Welches ist das schwierigste Instrument?

Welches Instrument ist am schwierigsten?


  • Umfrageteilnehmer
    315
Am anspruchsvollsten ist für mich die Orgel. Sowohl in körperlicher als auch in geistiger Hinsicht.
Man spielt mit den Händen sowohl wie mit den Füßen, und das ist Multitasking pur. Man spielt außerdem eben nicht mit "den Füßen" sondern mit Fußspitze (vorderes Drittel), Ferse, und manche Läufe sind zB. Spitze-Ferse-Spitze-Ferse-Spitze-Spitze.... Und das noch zusätzlich zum normalen Händespiel, da hat mir teilweise der Kopf geraucht.
(Und zwischendurch musste ich an den Spruch denken: Hacke, Spitze, hoch das Bein...)
 
Am anspruchsvollsten ist für mich die Orgel. Sowohl in körperlicher als auch in geistiger Hinsicht.
Man spielt mit den Händen sowohl wie mit den Füßen, und das ist Multitasking pur.
Dazu kommt, dass die "Erleichterung" durch das Fehlen einer Anschlagsdynamik mehr als kompensiert wird durch die Aufgabe, eine wahre Registrierungskunst zu entwickeln: Auf zwei oder mehr Manuale plus Pedalklaviatur verteilen sich Register unterschiedlichen Typs, die nicht nur mit Bedacht kombiniert werden wollen, sondern fast immer auch mit gut organisierten Spielhilfen eine Menge an Klangfarbenmischungen ermöglichen: Kopplungen der vorhandenen Klaviaturen, einstellbare freie Kombinationen oder gar eine leistungsfähige Setzeranlage übersteigen das bei weitem, was von Hand auf die Schnelle möglich ist. In der Regel kommen sowohl Handregister als auch verfügbare Spielhilfen zum Einsatz. Zu letzteren zählen auch dynamische Modifikationsmöglichkeiten durch einen oder mehrere Schweller, mancherorts ist eine Crescendo-Walze vorhanden. Bei bislang unbekannten Orgeln kann es dauern, sich in die Eigenarten des jeweiligen Instruments einzuarbeiten. Dazu kommt der spielpraktische Aspekt, dass leider nicht alle Orgeln in gutem Wartungszustand befindlich sind. Wer öfter Vertretungsdienste übernimmt, kann davon ein langes Lied singen. Selbst identisch bezeichnete Registerkombinationen klingen keinesfalls überall gleich und schon gar nicht immer automatisch gut.

So gesehen ist das Betätigen der richtigen Taste zur richtigen Zeit nur ein Aspekt unter vielen, mit denen ein Organist zurechtkommen muss. In der liturgischen Praxis kommen noch viele weitere Faktoren dazu, die über die musikalischen Belange weit hinausgehen. Die Geistlichkeit und die Gemeinde können einem einiges an Improvisationstalent und Reaktionsvermögen abverlangen. Wer die Blicke nicht vom Instrument und vom Notenblatt lösen kann, hat da denkbar schlechte Karten. Dazu kommen große Entfernungen, Hallverzögerungen und ein Geschehen, das sich vielfach meist hinter dem Rücken des Organisten abspielt und nur über Spiegel einsehbar ist. Katholische Kirchenmusiker dürfen dann noch Kantorenverse selbst singen und den Liedanzeiger bedienen, während in der evangelischen Kirche die Liednummern wenigstens vorher auf einer Stecktafel einsehbar sind.

Üppig honoriert wird das funktionierende Multitasking keineswegs - Folge sind massive Personalprobleme gerade im nebenamtlichen Bereich... .

LG von Rheinkultur
 
@Rheinkultur
Das wollte ich vorhin noch schreiben:
Da man, nicht wie beim Klavier, über die Dynamik laut/leise gehen kann, muss man über die Interpretation der Noten (rit./Tenuto/Staccato/legato/nonlegato) eine Dynamik entwickeln. Und dann noch die Registerwahl.
 
Manchmal besteht die Kunst auch in der Beschränkung, wenn die Orgel eher klein ist und weder Schweller noch Koppeln hat ;)

Allerdings kann ich immer noch Orgel spielen, wenn ich erkältet bin. Mein Hauptinstrument Stimme steht mir dann nicht in gewohntem Maß zur Verfügung. Ich finde Singen dem Spielen eines Melodieinstruments durchaus ebenbürtig.

Aber die Frage nach schwer zu spielenden Instrumenten führt fast weiter zur Frage, ob und für wen ein instrumentales Generalistentum sinnvoll sein kann, oder ob man sich lieber entscheiden sollte.

Ich bin bekennende Generalistin, aber das hat natürlich auch Grenzen.
 
immer das instrument welches man am wenigsten beherrscht.
für den pianisten vermutlich der nasenflügel.

herzliche grüsse vom sputnik
 
... wundert mich ein wenig, daß so viele in der Umfrage Streichinstrumente als die Instrumente mit dem höchsten Schwierigkeitsgrad einschätzen...

Meine Meinung: die höchste Schwierigkeit (nach Gesichtspunkten des motorischen Lernens analysiert) bietet immer noch der Konzertflügel... gefolgt von der Violine.

