Die bloße Tatsache, bei so offensichtlichem Reichtum nicht auf die Idee zu kommen, dass wir uns über ein bissschen Kohle gefreut (und sie verdient) hätten, schockiert mich trotzdem bis heute.
Aus Sicht eines "Normalos" scheint es ja so, dass Reiche (oder gar Stinkreiche) so drauf sein müssten: "Vielen Dank, Eure Darbietung hat mir sehr gut gefallen, hier habt Ihr nicht nur die vereinbarte Gage, sondern ich leg mal einfach noch kräftig was drauf."
Zumal wenn es ein besonderer Anlass ist, z.B. Auftritt bei deren Geburtstag oder Jubiläum.
Denn für die ist das ja quasi, was für unsereiner "aus der Portokasse" ist.
Tatsache ist aber, dass dies fast immer NICHT so ist. Sondern deren Verhalten und Zahlungsbereitschaft unterscheidet sich nicht von Mäßig-Verdienern.
Zwei Beispiele aus dem Nähkästchen: Ein Unternehmenschef - sehr netter Typ - hat uns schon 3x zu seiner Sommerparty engagiert. Immer für erstmal 5 Stunden, 100 Euro pro Mann und Stunde. Verlängerung aber, so war seine Bedingung stets am Telefon, nur 60 Euro pro Mann und Stunde. (Wir haben da immer 9-10 Stunden gespielt.)
Er war jedesmal völlig begeistert von uns, und auf der Party gab's nur das Feinste vom Feinsten, und der Schampus floss in Strömen. Für uns "Normalos" würde das heißen, dass man natürlich auf diese bescheuerte Einschränkung auf nur noch 60 Euro ab der 6. Stunde verzichtet und 100 Euro durchbezahlt, eventuell wegen Begeisterung noch ein schönes Trinkgeld obendrauf.
Aber nein, so sind diese Reichen nicht. Da wird alles sorgfältigst abgezählt.
Und dann war da noch die Millionärsgattin (Mann Inhaber eines sehr bekannten Unternehmens, von dem viele von Euch auch Produkte besitzen), die bei mir Klavierstunden genommen hat. Wirklich nette Person. Wollte meinen Preis wissen, ich nannte ihn (meinen üblichen günstigen Preis!!), und daraufhin kam: "Ja... (zöger)... OK, das nehmen Ihre Kollegen ja wahrscheinlich auch mindestens, ne?"
Reich wirst Du nur, wenn Du Geben vermeidest und NIMMST, NIMMST, NIMMST.
Weil die Reichen aber oft innendrin merken, was sie für Arschlöcher sind, gründen sie zur Gewissensberuhigung so Pseudo-Organisationen wie Stiftungen, mit denen sie sich ganz ostentativ als "wohltätig" gerieren. Dass das oft nur Steuersparmodelle sind bzw. das Ganze genutzt wird, um sehr teure "Charity-Events" mit großer Fresserei und Sauferei zu veranstalten (bei denen dann z.B. niedrigbezahlte Musiker spielen, denn "es ist ja ein Charity-Event"...), wird dabei natürlich nicht erwähnt.
Ein tatsächlich wohltätiger Reicher, so es ihn denn gäbe, würde einfach die Leute, die für ihn arbeiten oder mit denen er zu tun hat, großzügig entlohnen.