LeckerKlavierSpielen
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Ich habe derzeit etwa 25 ' WTK I im Repertoir (aktuell übe ich besonders die Fuge cis-moll, dieses Nunplusultra-Geflecht dreier Themen). Mich haben von Jugend an gerade die polyphonen Stücke fasziniert und mich animiert, selbst Fugen zu schreiben. Es ist für mich auch ein besonderes Vergnügen, polyphone Sätze zu singen (diverse Chöre im Weihnachtsoratorium).
Meine Kanons, die ich in den letzten Jahren geschrieben habe, sind nicht, wie so viele populäre Lieder dieser Gattung, zerlegte Homophonie, sondern polyphon durchkomponiert. Beispiel: http://www.abschweb.de/musik/tanze_den_bart.htm. Unmittelbares Vorbild ist dabei Mozart, der ja ganz viel von Bach gelernt hat.
Das ist ja interessant. Wie unterschiedlich doch die Musikwahrnehmung schon in jungen Jahren zu sein scheint. Und dein Post brachte mich zum Grübeln, wie das bei mir damals war, und brachte (für mich) Erstaunliches hervor. Mit 7 Jahren spielte ich in einem Kinder-Akkordeon-Orchester in der ersten (von 5) Stimmen, welche stets die (einstimmige) Melodie spielte. Bereits nach einem Jahr nervte ich den Leiter so lange, bis ich in die 4. Stimme wechseln durfte, wo nur etwas ältere spielten. Ich wusste nicht, was die da für ein Voodoo betreiben, aber das wollte ich auch. Nun, sie spielten weitgehend Akkorde, Dreiklänge, auf 1 und 3. Diese Begriffe kannte ich nicht, aber ich spürte schon damals, dass die eher für Klangfarben zuständig sind und das schien mir wohl wesentlicher zu sein für die Musik als die Melodie. Da spielte ich dann auch mehrere Jahre. Fast forward ein paar Jahre, als ich mit 15 Jahren das Schlagzeug spielen begann, meinten meine Eltern nur, der alte Akkordeonlehrer hätte damals schon prophezeit, ich würde irgendwann ein Schlaginstrument spielen wollen. Wozu die Anekdote?
MIr ist klargeworden, dass ich schon seit frühester Kindheit zu Harmonie und Rhythmus hingezogen war. Wenn man sich mal Bach anschaut, dann sind beides nicht wesentliche Bestandteile seiner Musik, sondern die Melodie steht im Mittelpunkt, (simple) Harmonien entstehen aus der Überlagerung von Melodien. Es gibt keine bis kaum Synkopierung oder anderes rhytmisches Salz in der Suppe. Ist also letztlich meine "Abneigung" bzw. mein "Nicht-Spüren" von Bach auf meinen Werdegang und lebenslang geprägte Hörgewohnheiten zurückzuführen?
Natürlich drängt sich dann die Frage auf, was einen denn in jungen Jahren, wenn man musikalisch noch ganz unbedarft ist, dazu bewegt, eher ein "Melodiekind" oder ein "Harmoniekind" zu werden
abschweb, deinen Kanon finde ich übrigens ziemlich schön (trotz schlechter Midi-Sounds auf meinem Laptop). Wahnsinn, so etwas zu komponieren finde ich beeindruckend.