Bevor ich versuche einen neuen KL zu finden, werde ich auf jeden Fall mit ihr reden.
Unbedingt. Es ist sehr gut möglich, dass sie bislang die Erfahrung gemacht hat, Anfänger mit "zu vielen Details" zu nerven oder zu demotivieren. Du weißt nicht, was sie sich diesbezüglich schon anhören musste! Die Chance, ihren Kurs zu korrigieren (oder ihr Konzept zu erklären) solltest Du ihr geben durch ein klärendes Gespräch. Wenn sie so dermaßen ausgebucht ist, ist sie vermutlich nicht wirklich schlecht. Es gibt Lehrer / Trainer, die teilen ihre SuS instinktiv in verschiedene Klassen ein.
Strukturiert und ausdauernd lernen geht schon. Also eher fleißig als begabt.
So eine bin ich auch. Unsereins (kann ich jedenfalls von mir sagen) braucht
musikalische Inspiration durch eine gute Lehrkraft, die einem die "Suprasegmentalia" der Musik zu erspüren und herauszuarbeiten beibringt.
Allerdings war ich keine wirkliche Totalanfängerin, als ich zu meiner jetzigen Lehrerin kam (Wiedereinsteiger nach einigen Jahrzehnten Pause). Daher kann ich nicht beurteilen, nach welchem Konzept man üblicherweise mit erwachsenen Totalanfängern arbeitet. "Notenfressen" könnte ja durchaus einen durchdachten Hintergrund haben. Immerhin spielt sie Dir die Hausaufgaben vor, also hat sie ja in der Vorstellung schon so etwas wie Audiomotorik. Dieser unterstellten Logik folgend, müsstest Du nach dem Unterricht so rasch wie möglich (Klang UND Anblick noch im Gedächtnis) hinterherüben.
Du siehst, ich suche "mildernde Umstände", denn das hier:
Wenn ich mich verspiele oder es zu sehr holpert, lässt sie mich noch Mal von vorne anfangen.
... klingt nicht sooo toll. Eigentlich ist die "Flucht zurück auf Start" wirklich nicht das, was man im UNTERRICHT erwartet. Dort sollte man beigebracht bekommen, an sinnvoller Stelle mitten im Stück einzusteigen. Das ist wirklich sehr wichtig!
Es gibt eine tolle Zusammenstellung von
@Stilblüte namens "Übeexperiment" (oder so ähnlich, musst mal die Suchfunktion benutzen), und zwar der erste Teil dieser kleinen Reihe. Da steht eigentlich fast alles drin, was für das systematische Erarbeiten eines Stück sinnvoll ist. Das kann / sollte man m. E. von Anfang an so machen. Du spielst ja keine reinen Fingerübungen mehr, sondern:
Die Stücke sind relativ kurz, meistens 4 bis 5 Notenzeilen, selten länger als 2 Minuten.
ICH persönlich finde es darüber hinaus wichtig, bereits zu diesem Zeitpunkt mit formaler und harmonischer Analyse zu beginnen. Ein kleines Stück wie von Dir beschrieben hat bereits eine Struktur und harmonische Wendungen. Solche Stücke stehen in der Regel ganz überschaubar in C-, G- oder F-Dur und folgen dem schlichten Harmonieprinzip Tonika, Subdominante, Dominante, Dominantsept, Tonika. Zur jeweiligen Tonart sollte man routinemäßig die Kadenz aufschreiben und auch die parallele Molltonart. Viel mehr passiert bei solchen Stücken ja noch nicht.
ABER: Man etabliert eine Routine. Peu-à-peu kommen weitere Tonarten hinzu und harmonische Kniffe, Dominantseptakkorde, Doppeldominanten und dergleichen. Wenn man damit erst "irgendwann" anfängt, wenn man vor lauter komplex verwachsenen Bäumen keinen Wald mehr sieht, muss man abschreckend viel auf einmal lernen. Daher finde ich es außerordentlich sinnvoll, diese Analysearbeit wirklich von Anfang an zu machen. Andernfalls irrt man später durch komplexere Stücke wie ein Blinder auf der Flucht.
Diese "einfache Analysearbeit" kann man routinemäßig als Hausaufgabe aufgeben. Die Richtigkeit müsste eine Lehrkraft mit einem Blick erkennen, das ist nicht zeitaufwändig. Ein bisschen Zeit muss man nur beim ersten oder zweiten Mal aufbringen, wenn man das Prinzip erklärt bekommt.
Das alles ist in 30 Minuten nicht zu machen, auch 60 Minuten setzen Begrenzungen, wenn man dem Schüler Zeit geben will, zu entdecken, zu forschen, zu hören. Wenn es nur die Möglichkeit der 30 Minuten gibt, würde ich die Stücke auf 2 begrenzen, dann hat man wenigstens etwas Zeit, um musikalisch im o.g. Sinne zu arbeiten.
30 Minuten Unterricht sind für ein Vorschulkind wahrscheinlich angemessen, aber für einen erwachsenen Anfänger definitiv zu wenig. Man muss dem Großhirn die Chance geben, kognitiv Schritt zu halten. Abgesehen von sehr talentierten Ausnahmen, lernen Erwachsene über den Umweg der Kognition. Das Neue geht nicht direkt in die Basalganglien wie bei Kindern, sondern über einen Filter/Trichter.
Hier (<- anklicken) schön nachzulesen.
Musste op 25/5 beiseite legen, weil ich mir bei den Arpeggien links den Muskel irgendwie verletzt hatte
Oh nein, Du Arme. Ich sende Dir einen virtuellen Trostknuddler
und wünsch Dir rasche Genesung.