Wann entsteht eine Melodie

Hallo Katt,

Wenn ich deine Frage richtig verstanden habe, meint dein Bekannter, dass eine Melodie dann entsteht, wenn sie sich durch ihre Lautstärke von den anderen Stimmen abhebt. Es stimmt, dass eine Melodie oft durch ihre Lautstärke und Klarheit hervorsticht. Besonders bei Schumann ist es wichtig, die Balance zwischen Melodie und Nebenstimmen zu finden, damit die Hauptmelodie richtig zur Geltung kommt.

In der Beethoven Sonate Nr. 4, besonders um „Minute 21“, tragen die Arpeggien dazu bei, die Melodie hervorzuheben, indem sie eine harmonische Grundlage bieten. Die feinen Nuancen und die dynamische Gestaltung spielen dabei eine entscheidende Rolle.

Manchmal kann das bewusste Hervorheben bestimmter Töne tatsächlich neue und unerwartete musikalische Effekte erzeugen. Solche kleinen Veränderungen können dann auch die gesamte Wahrnehmung eines Stücks beeinflussen.

LG
 
Die Oberstimme kristallisiert sich für mich schon als Melodie heraus. Wie ein aufblitzendes Echo der dumpferen Unterstimme. Genau das erzeugt ja auch den schillernden Effekt.
Hier ist aber offensichtlich gar nichts Schillerndes, Blitzendes gewollt - Tonart und Dynamik deuten doch klar darauf hin, dass hier eine düstere, geheimnisvolle Stimmung beabsichtigt ist.
 
Vielleicht ist „schillernd“ ein unpassender Begriff? Vielleicht ist „wabernd“ besser?
 
Jetzt habe ich mal einen ganz kurzen Ausschnitt davon auf meinem Handy aufgenommen, und ja, ich würde es wohl auch eher düsterer gestalten, wie in dieser kleinen Aufnahme. Aber man könnte es auch anders gestalten, das ist ja vom Prinzip schon ok. Vom Prinzip möchte ich auch sagen, dass ich eher zu Micks Aussage tendiere, aber man es natürlich auch wie Demian machen könnte.
Den Anhang Audio.mp4 betrachten
 
Hallo Katt,

Wenn ich deine Frage richtig verstanden habe, meint dein Bekannter, dass eine Melodie dann entsteht, wenn sie sich durch ihre Lautstärke von den anderen Stimmen abhebt. Es stimmt, dass eine Melodie oft durch ihre Lautstärke und Klarheit hervorsticht. Besonders bei Schumann ist es wichtig, die Balance zwischen Melodie und Nebenstimmen zu finden, damit die Hauptmelodie richtig zur Geltung kommt.

In der Beethoven Sonate Nr. 4, besonders um „Minute 21“, tragen die Arpeggien dazu bei, die Melodie hervorzuheben, indem sie eine harmonische Grundlage bieten. Die feinen Nuancen und die dynamische Gestaltung spielen dabei eine entscheidende Rolle.

Manchmal kann das bewusste Hervorheben bestimmter Töne tatsächlich neue und unerwartete musikalische Effekte erzeugen. Solche kleinen Veränderungen können dann auch die gesamte Wahrnehmung eines Stücks beeinflussen.

LG

Ja, so war es. Er hatte (auch wenn ich das eigentlich schon wusste) für den Vergleich einmal das Stück überall gleich angespielt, also in der Lautstärke, Dynamik etc ohne Differenzierung. Klang dann auch so mäßig und das Zitat kam zustande. Was du sagst "durch ihre Lautstärke hervortreten(!)" finde ich treffender, denn eine Melodie existiert natürlich, sobald man sie aufschreibt. Das war vielleicht auch im Eingangspost verwirrend dargestellt, mich hatten aber eben auch noch andere Aspekte interessiert, z.B., ob es Melodien überhaupt geben muss bzw. was das dann "ist" ohne eine.

In Sachen Beethoven bin ich mir etwa nicht sicher, ob wir da von einer Melodie reden können. Levit spricht in seinem Podcast von "nur Geräusch". Nun kann man sich eine eigene Meinung bilden, aber vielleicht war da eine Melodie auch nie beabsichtigt.

