Ich finde es sehr erschreckend, dass mit den Leistungen anderer auf kultureller Ebene, die ja ausschließlich im privaten Bereich stattfinden und der Erquickung aller dienen, auf solch schamlose Weise Geschäfte gemacht werden.
Wird z.B. an einer Musikschule ein Vorspielabend veranstaltet, (der Eintritt ist bei solchen Zusammenkünften ja normalerweise frei) und werden etwa Stücke von Yann Tiersen wiedergegeben, so muss ein Betrag an die GEMA entrichtet werden. Nehmen wir mal an, der Vorspielraum ist nicht größer als 100 Quadratmeter. So verlangt die GEMA etwa für die Darbietung von Klein-Lieschen, die sich für "La Dispute" entschieden hat, und Paulchen, dem "le Mouline" besser gefallen hat, die unverschämte Summe von 20,30 Euro. Lieschen hat zum ersten Mal ihren Freunden vorgespielt und verspielte sich aus der Aufregung heraus. Deswegen hat ihr Musiklehrer nach ihrer Darbietung ein Päuschen eingelegt und zur Entspannung aller eine CD eingelegt. Auch Paul hörte sich recht stümperhaft an. Sie machten es ja auch zum ersten Mal.
Dem Publikum gefiel es aber trotzdem.
Peter Flügel hat nun eine Anzeige am Hals, der Anwalt schildert ihm, dass er das Konzert hätte anmelden müssen, und auch die unberechtigte Wiedergabe eines Tonträgers sei ein klarer Rechtsverstoß. Der Anwalt fordert nun eine Abmahngebühr in horrender Höhe von ihm. Peter hat aber nicht genug Geld, um sich freizukaufen. Schließlich rückt der Gerichtsvollzieher nach verlorenem Prozess an und nimmt auch Peters Sachen, wie etwa den Flügel, gleich mit. Peter ist nun mittellos und hat seine Stellung verloren. Paul und Lieschen spielen heute nicht mehr Klavier, da Peter den Kontakt damals einfach abbrach. Er ist damals in andere Stadt gezogen, da er sich das Wohnen in München nun nicht mehr leisten konnte.
Paul und Lieschen sitzen heute allabendlich vor dem Fernseher, Paul bereits schon seit dem frühen Nachmittag. Auf die Frage, was sie denn mal werden wollen, antworten beide nur mit einem ratlosen Schulterzucken, sie wenden sich schließlich wieder dem Flimmerkasten zu.
Tolle Welt, alles ist durch Gesetze geregelt, niemand muss sich mehr unbequeme Gedanken machen. Denn das Bewusstsein für Moral und Freiheit hat uns der Staat ja Gott sei Dank abgenommen.