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off-topic? oder doch nicht?
hallo,
das erinnert mich an Arnold Schoenberg, der ja nicht nur als Komponist eine erstrangige Größe ist, sondern auch ein erstaunlicher Maler im Umfeld von Franz Marc und Wassily Kandinsky war.
ich meine auch, dass die "Atonalität" cum grano salis dem "abstrakten Malen" entspricht - aber sicher sind die Übergänge von frei-tonal zu atonal und hin zu dodekaphonisch fließend, ebenso die "Abstraktionsgrade" in der Malerei.
Die Geschichte der Künste verblüfft immer wieder mit ihren quasi Wundern: da malte William Turner beinahe gegenstandslos (die Venedig-Bilder) und Liszt verließ in einigen Stücken von der ersten bis zur letzten Note die Tonalität - - beides lange vor dem frühen 20 Jh.. (literarisch kann man bei Dostojewski schon Techniken von Joyce und Döblin sehen, etwa der "Bewußtseinsstrom" mancher Abschnitte in "der Idiot" und vor allem die Konzeption der Erzählung "die Sanfte") - - - mich faszinieren solche Wunder, ein besseres Wort habe ich nicht dafür. Denn Liszt ist nicht Schönberg, Turner ist nicht Kandinsky, und Dostojewski ist nicht Joyce, die ersten drei lebten im 19. jh, die drei anderen eher im 20. Jh. - - aber wir können daran sehen, worin manches eben auch, ob freiwillig oder in Ablehnung, sei dahingestellt, wurzelt!! Auf seine Weise hat Schönberg sein subjektives Akzeptieren, seinen "Platz" in der Entwicklung/Geschichte der Musik sehr schön, weil zugleich widersprüchlich und bejahend, dargestellt, z.B. in Titeln wie "Valse di Chopin", "Suite", "Brahms- und Joh.-Strauß-Bearbeitungen" usw.
was mir zur Barockmusik noch einfällt: die Streitigkeiten um den "italiänischen Styl", um die Affekte etc - das sind alles Keime einer beginnenden Subjektivierung. (was hatten sich Scheibe et al. beharkt, ja sogar vor Bach nicht zurückgeschreckt)
Subjektivierung und Individualisierung, herkommend aus Affekten und "Geschmack" (mal sehr verkürzt gesagt), ist eine Tendenz - ob im frühen 20. Jh. die "quasi abstrakte" Dodekaphonie hier eine konträre "Objektivierung" ist, oder ob sie im Gegenteil nicht eine noch radikalere "Subjektivierung" ist, will ich nicht entscheiden müssen (ich glaube, dass sich im künstlerischen Spannungsfeld Schönberg-Berg-vonWebern beides finden läßt).
ist nun, nach so langer, konfliktreicher und produktiver Musikgeschichte Schönbergs Klaviersuite ein Nachhall "absoluter Musik" a la 19. Jh., ist sie synthetisch (Hegel) gedacht historisierende "Programm-Musik" a la 19. Jh., ist sie ein radikaler antitraditioneller Bruch und damit etwas gänzlich anderes (quasi etwas "abstraktes") - oder fällt das alles nicht in eins, ist sie nicht das alles zugleich?
herzliche Grüße,
Rolf
p.s. dass ich ganz subjektiv die Suite nicht allzu sehr mag und auch nicht spielen will, stattdessen Skrjabins letzte beiden Sonaten bevorzuge (und sehr gerne spiele!), weißt Du ja - aber ich hoffe, ich konnte klarmachen, wie sehr und wie hoch ich Schönberg schätze!!! vielleicht, eines Tages (ich höre sie mir - Gould!!! - immer wieder an), vielleicht spiele ich sie doch irgendwann...
