Welche Fragen stellen sich Anfänger?

Hallo miteinander,

um auf Stilblütes Ausgangsfrage zurückzukommen:

Ganz in den Anfängen meines Klavierunterrichts (da hatte ich noch nicht meine jetzige Klavierlehrerin, mit der ich super gut zurecht komme, sondern einen anderen Klavierlehrer) ging es mir öfters so: Im Klavierunterricht wurde ein neues Übungsstück mit neuen Schwierigkeiten in Angriff genommen und gemeinsam durchgegangen. Da kommt plötzlich eine Passage, in der ich irgendetwas nicht verstehe! Der Lehrer hebt an zu "erklären", spult mehrmals immer das Gleiche ab, das bei mir irgendwie nicht ankommt; ich frage nach und erhalte wieder genau die gleiche Antwort; so geht es ein paar mal. Am Ende habe ich es natürlich immer noch nicht verstanden!!!

Wochen oder auch Monate später spiele ich irgendein Stück, in dem eine ähnlich geartete Passage vorkommt: plötzlich denke ich an die "Erklärungen" meines Lehrers, die ich damals ja überhaupt nicht verstanden habe - aber jetzt ist alles klar: ich kann nun nachvollziehen, was er damals gemeint hat!!!

Eine vergleichbare Situation, heute mit meiner dreizehnjährigen Tochter erlebt:
Sie macht Übungsaufgaben für eine Mathearbeit; es geht um Zahlenräume. Man muss u.a. wissen was rationale, irrationale und reelle Zahlen sind. Gearbeitet wird hinsichtlich der Definitionen nicht aus dem Mathebuch, sondern nach den Definitionen und Erläuterungen der Mathelehrerin, die ins Heft aufgeschrieben wurden und denen von meier Tochter höchste Autorität zugewiesen wird. Allerdings kann meine Tochter anhand der von der Lehrerin selbstgemachten sprachlichen Definitionen die Unterschiede zwischen den Zahlenräumen nicht trennscharf erkennen und verstehen. Ich schaue mir die Definitionen an und sehe, dass sie für Schüler, für die dieser Stoff vollkommen neu ist, einfach nicht ausführlich genug verfasst sind. Ich erkläre es ihr in meinen eigenen Worten: und im Nu hat sie es verstanden!!!

Ich glaube, dass dies genau das ist was Stilblüte meint: auch als Klavierlehrer muss man sich sozusagen noch mal in den Zustand zurückversetzen (können), in dem sich ein Anfänger befindet und all die Fragen nachvollziehen können, die er haben könnte.

Welche Inhalte bei einem Klavieranfänger zu Verständnisschwierigkeiten führen können ist sicherlich auch individuell verschieden. Andererseits gibt es mit Sicherheit auch Dinge, die bei vielen Klavierschülern zu Schwierigkeiten führen, ebenso wie solche, die für alle eher einfach sind. Darüberhinaus ist Klavierlernen auch kein ausschließlich rationaler Verständnis- und Lernprozess.

LG

Debbie digitalis
 
@ Debbie: In der Schule /sonstwo wo Kinder Erwachsenen Fragen stellen gab es für mich oft die Situation, dass jemand etwas gefragt hat, und der Lehrer hat eine ganz andere (nicht vorhandene) Frage beantwortet, bzw. ist eben nicht auf die Frage eingegangen, sondern hat irgendetwas erklärt. Vermutlich deshalb, weil er den Gedankengang, das Problem, das Nichtverständnis, die Frage nicht kapiert und nachvollzogen hat! Mir, die ich ungefähr auf einer Stufe mit dem Fragenden stand, war aber meistens völlig klar, worauf die Frage abzielte. Manchmal hätte ich es erklären können, manchmal auch nicht. Ich glaube, oft sind das Banalitäten, deren Infragestellung vielleicht nur auf einer unklaren Formulierung beruht oder weil der Erklärende irgendein winziges Detail verschwiegen hat. Es ist sozusagen ein "Randdetail" über dessen Tatsache man sich beim erklären gar keine Gedanken macht, weil man lieber die Hauptsache erklärt - der Unwissende aber versteht nichts, wenn sich ihm solche Fragen auftun.

Ein Klavierlehrer muss es idealerweise schaffen, auch die "scheinbar dümmsten" oder "unsinnigsten" Fragen zu verstehen und zu beantworten, und das würde ich gerne können :)
 
Ich glaube, oft sind das Banalitäten, deren Infragestellung vielleicht nur auf einer unklaren Formulierung beruht oder weil der Erklärende irgendein winziges Detail verschwiegen hat. Es ist sozusagen ein "Randdetail" über dessen Tatsache man sich beim erklären gar keine Gedanken macht, weil man lieber die Hauptsache erklärt - der Unwissende aber versteht nichts, wenn sich ihm solche Fragen auftun.

Ein Klavierlehrer muss es idealerweise schaffen, auch die "scheinbar dümmsten" oder "unsinnigsten" Fragen zu verstehen und zu beantworten, und das würde ich gerne können :)

Aus meiner Sicht ist es dazu absolut notwendig, zu kontrollieren, ob der Schüler etwas verstanden hat. Und zwar ganz praktisch, also bei der Umsetzung des Besprochenen auf das Klavier. Ich habe manchmal das Gefühl, dass Lehrer sich zu sehr mit verbalen Anweisungen zufrieden geben ("üb das so und so zu Hause...", "hör mal diesen Vorhalt, diese Dissonanz, wie sie sich dann auflöst......", .....). Den Schüler zu fragen, ob er es verstanden hat, ist KEINE Kontrolle! Der denkt nämlich oft, er hätte es verstanden - da er aber noch nicht weiß, worum es geht, ist das in der Vielzahl der Fälle ein Irrtum. Um sicher zu sein, dass ein Schüler etwas wirklich versteht/verstanden hat, ist es auch sinnvoll, ein Element von verschiedenen Seiten zu betrachten (also z.B. durch vorspielen - hören/beschreiben - nachspielen; theoretischer Unterbau + praktische Anwendung an Übungen und improvisatorischen Elementen; Untersuchung der Stücke bzgl. dieses Elements; Singen; Bewegungen mit dem ganzen Körper/Grobmotorik/Rhythmik; Verwendung geeigneter Metaphern ....- bei Kindern heißt es gern: mit allen Sinnen lernen).

Liebe Grüße

chiarina
 

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