Was ist ein angemessenes Lerntempo?

Ich bin seit 1,5 Jahren Musikschülerin, leider auch nur eine halbe Stunde Unterricht die Woche, wir begannen auch mit einer Musikschule (Alfreds Musikschule für Erwachsene oder so) und haben den 1. Band durchgespielt. Anschließend begann ich mit Band 2 und daraus die ersten beiden Lieder. Doch darauf hatte ich dann keine Lust mehr, weil die Stücke mir einfach nicht gefielen. Wir haben dann etwas begonnen, was ich gern mag, da dauerte ein Stück dann natürlich immer etwas länger, weil wir damit gleichzeitig mit 3-6 seitigen Stücken anfingen, aber ich blieb am Ball, weil ich die Stücke dann gern spielen wollte, und fand auch mehr Zeut dafür am Klavier als an den Anfängerstücken des Bandes. Und etwas lernen kann man als Anfänger so ziemlich an jedem Stück. Ich habe jetzt also einige Stücke in meinem Repertoire, die für mich nach etwas klingen und den Band 2 habe ich seit fast einem Jahr nicht mehr rausgeholt.
 
Sicherlich eine gute Empfehlung. Aber die Qualität des Übens ... Da geht es wieder los. Was bedeutet das? Was sollte man üben und wie lange? Fünf Minuten Tonleitern, fünf Minuten Arpeggios, fünf Minuten Kadenzen, fünf Minuten das Stück? Dann sind die 20 Minuten vorbei. Aber ist das Qualität? Das weiß ich immer nicht.

Ich habe einige Zeit jetzt immer sehr viele Übungen gemacht am Anfang. Aber darunter haben die Stücke gelitten. Genau in der Art, wie ich es oben dargestellt habe. Ich hatte dann zum Schluss noch fünf Minuten, um an dem aktuellen Stück zu arbeiten, weil ich die ganze restliche Zeit mit Übungen, Tonleitern, Übungen für die Unabhängigkeit der Hände usw. gefüllt habe. Dann war ich schon richtig müde, wenn ich mit dem Stück angefangen habe.

Deshalb habe ich jetzt beschlossen, ich fange immer direkt mit dem Stück an. Zum Schluss in den letzten fünf Minuten Tonleitern, Arpeggios und andere Übungen. Seither komme ich mit meinen Stücken besser voran. Wahrscheinlich ist das deshalb für mich eine höhere Qualität des Übens: Mehr das Stück üben, nicht so viele andere Übungen. Aber ob das jetzt wirklich eine höhere Qualität ist, weiß ich nicht.
Tut mir leid, aber hier springt mein Bullshit Detector an.

1) 20 Minuten Üben sind schlicht SEHR WENIG. Also muss man sich auch nicht wundern, dass man nicht recht vorankommt. Ganz einfach.

2) Wer schon nach 15 Minuten "richtig müde" ist, bei dem läuft irgendwas grundsätzlich verkehrt. Entweder ist die Übeweise völlig falsch, oder man hat generell ein Problem. Das gilt auch für ältere Menschen - bitte nicht mit dem "ich bin halt schon zu alt"-BS daherkommen.

3) Einfach "auf Vorrat" "Fingerübungen" zu machen (Tonleitern, Arpeggien usw.) ist Schwachsinn. Dies wurde hier im Forum bereits zur Genüge diskutiert.
Ebenso starre Übepläne a la "5 Minuten X, dann 5 Minuten Y usw."

4) Das wichtigste Kriterium ist nicht, "was" oder "wie lange" man übt, sondern WIE man übt und mit welcher GENAUEN ZIELSETZUNG (und zwar hier und jetzt ganz konkret, nicht a la "damit ich mal irgendwann gut bin") man etwas übt. Genau daran wird es bei Dir mit Sicherheit sehr hapern.

Aber (ja, ich bin jetzt hier sarkastisch) wenn Du schon nach 15 Minuten schlapp bist, dann wird Dir vermutlich das zweckmäßigere Vorgehen, bei dem man intelligent mitdenken muss, erst recht zu anstrengend sein.

Man kann sicher sein: Hättest Du einen Klavier-"Personal Trainer", der sogar beim Üben immer dabei ist und Dir immer sagt, was jetzt als nächstes zu tun ist, würdest Du problemlos erheblich mehr als 20 Minuten pro Tag schaffen, dabei munter bleiben und würdest bereits auf einem völlig anderen Niveau spielen. Deine Probleme gehen lediglich auf die sehr typische Trägheit zurück, die Leute befällt, wenn sie zu Hause alleine etwas regelmäßig üben sollen/wollen. Jeder kennt das z.B. von Körper- / Fitnessübungen; nur die wenigsten schaffen es, das alleine konsequent durchzuziehen, weswegen die Fitnessstudios oder auch Vereine so erfolgreich werden konnten.
 
2) Wer schon nach 15 Minuten "richtig müde" ist, bei dem läuft irgendwas grundsätzlich verkehrt. Entweder ist die Übeweise völlig falsch, oder man hat generell ein Problem. Das gilt auch für ältere Menschen - bitte nicht mit dem "ich bin halt schon zu alt"-BS daherkommen.

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also wenn ich ein neues, für mich schwieriges Stück, einstudiere, dann empfinde ich das zumindest am Anfang auch als extrem anstrengend. 🤯
 
also wenn ich ein neues, für mich schwieriges Stück, einstudiere, dann empfinde ich das zumindest am Anfang auch als extrem anstrengend.
Bei mir ist es umgekehrt. Von Null auf "beinahe konzertreif" finde ich überhaupt nicht anstrengend und meist geht das auch recht schnell. Der Schritt von "beinahe konzertreif" zu "konzertreif" kann hingegen beliebig langwierig und herausfordernd werden.
 
