Man muss früh genug anfangen ...
Hallo,
Ich will einmal hier meine Erfahrungen zum Thema "Kinder ans Klavier" anbringen.
Zuerst einmal der Status Quo: Mein Sohn ist 11 und lernt seit 5 Jahren Klavier. Wir üben 30-40 Minuten täglich. Bei uns ist Klavierüben teil des abendlichen Schlafen-Geh Rituals, kurz vorm Zähneputzen.
Nicht das es immer ohne sanften Druck geht (gleich wie beim Zähneputzen
aber er weiss das es einfach zu tun ist. Ja, wir hatten auch ein paar Krisen dazwischen, aber vor die Wahl gestellt komplett aufzuhören oder regelmäßig zu üben hat er sich für letzeres entschieden. (Uff
Ach ja: Hören tut er am liebsten Hard-Rock. Mozart ist zwar nicht so cool (schon gar nicht gegenüber den Freunden) aber wenn er Mozart spielt merkt man an seinen Körperbewegungen dass er mitgeht und die Musik mag.
Nun, wie sind wir soweit gekommen? Ich kann hier kein Rezept anbieten weil das sicher individuell sehr verschieden ist und von sehr vielen Randparametern abhängt die man auch meist nicht beeinflussen kann. Hier ein paar ungeordnete Punkte von denen ich meine das sie wichtig sind:
- Man muss früh genug beginnen. Am Besten wenn die Kinder in die Schule kommen, also im Alter von 6 Jahren. Das ist ohhenhin die Zeit wo eine bestimmte Regelmäßigkeit ins Leben kommt und da ist dann Klavierspielen ein Teil davon.
- Wir hatten eine private Klavierlehrerin die ins Haus gekommen ist und wirklich gut auf ihn eingegangen ist. Sie hat mit ihm die komplette "Piano Kids" Serie durchgemacht. Das beginnt mit Stücken die für dieses Alter ideal sind. Später sind sehr rhytmische Stücke (Rags, Rock) aber auch viel Klassik drinnen.
- Kinder brauchen Gelegenheit ihr Können vor anderen Kindern vorzubringen und sich damit zu profilieren. Am besten mit coolen Stücken (die eben in den Piano Kids) auch drinnen sind. Das gibt einen echten Ansporn.
- Man muss selbst von Musik begeistert sein und diese Begeisterung auf die Kinder übertragen -- so früh wie möglich. Wir erfinden z.B. immer wieder Lieder im Badezimmer oder singen laut und falsch irgendwas oder texten Lieder um, blödeln herum etc. etc.
- Man darf den Kindern nicht den eigenen Geschmack aufdrängen. Ich höre mir halt auch manchmal seine Heavy Metal Sachen an und versuche ihm "Smoke on the water" auf dem Klavier beizubringen.
- Dafür geht er oft und gerne in Konzerte mit und ich sehe wie er mitbebt wenn das Orchester loslegt.
- Klavierspieler sind meist Einzelgänger. Damit sie das nicht bleiben ist später eine Musikschule gut (kein Privat Lehrer mehr) wo sie merken dass es auch viele andere gibt die Klavier spielen. Dann gibts da auch Vorspielstunden wo die Konkurrenz ein Ansporn sein kann.
- Auch im Konservatorium lernen die Kids heutzutage tlw. recht groovige Sachen.
- Damit was weitergeht setze ich mich meiste zu ihm beim Üben dazu und korrigiere und versuche ihm ein effizientes Üben beizubringen (das ist ja was woran ich selber bei mir auch noch viel arbeiten muss).
- Ein paar vierhändige Stücke lernen (es gibt Piano Kids Vierhändig) oder ein paar Boogies etc. zum vorspielen vor den Freunden.
- Nie großen Druck (Drohung, Fernsehentzug, Computerentzug) im Zusammenhang mit dem Klavierspielen ausüben. Lieber mit Goodies arbeiten.
- Ja, wir streiten auch oft wie man irgendeine Stelle übt oder spielt, aber nie so das wir danach massiv böse wären.
- Wenn eine bestimmte Stelle eines Stücks gar nicht klappen will: Es einfach bleiben lassen und am nächsten Tag wieder probieren. Meist geht es dann wie von Zauberhand ganz alleine.
Das wärs. Wie gesagt hat es bei uns so geklappt und ich hoffe das es
so bleibt.
Schönen Abend noch + Ciao // Tom