Hallo zusammen,
das ist ja inzwischen ein richtig schöner Erfahrungsaustausch geworden!
Und ich musste arbeiten und kann jetzt erst wieder schreiben.
Hallo, ... aber beim Schnellschreiben, also wenn der Ablauf der Finger klar war, bin ich den anderen fingermäßig davongerannt. Ich war die einzige, die mehrere Sätze schreiben durfte, und bei unserer Prüfung nach einem halben Jahr hatte ich für mich stolze 240 Anschläge erzielt. Davon konnten die anderen nur träumen.
Wow, das ist schon eine Superleistung, vor allem nach nur einem halben Jahr! Etwas weiter vorne hat waren 5 Anschläge pro Sekunde genannt - das ist genauso eine tolle Leistung und ebenfalls weit mehr, als die meisten anderen am Computer schaffen, selbst ausgebildete Schreiber oder Sekretärinnen. Toll!
Wesentliche Unterschiede zwischen Maschineschreiben und Klavierspielen liegen meiner Meinung darin, dass man beim Maschineschreiben immer nur eine Taste - maximal zwei - zugleich drücken muss - und dass die Finger immer ihre Grundstellung behalten. Sie bewegen sich nur vor und zurück ...
Ja, das ist richtig: Beim Maschinenschreiben tippt man ja nur jeweiils eine einzige Taste. Du beschreibst es genau richtig, dass die Finger dabei immer in der Grundstellung bleiben. Beim Klavier geht es um viel weitere Bewegungen - und viele Töne gleichzeitig. Aber so unterschiedlich ist das nicht - was auf der Schreibmaschinentastatur ein Griff nach oben oder unten (die Buchstaben eine Reihe weiter oben und unten) ist, ist am Klavier eben eine Bewegung nach rechts oder links, das ist einigermaßen vergleichbar. Das gleichzeitige Spielen mehrerer Töne/Tasten ist relativ schnell zu lernen, weil es eher eine "Erleichterung" gegenüber dem Tastaturschreiben ist, man hat gefühlt mehr Zeit für die Umsetzung, wenn man mehrere Tasten auf einmal drücken kann. Dafür muss ich natürlich am Klavier derzeit noch die Finger länger "sortieren", weil es eben jedesmal andere Tasten sind. Und mal spiele ich C mit dem Zeigefinger, mal mit dem kleinen Finger - das war für mich am Anfang sehr ungewohnt. Am Computer ist es immer derselbe Finger.
Völlig unterschiedlich und für mich am Anfang sehr ungewohnt war, dass ich beim Maschinenschreiben die Finger direkt nach dem Anschlag immer recht hoch wieder abheben muss, um genug Schwung und Geschwindigkeit für die nächste Taste zu haben, dann kommt das Tempo leichter. Daher hab ich das beim Klavier am Anfang auch gemacht und sehr abgehackt und mit weitem, schwungvollen Anschlag von oben gespielt :p Diese weicheren, fließenden Bewegungen, dicht über den Tasten und das Verbinden von Tönen waren für mich recht mühsam zu lernen und eine große Umstellung. Am Anfang hörte man immer meinen "Klick" auf die Tasten sehr stark :p
Wenn man 13 Töne in der Sekunde schaffen will, macht sich das doch am besten mit Trillern oder Doppeltrillern, oder?:)
Und ich kann das Tempo auf der Computertastatur sehr lange schaffen, bei Wettbewerben schreibt man einen Text 30 Minuten lang, im Training vorher hab ich oft 60 Minuten durchgängig geübt. Da braucht man schon recht viel Kondition und gutes, schnelles Umsetzen der Zeichen. Trainingszeilen, die man so minutenweise immer wiederholt, kann ich noch schneller schreiben, das ist dann auch "einfach" nur Übungssache. Meine Lieblingszeilen oder -texte z.B. gehen mit mehr als 1000 Zeichen in der Minute, das sind etwa 17 oder 18 Zeichen in der Sekunde. Vorstellen kann ich mir das selbst nicht (ich kann's aber wirklich gerne mal aufnehmen, wie vorgeschlagen, und einstellen.) Schneller geht dann aber wirklich nicht mehr, und das geht auch nur ganz kurze Zeit (immer maximal 1 Minute). Das sind dann aber auch leichte Grifffolgen, und man muss recht präzise sein, sonst verhaspelt man sich tatsächlich.
In einem Beitrag stand etwas von der Zeit - ich habe insgesamt 10 Jahre bis zum Weltmeistertitel gebraucht. Weit schneller als meine Mitschüler war ich zwar am Anfang auch, aber eben von solchen Leistungen noch extrem weit entfernt.
Jetzt wieder zum Klavier:
Notenlesen war für mich am Anfang z.B. extrem schwierig. Ungewöhnliche Noten kann ich immer noch nicht richtig auswendig lesen und muss rechnen bzw. zählen. Am Anfang hab ich mir auf dem Papier immer über jede Note den Buchstaben drübergeschrieben - dann war es wie am Computer und ich kann nahezu vom Blatt spielen, wenn natürlich auch sehr langsam und holperig. Aber immerhin ohne jemals vorher Klaviererfahrung zu haben - und das über alle Noten, egal wo sie liegen, ganz hoch oder ganz tief. Dadurch geht das Üben auch so schnell und ich kann mich sehr schnell auf Klang, Rhythmus usw. konzentrieren. Außerdem markiere ich jede Zwischennote: Die zu spielenden schwarzen Tasten werden auf meinem Notenblatt mit grünem (Tonerhöhung) Textmaker markiert, die tieferen orange. Und darüber stehen immer noch die Buchstaben, allerdings nur ganze Noten, -is oder -es ignoriere ich, das ist ja grün oder orange. Das sieht zwar nicht sehr professionell aus, ging bei einfachen Stücken aber sehr gut - bei komplizierten, mit vielen Akkorden usw. wird das zwar toll bunt - aber natürlich sehr schnell extrem unübersichtlich. Drei Noten übereinander als Buchstaben aufzuschreiben und anzumalen, ist beim Spielen auch nicht sehr schnell umsetzbar, wenn man sie ja gleichzeitig spielen muss. Also musste ich letztlich doch schnell Noten richtig lesen lernen. Mein Klavierlehrer hatte mit meiner Methode große Probleme, er kann das ja mit dem Buchstaben-Drüberschreiben-System nicht - weil er ja Noten lesen kann. Manchmal hat er dann gesagt, ich hab den falschen Buchstaben aufgeschrieben: Z.B. C, dabei ist es Cis. Ich hab dann geantwortet: Deshalb ist es ja grün. Der Mann hat mir dann doch leidgetan.
Ich bin damit wirklich ein seltsamer Schüler für meinen Lehrer.
Mein Lehrer staunt umgekehrt aber immer, wie schnell (sofort) ich neue Dinge umsetzen kann. Wir sind damit dann ein gutes Trainingspaar. Es ist für ihn auch nicht einfach, so unterschiedlich arbeiten zu müssen; ich hab ja nicht die übliche Lern-Reihenfolge anderer Schüler, die es von Anfang an richtig lernen.