So verführerisch der Vergleich von Tendenzen in der bildenden Kunst und in der Musik ist,
und ich habe mich seiner in einem anderen Thread unlängst auch bedient,
so problematisch ist er: Musik ist abstrakter als ihre Geschwisterkünste,
ihr behaupteter Welt- bzw. Lebensbezug überhaupt erst eine neuzeitliche Erscheinung
(beginnnend mit dem Frühbarock: die Idee der Sprachähnlichkeit von Musik),
und seit dem späten 19.Jahrhundert rebelliert die Kunstmusik dagegen schon wieder.
hallo,
das erinnert mich an Arnold Schoenberg, der ja nicht nur als Komponist eine erstrangige Größe ist, sondern auch ein erstaunlicher Maler im Umfeld von Franz Marc und Wassily Kandinsky war.
ich meine auch, dass die "Atonalität" cum grano salis dem "abstrakten Malen" entspricht - aber sicher sind die Übergänge von frei-tonal zu atonal und hin zu dodekaphonisch fließend, ebenso die "Abstraktionsgrade" in der Malerei.
Die Geschichte der Künste verblüfft immer wieder mit ihren quasi Wundern: da malte William Turner beinahe gegenstandslos (die Venedig-Bilder) und Liszt verließ in einigen Stücken von der ersten bis zur letzten Note die Tonalität - - beides lange vor dem frühen 20 Jh.. (literarisch kann man bei Dostojewski schon Techniken von Joyce und Döblin sehen, etwa der "Bewußtseinsstrom" mancher Abschnitte in "der Idiot" und vor allem die Konzeption der Erzählung "die Sanfte") - - - mich faszinieren solche Wunder, ein besseres Wort habe ich nicht dafür. Denn Liszt ist nicht Schönberg, Turner ist nicht Kandinsky, und Dostojewski ist nicht Joyce, die ersten drei lebten im 19. jh, die drei anderen eher im 20. Jh. - - aber wir können daran sehen, worin manches eben auch, ob freiwillig oder in Ablehnung, sei dahingestellt, wurzelt!! Auf seine Weise hat Schönberg sein subjektives Akzeptieren, seinen "Platz" in der Entwicklung/Geschichte der Musik sehr schön, weil zugleich widersprüchlich und bejahend, dargestellt, z.B. in Titeln wie "Valse di Chopin", "Suite", "Brahms- und Joh.-Strauß-Bearbeitungen" usw.
was mir zur Barockmusik noch einfällt: die Streitigkeiten um den "italiänischen Styl", um die Affekte etc - das sind alles Keime einer beginnenden Subjektivierung. (was hatten sich Scheibe et al. beharkt, ja sogar vor Bach nicht zurückgeschreckt)
Subjektivierung und Individualisierung, herkommend aus Affekten und "Geschmack" (mal sehr verkürzt gesagt), ist eine Tendenz - ob im frühen 20. Jh. die "quasi abstrakte" Dodekaphonie hier eine konträre "Objektivierung" ist, oder ob sie im Gegenteil nicht eine noch radikalere "Subjektivierung" ist, will ich nicht entscheiden müssen (ich glaube, dass sich im künstlerischen Spannungsfeld Schönberg-Berg-vonWebern beides finden läßt).
ist nun, nach so langer, konfliktreicher und produktiver Musikgeschichte Schönbergs Klaviersuite ein Nachhall "absoluter Musik" a la 19. Jh., ist sie synthetisch (Hegel) gedacht historisierende "Programm-Musik" a la 19. Jh., ist sie ein radikaler antitraditioneller Bruch und damit etwas gänzlich anderes (quasi etwas "abstraktes") - oder fällt das alles nicht in eins, ist sie nicht das alles zugleich?
herzliche Grüße,
Rolf
p.s. dass ich ganz subjektiv die Suite nicht allzu sehr mag und auch nicht spielen will, stattdessen Skrjabins letzte beiden Sonaten bevorzuge (und sehr gerne spiele!), weißt Du ja - aber ich hoffe, ich konnte klarmachen, wie sehr und wie hoch ich Schönberg schätze!!! vielleicht, eines Tages (ich höre sie mir - Gould!!! - immer wieder an), vielleicht spiele ich sie doch irgendwann...