Es reicht doch aus, darin wollte ich dir nicht widersprechen. Leider bin ich perfektionistisch veranlagt, spiele nach der Detailarbeit gerne entgegen deinem Rat alles noch mal durch, mache wahrscheinlich Fehler, und muss mich dann wie beschrieben um Schadenbegrenzung bemühen. Besser ist es, denk ich mir, als wenn ich trotzdem den Ärger über diese Fehler mit ins Bett nehme. Mache ich mal keine Fehler, gehe ich umso zufriedener schlafen und lerne das ganze Stück und die Problemstellen im Gesamtkontext umso besser, dann war es mir das Risiko wert.
Lieber tasteur,
Ich gebe zu, manchmal echt pingelig zu sein!
Ich habe gar nichts gegen deine Vorgehensweise, allerdings bezeichne ich sie wie Klimperline auf keinen Fall als perfektionistisch.
Wenn ich dich richtig verstehe, nimmst du eher das Risiko in Kauf, Fehler zu machen, weil du eine große Befriedigung erfährst, wenn du keine Fehler machst. Das Risiko ist es dir wert.
Also bist du in dem Moment eher risikolustig als perfektionistisch, wogegen nichts zu sagen ist.
Ich gehe dieses Risiko nicht ein, weil
a) die Gefahr groß ist, dass ich mir im Eifer des Gefechts nicht mehr gut zuhören kann und Fehler überhöre, seien es bloße Verspieler oder auch musikalisch-klangliche Fehler
b) mich nicht mehr an alle Fehler erinnere, die ich gemacht habe (ich weiß nicht, wie lang deine Stücke sind)
c) ich die fehlerhaften Stellen vielleicht nur noch einmal richtig spiele anstatt sie durch Wiederholung abzuspeichern
d) ich einen starken Widerwillen dagegen habe, die gerade sorgsam gebauten Türme dem Wind der Risikolust auszusetzen und meine Energie womöglich verschwendet zu haben.
Die Schüler, die denken, sie seien sehr perfektionistisch, machen oft die meisten Fehler, weil sie sich in ihrer angeblichen Perfektion zuviel auf einmal vornehmen. Ich hingegen übe so, dass ich selten Fehler mache und wenn, dann nur einmal.
Finde ich weniger anstrengend und viel effektiver.
Vielleicht überzeugen dich die genannten Punkte auch hierbei:
Wer behauptet, es sollte unter diesen Umständen auf keinen Fall diese Fehler noch mal mit der Korrektur übertünchen – soviel handwerkliche Bescheidenheit soll sein –, damit am Ende nicht das Falsche gefestigt wird, überrasche mich mit einer überzeugenden Begründung
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Liebe Grüße
chiarina