Aber man kann sicher sagen, daß jedes der in der Umfrage genannten Instrumente "schwer" ist, und daß es seine Zeit dauert, es zu beherrschen.
 
... wundert mich ein wenig, daß so viele in der Umfrage Streichinstrumente als die Instrumente mit dem höchsten Schwierigkeitsgrad einschätzen...

Und trotz der Diskussion wird immer noch fleißig weiter den Streichinstrumenten das Zertifikat "schwerstes Instrument" zu sein gegeben :blöd:

Das spricht natürlich Bände über das Ansehen der Violine, ich vermute mal, dass vor allem diejenigen diese Instrumente angekreuzt haben, die keine Erfahrung oder nur ein paar zaghafte Anfänge auf solchen Instrumenten haben.

Glaubt man der Bildergeschichte Häschenschule Fritz Koch-Gotha
images


Dann war die Geige sehr wohl mal Volksinstrument, vor dem Klavier - erst mit dem Exclusiv-Feeling kam das Image der Geige als schwer-erlernbar, teuer (im Vergleich zum Klavier aber günstig) und damit einher eine grundlose Ehrfurcht, die scheinbar selbst im Klavierforum grassiert. Blockflöte ist zu Beginn genauso schwer, immerhin muss ein kontrollierter Luftstrom erzeugt werden, und gleichzeitig mit komplizierten Griffen zusammengesetzt aus Fingern beider Hände ein Ton geformt werden. Dies mutet man aber Kindern in Gruppen zu, hat den Nimbus billigster Instrumentalunterricht zu sein, während bei Geigengruppenunterricht, der zu Beginn gar nicht mal so unsinnig ist, die nahezu gesamte Geigenlehrerschaft opponiert (man lese mal über JeKi).....
 
Einst kam ich von der Schule nach Hause, vom Wunsch beseelt, dort Geige lernen zu können. Einziger Kommentar meiner Eltern: "Kommt gar nicht in Frage! Denk an den Hund!" :blöd:

Ich glaube, dass einen jedes Instrument an seine persönlichen Grenzen bringen kann. Den einen früher, den anderen später.
 

Das gilt höchstens für Anfängerinstrumente. Ab einem gewissen Niveau werden Geigen nämlich so richtig teuer. Alleine für einen Bogen kann man bequem 10.000 Euro ausgeben, und eine Top-Geige kostet weit mehr als ein Steinway D. Auch die laufenden Kosten (Saiten, Bogenbezug, Versicherung, gelegentliche Reparaturen) sind höher als beim Klavier.

Der einzige Vorteil ist, dass man bei der Geige meist auf einem Leihinstrument anfängt (weil die 1/16tel-Geige nach einem halben Jahr eh schon wieder zu klein ist). Außerdem haben gute Geigen keinen Wertverlust - man kann die erste 1/1-Geige für 3.000 Euro kaufen und das Instrument mit fortschreitendem Können gegen immer bessere Instrumente eintauschen.

LG, Mick
 

Das ging bei Klavieren/Flügeln sicher auch mal.
Geigen haben unbestreitbare Werterhaltungs-Vorteile im Vergleich zum Klavier:
* sie passen in jede Wohnung
* sie sind transportabel
* Digi-Geigen sind schlecht oder bringen nicht genügend Vorteile mit sich
Echt vergleichen kann man das wohl kaum noch unter den aktuellen Rahmenparametern des zerfledderten Upright-Marktes, wo man auch gute gebrauchte Instrumente fast schon nachgeworfen bekommt.
 
Dann war die Geige sehr wohl mal Volksinstrument, vor dem Klavier - erst mit dem Exclusiv-Feeling kam das Image der Geige als schwer-erlernbar, teuer (im Vergleich zum Klavier aber günstig) und damit einher eine grundlose Ehrfurcht, die scheinbar selbst im Klavierforum grassiert.
Das mit dem "Volksinstrument" dürfte in der Vergangenheit eher praktische als künstlerische Gründe gehabt haben: Im neunzehnten Jahrhundert gab es das Bild des Dorfschulmeisterleins, das seinen Unterricht mit einem frommen Lied auf der Geige begann, zu dem die Kinder einzustimmen hatten. Wer störte, bekam zwischendurch den Bogen auf den Kopf und schon war die Disziplin wiederhergestellt. Andere Instrumente ließen sich nicht so bequem im Stehen spielen, erlaubten nicht das gleichzeitige Sprechen oder Mitsingen (Blasinstrumente) oder machten es erforderlich, der Klasse den Rücken zuzudrehen (an der Wand stehende Tasteninstrumente). Erst in der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts veränderte sich der Stellenwert der Musik an allgemeinbildenden Schulen - leider meist nicht in die positive Richtung: Das Laienmusizieren trat vielerorts in den Hintergrund - eine Entwicklung, die nun auch das Chorwesen mit entsprechenden Auswirkungen getroffen hat.

