Sicherlich eine gute Empfehlung. Aber die Qualität des Übens ... Da geht es wieder los. Was bedeutet das? Was sollte man üben und wie lange? Fünf Minuten Tonleitern, fünf Minuten Arpeggios, fünf Minuten Kadenzen, fünf Minuten das Stück? Dann sind die 20 Minuten vorbei. Aber ist das Qualität? Das weiß ich immer nicht.
Ich habe einige Zeit jetzt immer sehr viele Übungen gemacht am Anfang. Aber darunter haben die Stücke gelitten. Genau in der Art, wie ich es oben dargestellt habe. Ich hatte dann zum Schluss noch fünf Minuten, um an dem aktuellen Stück zu arbeiten, weil ich die ganze restliche Zeit mit Übungen, Tonleitern, Übungen für die Unabhängigkeit der Hände usw. gefüllt habe. Dann war ich schon richtig müde, wenn ich mit dem Stück angefangen habe.
Deshalb habe ich jetzt beschlossen, ich fange immer direkt mit dem Stück an. Zum Schluss in den letzten fünf Minuten Tonleitern, Arpeggios und andere Übungen. Seither komme ich mit meinen Stücken besser voran. Wahrscheinlich ist das deshalb für mich eine höhere Qualität des Übens: Mehr das Stück üben, nicht so viele andere Übungen. Aber ob das jetzt wirklich eine höhere Qualität ist, weiß ich nicht.
Tut mir leid, aber hier springt mein Bullshit Detector an.
1) 20 Minuten Üben sind schlicht SEHR WENIG. Also muss man sich auch nicht wundern, dass man nicht recht vorankommt. Ganz einfach.
2) Wer schon nach 15 Minuten "richtig müde" ist, bei dem läuft irgendwas grundsätzlich verkehrt. Entweder ist die Übeweise völlig falsch, oder man hat generell ein Problem. Das gilt auch für ältere Menschen - bitte nicht mit dem "ich bin halt schon zu alt"-BS daherkommen.
3) Einfach "auf Vorrat" "Fingerübungen" zu machen (Tonleitern, Arpeggien usw.) ist Schwachsinn. Dies wurde hier im Forum bereits zur Genüge diskutiert.
Ebenso starre Übepläne a la "5 Minuten X, dann 5 Minuten Y usw."
4) Das wichtigste Kriterium ist nicht, "was" oder "wie lange" man übt, sondern WIE man übt und mit welcher GENAUEN ZIELSETZUNG (und zwar hier und jetzt ganz konkret, nicht a la "damit ich mal irgendwann gut bin") man etwas übt. Genau daran wird es bei Dir mit Sicherheit sehr hapern.
Aber (ja, ich bin jetzt hier sarkastisch) wenn Du schon nach 15 Minuten schlapp bist, dann wird Dir vermutlich das zweckmäßigere Vorgehen, bei dem man intelligent mitdenken muss, erst recht zu anstrengend sein.
Man kann sicher sein: Hättest Du einen Klavier-"Personal Trainer", der sogar beim Üben immer dabei ist und Dir immer sagt, was jetzt als nächstes zu tun ist, würdest Du problemlos erheblich mehr als 20 Minuten pro Tag schaffen, dabei munter bleiben und würdest bereits auf einem völlig anderen Niveau spielen. Deine Probleme gehen lediglich auf die sehr typische Trägheit zurück, die Leute befällt, wenn sie zu Hause alleine etwas regelmäßig üben sollen/wollen. Jeder kennt das z.B. von Körper- / Fitnessübungen; nur die wenigsten schaffen es, das alleine konsequent durchzuziehen, weswegen die Fitnessstudios oder auch Vereine so erfolgreich werden konnten.