Manchen Menschen will und will einfach nicht einleuchten, dass beim Erlernen eines Instrumentes die Hauptarbeit alleine zu Hause an den Tagen zwischen zwei Unterrichten stattfindet.
Sie sind innerlich nicht von dem Glauben abzubringen, dass es (so wie beim Sportverein oder Tanzkurs) doch eigentlich im wesentlichen reichen muss, wenn man zu den Stunden hingeht. Und dass man den Lehrer doch schließlich bezahlt, also soll er doch mit einem zusammen üben. Wieso soll ich "viel" Geld ausgeben, wenn ich das meiste doch alleine machen muss? So was kennen sie aus keiner anderen Situation.
Außerdem ist die Einstellung verbreitet, dass Instrument spielen doch "Spaß" machen soll und dass "Spaß" ja unmöglich bedeuten kann, dass zu den ohnehin vielen Dingen, die man machen muss (Schule, Arbeit, Haushalt etc.) NOCH eine Sache dazu kommt, die man unbedingt täglich erledigen soll und die überdies auch noch aus einem Gutteil "trockener", "langweiliger" Sachen besteht (Tonleitern, Übungen, sich kognitiv mit den Zeichen auf dem Notenblatt auseinandersetzen usw.)
Daher sagen sich viele: "OK, ich seh's ein, 1x in der Woche setze ich mich diesem "Trockenen" aus, also in der Klavierstunde. Ansonsten will ich aber 'Spaß' haben, Klavier 'zur Erholung' spielen". Obwohl sie oft eigentlich sehr wohl wahrnehmen, dass der "Spaß" auf diese Weise nur sehr begrenzt aufkommt (man kann auch nach längerer Zeit immer noch nur dieselben paar Stückchen oder Stellen aus Stückchen einigermaßen flüssig dudeln, und der "Spaß" daran ist weit mehr die Erinnerung daran, wie die bekannte Melodie "eigentlich" klingt und welche Gefühle man vielleicht mit dem Stück an sich verbindet, als das, was tatsächlich unter den eigenen Händen gerade erklingt), schaffen sie es nicht, aus dieser Erkenntnis die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen.
Früher, d.h. bis Anfang des 19. Jahrhunderts, waren die Menschen in dieser Hinsicht auch nicht viel anders. Nur gab es da (für die, die es sich überhaupt leisten konnten, Instrumentalunterrricht zu nehmen) noch nicht das Prinzip "1x pro Woche Unterricht", sondern stets mehrere Lektionen pro Woche, und wie wir aus Berichten wissen, war es nicht selten üblich, dass der Schüler gar nicht alleine üben durfte, sondern dies ausschließlich unter Aufsicht eines Lehrers geschah, damit er sich gar nicht erst Falsches angewöhnen konnte!
Die pädagogisch einzig sinnvolle Maßnahme wäre eigentlich ganz klar, entweder die Unterrichtsfrequenz stark heraufzuschrauben oder "Betreutes Üben" einzurichten, wo z.B. ein Lehrer zwischen verschiedenen Räumen mit übenden Schülern hin und her geht und immer wieder draufguckt, was der Übende gerade so treibt. Dies ist vollkommen klar, viele Klavierunterrichtsprobleme wären damit gelöst, und das Niveau würde kolossal steigen.
Der EINZIGE Grund, warum das jedoch nicht passiert, ist REIN FINANZIELLER Art. Diese Tatsache muss man sich immer wieder vor Augen führen. Es gibt keinen außer-finanziellen, methodisch-didaktisch fundierten Grund, in der Unter- und Mittelstufe nur 1x pro Woche Unterricht zu machen.