Ich würde sogar noch einen Schritt weitergehen und fragen, ob es heute überhaupt noch "Volksinstrumente" gibt. Ein solches war einst auch die menschliche Singstimme - deshalb gab es einst viele mitgliederstarke Chöre. Heute beobachte ich einen anderen Trend: Wer sich für das Musizieren entscheidet, betreibt dies oftmals sehr ambitioniert - oder anderenfalls eben überhaupt nicht mehr, während sich im früheren Zeitalter des "Volksmusizierens" offensichtlich ein größerer Prozentsatz der Bevölkerung musikalische Grundlagen anzueignen bereit war. Gänzlich aussterben dürfte demnach das aktive Musizieren auf längere Sicht keineswegs - aber die Anzahl der Aktiven dürfte weiter zurückgehen bei zunehmender Ambitionierung der einzelnen Aktiven. Wer entsprechende Dienstleistungen als Musikpädagoge anbietet, wird im eigenen Interesse zunehmend noch stärker als früher auf Qualität als auf Quantität achten müssen.

LG von Rheinkultur
 
Schwierig ist halt auch relativ. Vom Instrument an sich her ist beispielsweise das Horn sicherlich sehr viel schwieriger als das Klavier.
Nun ist die Sache aber, dass insbesondere für die Violine und das Klavier halt Komponisten wie Paganini, Liszt, Alkan oder Godowsky halt bis zum Äußersten versucht haben, rauszuholen, was rauszuholen ist, aus dem Instrument.
Die Violine ist sicherlich auch so schon technisch eines der schwieriger zu erlernenden Instrumente, das Klavier wird erst dadurch schwierig.
 
Moin!

Dann gibt's noch den Kompensationseffekt:
Spielst Du Trompete, dann spielst Du Trompete.
Spielst Du Sax, wird - je nach Musikrichtung - auch noch Klarinette und/oder Querflöte als Double erwartet, besonders, wenn man Muscials spielt:

Reed 4 für Cabaret:
Klarinette, Bassklarinette, Baritonsaxophon, Fagott

Reed 4 für West Side Story:
Flöte, Piccolo, Klarinette, Bassklarinette, Sopransaxophon, Basssaxophon

Hier ein netter Artikel:
http://www.klaus-dapper.de/artikel/sonic/Doubling_fuer_Saxophonisten.pdf


Mein Saxlehrer hat auch mal ein hartes double gehabt:
16 (oder 32?) Takte piccolo-Solo, dann Wechsel auf Bassax. Und die Arragnements von Frank Zappa nicht ja nicht unbedingt einfach ...

Das meiste, was ich mal hatte im Konzert:
Klavier, Sopransax, Baritonsax, Gesang bei einem Duoauftritt (die andere spielte Orgel, Spinett, Klavier, Altsax und Gesang)
und
Tasten, Gesang, Percussion, Sopransax (fünfköpfige Kirchenband)

In der BigBand spiele ich berets zu meinem Hauptinstrument Baritonsax ab und zu Sopransax oder Klarinette. Bis jetzt konnte ich dem Leader ausreden für 'A Child is Born' Querflöte zu spielen. Eigentlich ist das in den Reeds für drei (oder vier?) Querflöten gesetzt ...

Grüße
Häretiker
 
Das mit dem "Volksinstrument" dürfte in der Vergangenheit eher praktische als künstlerische Gründe gehabt haben: Im neunzehnten Jahrhundert gab es das Bild des Dorfschulmeisterleins, das seinen Unterricht mit einem frommen Lied auf der Geige begann, zu dem die Kinder einzustimmen hatten.
also da hatte Heine, Heinrich, eine andere Wahrnehmung: der wollte das Geklimper, das aus allen Bürgerhäusern auf die Gassen schallte, drakonisch unterbinden :-D:-D:-D
 
also da hatte Heine, Heinrich, eine andere Wahrnehmung: der wollte das Geklimper, das aus allen Bürgerhäusern auf die Gassen schallte, drakonisch unterbinden :-D:-D:-D
Das waren aber die feinen Pariser Großbürgertöchter, die Heine bedauerte, weil sie nicht auf der Straße spielten wie das gemeine Volk - allerdings hat er Musik trotzdem hoch geschätzt.
(wie versteckt man eigentlich einen ellenlangen Link? Spoilerfunktion ist anscheinend nicht das wahre.....)
Zitat:
Die Bildung wird überhaupt immer teuer erkauft, und die kleine Blanka hat recht. Dieses etwa achtjährige Töchterchen von Meyerbeer beneidet den Müßiggang der kleinen Buben und Mädchen, die sie auf der Straße spielen sieht, und äußerte sich jüngst folgendermaßen: „Welch ein Unglück, daß ich gebildete Eltern habe! Ich muß von Morgen bis Abend alles mögliche auswendig lernen und stillsitzen und artig sein, während die ungebildeten Kinder da unten den ganzen Tag glücklich herumlaufen und sich amüsieren können!“ Heine
http://www.heinrich-heine-denkmal.de/heine-texte/fr-buehne09.shtml
 
schwerste Instrument ist die Mundharmonika - versuch mal darauf ne saubere Oktave zu greifen....:rauchen:

Viele Grüße

Styx
 

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