Hi,
ganz wichtiges Thema, da die Präzision und Schnelligkeit vieler (aller?) Spielfiguren, ohne dass man es direkt merkt, von der Schwäche des 4. und 5. Fingers negativ beeinflusst werden.
Den 4. und 5. durch entsprechende Spielliteratur zu trainieren ist ok, aber nicht optimal. Das ist wie wenn ein Sportler, um seine Oberschenkelmuskeln zu trainieren, Übungen macht, die auch die Arme, die Schultern, den Bauch etc. trainieren.
Besser ist es ganz speziell auf den 4. und 5. einzugehen. Dazu kann man erstmal Übungen zur Kräftigung und Stabilisierung ohne Tastatur ausführen.
Z. B.:
- Hand in lockerer Spielposition auf einen Tisch legen.
- Die Fingerspitzen liegen auf der Oberfläche.
- Jetzt mit dem Finger beginnen Druck auf den Tisch auszuüben.
- Dabei wird langsam die Hand und der passive Arm angehoben, bis das Gewicht allein auf diesem Finger liegt.
- Dabei darauf achten, dass der Finger in den Gelenken nicht kollabiert.
- Die anderen Finger sollten ganz passiv herunterhängen und im Idealfall weiterhin ganz leicht die Oberfläche berühren.
- Man kann auch noch zusätzlich Druck aus dem Arm ausüben.
Wichtig ist auch, dass das Gehirn (Motorik) lernt, dass es überhaupt einen 4. Finger gibt.
Beim 5. ist es meistens wieder besser.
Diese Differenzierung ist nämlich normalerweise sehr schlecht entwickelt, da man den 4. Finger immer gemeinsam mit anderen und praktisch nie alleine benutzt.
Übung dazu:
- Wie oben, Hand in lockerer Spielposition auf einen Tisch legen.
- Jetzt sich sehr bewusst auf den Finger konzentrieren und nur diesen und nur mit seinen Fingermuskeln möglichst hoch anheben und wieder senken.
- Am besten dabei auch noch die Augen zumachen und das Bewegungsgefühl dieses einen Fingers ganz konzentriert spüren.
- Die anderen Finger und der Arm dürfen dabei nicht bewegt oder angespannt werden. Es muss sich alles nur auf diesen einen Finger konzentrieren.
- Variante: Statt Anheben, mit diesem Finger eine Kratzbewegung auf der Oberfläche durchführen. Dass die anderen Finger nicht mitmachen ist hier schwieriger.
- Hierbei auch das taktile Gefühl der Fingerspitze auf der Oberfläche spüren.
Darüber hinaus darf man sich ab einem gewissen Alter nicht allzu große Hoffnungen mehr machen, eine virtuose Geläufigkeit zu erlangen bzw. relativ unabhängige Finger 4 und 5 zu bekommen, da sich Sehnen nur SEHR langsam verändern (wenn überhaupt) und es Jahre dauert, bis mit entsprechenden Übungen Fortschritte erkennbar sind. Das zumindest war meine ernüchternde Erkenntnis, als ich darüber mit einem Handchirurgen gesprochen habe.
Bin mir nicht sicher, ob ein Handchirurg die spezifischen Probleme des Klavierspielens kennt und beurteilen kann, von dem her besteht doch Hoffnung.
Gruß