Ich hatte das Metronom gerade im Einsatz, um meine linke Hand bei einem Walzer in einen gleichmäßigen Rhythmus von Anfang bis Ende zu bringen. Es ist mir verdammt schwer gefallen, immer mit dem Metronom im Einklang zu bleiben.
Gestern habe ich es dann wieder weggelassen und jetzt kommt mir mein Walzer plötzlich ganz einfach vor und ich kann ihn flüssig durchspielen. Hat also scheinbar was gebracht.

Ich habe das hier gelesen und in den vergangenen Tagen auch mal ausprobiert und muss genau das Gleiche sagen: die Stücke wurden plötzlich flüssiger, schneller und rhythmisch sauberer. 😊 Die ganzen Rhythmus-Übungen, die es gibt, übt man ja auch mit Metronom, für mich ist das eine große Hilfe!

@hasenbein: Es ist ja nicht gerade nett, was du da von wegen Bullshit-Detector schreibst, aber ich muss sagen, dass ich sowas weitaus lieber lese als die ganzen Lobhudeleien für nichts als Dilettantismus, die einem in dieser Welt überall entgegenschlagen. Daraus kann man - wenn man möchte - immerhin das eine oder andere für sich mitnehmen!
 
Du bist doch schon über 5 1/2 Jahre im Forum.
Hättest du die ganze Zeit konsequent nach der DKMM geübt, könntest du bei deinem Talent nicht nur die Campanella in einer Spezialversion, sondern locker auch den 4. Satz der Großen Sonate für das Hammerklavier im Tempo 1/4=144 spielen.
duck und weg
:schweigen:
 
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Ui, da sind jetzt aber viele tolle Ideen zusammengekommen! Es ist sicher richtig, dass ich schneller vorankäme, würde ich mehr üben, das ist ja mit allem so. Ich bin aber beruflich gut ausgelastet und habe Familie, bin häufig den ganzen Tag nicht zuhause, da ist mehr einfach nicht drin. Ich bin schon froh, wenn ich jeden Tag ans Klavier komme, denn auch das gelingt mir nicht immer.

Ja, die Stücke im zweiten Band dieser Europäischen Klavierschule sind wirklich schwerer als die im ersten, häufig denke ich, zu schwer. Aber da ist wohl Geduld gefragt. Ich übe die Hände getrennt, anders würde das gar nichts werden. Ich habe mir noch nie Gedanken darüber gemacht, ob das vielleicht auch anders gehen könnte.

Ich bin beruhigt, dass ich mit meinem Problem nicht allein bin. Offenbar habe ich einfach unterschätzt, wie komplex das Klavierspielen ist.
Ich glaube, in diesem Post steckt die ganze Ursache drin.

Ja, Klavier spielen ist komplex, Klavier lernen ein unendlich langwieriger schwieriger Prozess, das macht man nicht mal eben nebenbei. Da gibt es dann zwei Möglichkeiten, entweder man schafft sich die Freiräume, trotzdem ausreichend Zeit zum üben zu haben, oder man gibt sich damit zufrieden, dass es langsam voran geht und man die eigenen Ziele deutlich nach unten justieren muss.

Familie ist so ein Thema. Ich habe Kinder, bin geschieden. Als ich angefangen habe mit dem Klavier, habe ich täglich geübt, meist eine Stunde. Und meist abends, als die Kinder im Bett waren, das Digitalpiano mit Kopfhörern ist da sehr hilfreich. Inzwischen mit neuer Freundin ist das so eine Sache, die Freizeit ist plötzlich sehr beschränkt und abends sitze ich nicht mehr alleine rum und spiele dann einfach auch mal zwei Stunden Klavier sondern oft genug auch mal gar nicht. Damit sinkt das Fortschrittstempo rapide bzw. ich entwickle mich derzeit eher zurück. Da steh ich nun und überlege mir, wo ich die Zeit hernehme. Auf den täglichen Sport verzichten ist ungesund, die Freundin regelmäßig links liegen lassen auch nicht gut, der job fordert seine Zeit, die Kinder und der Haushalt auch... Und dann muss der Kopf ja auch frei sein, zwischen Meeting und Essen kochen im Stress mal eben 20min "üben" ist komplett sinnfrei.

Die Lösung dazu musst Du selber finden. Vielleicht schaffst Du Dir eine feste Zeit, sagen wir von 19 bis 20 Uhr ist bei Dir Klavierübestunde und da willst Du ungestört bleiben und da hat dann auch "können wir mal eben zusammen..." vom Partner nichts zu suchen. Aber das ist schwierig, haben wir doch gerade während Corona gelernt, alles extrem flexibel zu leben, damit Job und Kinderbetreuung, Essen kochen und online Meetings mit dem Chef alles zu Hause gleichzeitig klappt. Disziplin heißt das Zauberwort.
 
Deshalb ganz klar: Freundin abschaffen. Reiner Zeitfresser, lohnt nicht für die 10 Minuten Spaß am Samstagabend.
 

Mein Freund, warte mal so ca. 1,5Jahre. Und dann denk an meinen heutigen Kommentar zurück. Spätestens dann wird sich nämlich Eure Frequenz auf "alle 1 bis 2 Wochen" reduziert haben.
 
Dann genieße ich jetzt noch die verbleibenden 6 Monate (12 haben wir schon) und dann kann ich offenbar ab Oktober trotz Freundin wieder regelmäßig üben. Hat doch auch was.
 

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