 
Ja, so war es. Er hatte (auch wenn ich das eigentlich schon wusste) für den Vergleich einmal das Stück überall gleich angespielt, also in der Lautstärke, Dynamik etc ohne Differenzierung. Klang dann auch so mäßig und das Zitat kam zustande. Was du sagst "durch ihre Lautstärke hervortreten(!)" finde ich treffender, denn eine Melodie existiert natürlich, sobald man sie aufschreibt. Das war vielleicht auch im Eingangspost verwirrend dargestellt, mich hatten aber eben auch noch andere Aspekte interessiert, z.B., ob es Melodien überhaupt geben muss bzw. was das dann "ist" ohne eine.

In Sachen Beethoven bin ich mir etwa nicht sicher, ob wir da von einer Melodie reden können. Levit spricht in seinem Podcast von "nur Geräusch". Nun kann man sich eine eigene Meinung bilden, aber vielleicht war da eine Melodie auch nie beabsichtigt.

Zum Thema „Melodie oder nicht“ möchte ich den Vergleich zum Vorspiel von Wagners Rheingold ziehen. Dort gibt es am Anfang keine klassische, klare Melodie, sondern einen sogenannten Klangteppich – ein kontinuierliches Klanggewebe, das sich aus dem tiefen Es-Dur-Akkord und der sich allmählich aufbauenden Struktur entfaltet. Der erste Ton, ein tiefes Es in der Kontra-Oktave, schafft die Grundlage für die Atmosphäre, in der sich der Fluss des Rheins – und symbolisch die ganze Welt – langsam entwickelt. Hier steht der Klang im Vordergrund, nicht die Melodie im klassischen Sinne.

Interessant ist, dass auch in Wagners Vorspiel die Melodie nicht im herkömmlichen Sinn „vortreten“ soll. Stattdessen tragen Klang und Harmonie eine Bedeutung, die über die Idee der Melodie hinausgeht. Das zeigt, dass Musik nicht immer eine erkennbare Melodie braucht, um tief zu wirken.

Und keine Sorge, manchmal findet man einfach nicht gleich die passenden Worte. 😊
 
Interessant ist, dass auch in Wagners Vorspiel die Melodie nicht im herkömmlichen Sinn „vortreten“ soll. Stattdessen tragen Klang und Harmonie eine Bedeutung, die über die Idee der Melodie hinausgeht. Das zeigt, dass Musik nicht immer eine erkennbare Melodie braucht, um tief zu wirken.
Ja. Wagner schafft im Vorspiel zum „Rheingold“ räumliche Tiefe. Das braucht keine Melodie im eigentlichen Sinne.
 

Hey Carnina,

ich hoffe, du hast meine Nachricht nicht falsch verstanden. Sie war wirklich nicht an dich gerichtet. Katt hatte geschrieben: “Das war vielleicht auch im Eingangspost verwirrend dargestellt”, und daraufhin habe ich nur gesagt, dass das gar kein Problem ist. Also, kein Grund zur Sorge. 😊
 

Hey Carnina,

ich hoffe, du hast meine Nachricht nicht falsch verstanden. Sie war wirklich nicht an dich gerichtet. Katt hatte geschrieben: “Das war vielleicht auch im Eingangspost verwirrend dargestellt”, und daraufhin habe ich nur gesagt, dass das gar kein Problem ist. Also, kein Grund zur Sorge. 😊
Hahaha nein keine Sorge. Ich meine das tatsächlich völlig ernst 😁😁 ganz ohne Empfindlichkeiten.
 
Die jeweils dritten Töne dieser Arpeggien nimmt das Ohr als Oberstimme wahr, unterstützt durch eine entsprechende dynamische Gestaltung. Diese Töne verbindet das Ohr zu einer Melodie, es sind übrigens die gleichen Töne wie in der Unterstimme.
Hast Du je jemanden das Trio in dieser Weise spielen hören? Wie soll das in dem Tempo (Bülow z. B. schlägt 66 für punktierte Halbe vor) funktionieren? Kannst Du das so spielen, dass man die jeweils letzten Noten als tragende Melodiestimme hört und das das ganze Stück über gegen den Schlag und auch gegen die sforzati jeweils auf der ersten Note der entsprechenden Takte ?

Die Melodietöne blitzen aber immer nur kurz auf, sodass es, wie du schreibst, nicht wie eine Melodie im gewohnten Sinne klingt, sondern sie ist immer wieder kurz unterbrochen. Wenn die Melodie nicht unterbrochen wäre, müsste man die Melodietöne länger spielen. Dann würde aber der stürmische Charakter der Passage verlorengehen.
Spielst Du das Stück ohne Pedal?
 
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