nicht emotional intelligent darauf zu reagieren in der Lage, oder die diesbezügliche Frusttoleranz ausgeschöpft ist.

Wer wirkliche Narzissten erleben will, sollte sich auf Youtube mal ein paar Videos zur Frage, woran man Narzissten erkennt, reinziehen. Nicht selten, das ist zumindest mein Eindruck, werden solche Videos von ebensolchen Charakteren gemacht (irgendwo auch logisch, Narzissten lenken von sich ab, wenn es darum geht). Oder wartet auf mein Video, das ist eh das beste von allen. :-D
 
und mich ständig fragen werde, ob ich meinen Lehrer mit meinem schlechten Spiel "quäle"
Haha.. ich quäle meine KL nach zweieinhalb Jahren immer noch mit schlechtem Spiel und stelle mich jede Stunde aufs Neue unglaublich dämlich an, aber auf immer höherem Niveau!
Du (und vor allem dein KL) werden deine Fortschritte merken, auch wenn man sich von Stunde zu Stunde wieder im Unterricht ganz besonders dumm anstellt (IMMER viel dümmer als zuhause). Ich habe echt lang gebraucht, bis ich im Unterricht einigermaßen vorspielen konnte ohne vor Aufregung bei jedem zweiten Ton daneben zu greifen. Das wird mit der Zeit! (Dann ist es nur noch jeder dritte...;-)) :super:

Ich glaube, das ändert sich nie... also lass dich nicht entmutigen, da sind KL wirklich berufsbedingt enorm leidensfähig.

Ich könnte mir vorstellen, dass es für KL motivierend ist, Schüler länger zu begleiten. Also nicht aufgeben!
 
Haha.. ich quäle meine KL nach zweieinhalb Jahren immer noch mit schlechtem Spiel und stelle mich jede Stunde aufs Neue unglaublich dämlich an, aber auf immer höherem Niveau!
Du (und vor allem dein KL) werden deine Fortschritte merken, auch wenn man sich von Stunde zu Stunde wieder im Unterricht ganz besonders dumm anstellt (IMMER viel dümmer als zuhause). Ich habe echt lang gebraucht, bis ich im Unterricht einigermaßen vorspielen konnte ohne vor Aufregung bei jedem zweiten Ton daneben zu greifen. Das wird mit der Zeit! (Dann ist es nur noch jeder dritte...;-)) :super:

Ich glaube, das ändert sich nie... also lass dich nicht entmutigen, da sind KL wirklich berufsbedingt enorm leidensfähig.

Ich könnte mir vorstellen, dass es für KL motivierend ist, Schüler länger zu begleiten. Also nicht aufgeben!
Ich stelle mich nach 12 Jahren immer noch dämlich an :cry2:. Ob ich Fortschritte mache , weiss ich nicht . Ich meine nicht:cry2:. Obwohl ich immer tolle Lehrer hatte und habe und sie immer geduldig sind , wie ein geduldiges Lämmchen:puh:.
Und deshalb werde ich niiiiiieeee mit Klavier „spielen“ aufhören , bis ich das zeitliche segne. Aber dann mach ich mit Micha da oben weiter :-D
Ich wünsche allen ein schönes Weihnachtsfest
 
dass KL geparkte Kinder begleiten mögen oder Schüler, bei denen unausgesprochene Vorbehalte gegen den Unterricht an der Nasenspitze abzulesen sind.
Auch um solche wird sich ein guter KL, wenn er sie als Schüler angenommen hat, bemühen! Versuchen etwas zu verändern.
Wenn allerdings eine gewisse Zeit ohne spürbare Erfolge/Veränderungen/Motivation (das müssen nicht unbedingt grandiose Fortschritte sein) vergangen ist, dann sollte die beiderseitige Quälerei beendet werden.
 
Hallo Pelinsu,
vor 3 Jahren war ich in einer ähnlichen Situation wie Du, bloß noch fast 40 Jahre älter. Habe mir mit Renteneintritt einen Jugendtraum erfüllt und wirklich bei Null ohne jegliche Vorkenntnisse angefangen.
Meine KL ist hauptberuflich seit fast 30 Jahren an der Musikschule tätig und hat noch ein paar "Privatpatienten" allen Alters. Der Unterricht ist mit 0,5h/Woche kalkuliert, meistens werden es 35-40'. Hört sich erstmal wenig an, aber die ganzen Informationen zu verstehen und so nachzuvollziehen, dass man alles bis zum nächsten Unterricht auch RICHTIG übt, ist schon nicht gerade einfach.
Bei mir läufts so. Der Unterricht selbst, sind 2 Bereiche.
Technik: anfangs: Handhaltung, Tonleitern, Dreiklänge/Umkehrungen/Arpeggien
jetzt: Etüden
Stücke: 1-2; Fehler/schwierige Stellen und richtige Spielweise werden gezeigt.
Ich habe mitunter da schon meine Mühe das richtig nachzumachen.
Die meisten Stücke gibt sie mir vor, ich kann auch Wünsche aus meinem eigenem Notenmaterial äußern. Meistens machen wir's dann auch, manchmal bin ich aber auch noch nicht auf dem Stand um es anzugehen. Heißt also, geduldig sein und weiter machen.
Ich übe täglich reichlich 2h in 2-3 Zeitsegmenten. Ist alles sehr mühsehlig, macht aber dennoch Freude. Habe im Sommer das 1. Stück von Bach gespielt, Menuett 116, ist wohl eines der leichtesten Bachstücke, hat mehrere Wochen gedauert bis es ansprechend war. Wenn ich es jetzt aus dem Stand spielen sollte, werde ich mit Sicherheit Schiffbruch erleiden und wieder etliche Zeit brauchen.
Auch beim Vorspielen mache ich sehr viele Fehler durch extreme Aufgeregtheit. Warum eigentlich? Jede KL ist doch diesbezüglich "Kummer gewöhnt".
Trotz allem, Klavier spielen macht Spaß. Zu Beginn habe ich mir das Ziel gestellt:
Nach 5 Jahren möchte ich Child in time von Deep Purple, nach 8 Jahren Jessica von den Allman Brothers spielen. Muss nicht die Originalversion sein, aber ein gut gemachtes Arrangement, das die Stücke ansprechend und gefühlvoll klingen. Ein alter Studienkamerad (Technik nicht Musik), der später nochmal studierter Berufsmusiker geworden ist, meinte. Wird sehr schwierig, hat mir aber Mut gemacht am Ball zu bleiben.
Also, Du bist nicht allein mit Schwierigkeiten und mit Wünschen. Auch wenn's nicht so schnell geht, wie ich's gerne hätte, meine KL hat viel erreicht.
Habe mittlerweile auch Zugang zu Musik gefunden, die ich mir vor 3 Jahren nicht angehört hätte, muss mich nicht zwingen mich täglich ans Klavier zu setzen, habe nach 2 Jahren das E-Piano durch ein richtiges akustisches Klavier ersetzt.

Ich wünsche Dir und allen anderen Forumsteilnehmern ein gutes und friedvolles Jahr 2023.
 

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