Viktor Ullmann gehört zu jener Generation von "Theresienstädter Komponisten" — eine ebenso ungnädig-redundante
wie doch auch notwendige Klassifikation, denn die Bedingungen ihres späten Schaffens waren ungleich viel härtere
als die der meisten anderen, wodurch eine Einordnung in die Reihen der nicht zum Tode Verdammten a priori nicht
gelingen kann.
Ich kenne lediglich einen Bruchteil seines Œuvres, was zweifellos mein eigenes Versäumnis ist, das sich recht eindeutig
in "Prager Werke" und "Theresienstädter Werke" untergliedern lässt, darunter seine Klaviersonaten, die ich sehr empfehle
(ich habe eine Gesamteinspielung von Konrad Richter, der nicht nur ausgezeichneter Pianist ist, sondern auch, soweit ich
weiß, einer der, wie mir scheint, wenigen Ullmann-Forscher) und seine Variationen und Doppelfuge über Arnold Schönbergs
Op. 19, IV (sowohl für Klavier als auch für Orchester).
Breitere Bekanntheit erlangte seine 1944 fertiggestellte Oper "Der Kaiser von Atlantis", eine zynische Persiflage auf
die Grausamkeit des Nationalsozialismus, die nach der von den Nazis Generalprobe eben deshalb verboten wurde und erst
1975 zur Uraufführung gelangte.
Im Allgemeinen gilt doch zu sagen, dass Ullmanns Musik vor allem in den Kreisen besonders Informierter bekannt ist und
geschätzt wird, jedoch dieses Schicksal teilt er mit so vielen anderen seiner Zeit wie beispielsweise dem von mir verehrten
Erwin Schulhoff (siehe Profilbild), Gideon Klein, Pavel Haas, Hans Krása, um einmal die Populären unter den Unpopulären zu
nennen.
Ullmann - Piano Sonata No. 6; II Allegretto grazioso - YouTube
Viktor Ullmann: Piano Sonata 7 (5) - YouTube
Viktor Ullmann - Abendphantasie - YouTube
Viktor Ullmann: Slawische Rhapsodie op.23 (1940) - YouTube