... wieso es toleriert werden oder gar ein Segen sein soll, wenn ein Laie einen Chor leitet, Feuer und Flamme hin oder her. Du solltest eigentlich wissen, dass es tatsächlich auch einen Studiengang Dirigieren/Chorleitung gibt, den nicht wenige Leute mit einem Diplom abschliessen!
Gleichzeitig dürfen anscheinend nur diejenigen Musikpädagogen jammern, die in ihrem späteren Unterrichtsfach diplomiert haben! Wo ist da die Logik? Wovon leben denn die Diplom-Dirigenten, wenn Chöre immer mehr von feuer-und flamme spuckenden Laien geleitet werden.
Zu viele Ausrufezeichen...
Will hier mal meine bescheidenen Erfahrungen in Gesangsensembles, Acappella-Ensembles beitragen..
Ich habe mal vor urlanger Zeit Barbershop gesungen… Zu „meiner“ Zeit (exakt vom Dezember 1999 bis in den Sommer 2001, anderthalb äußerst heftige Jahre.) gab es da NULL, NADA, nichts an Profis...
In ganz Deutschland nicht. Nicht das, was ein Barbershop-Sänger zudem als Trainer brauchen kann... Wir Barbershopper flogen zu unseren Kosten Trainer und Coaches aus England, Schweden und aus den USA ein…
OK, man hätte sich einen klassischen Chorleiter angeln können, aber ob das eine gute Idee gewesen wäre..?..
Einige unserer Mit-Chöre bei den Wettbewerben hatten Musikprofis, studierte Chorleiter, aber das war's irgendwie nicht... Wie sage ich das? Zu trutschig? Zu verhalten? Zu verkopft, zu akademisch? IM verhältnis zu den hohen Anforderungen an die Motovation und Kompetenz der Sänger dann doch nicht DAS Plus, einen zu führen und anzuleiten?
ICH hätte bei einigen von denen besser den MD, Chorleiter machen können...
Die besten Ensembles, hochklassiger Amateurgesang mit unfassbar hochwertiger, sonst bei Amateuren NICHT anzutreffender Singerei (ja, und das gilt auch für renommierte Chöre wie den Münsteraner Madrigalenchoir...) hatten es NICHT so auf dem Pin wie erstklassige Barbershop-Ensembles, mit ihren voll committeten Amateuren - sowohl teilnehmerseitig als auch bei den MD, „emm dieh“, musical directors.
Barbershop ist für mich immer noch, weit mehr als zehn Jahre später, DIE Musik, die einen Amateur auf das höchste Niveau bringt, was den Ensemble-Klang und den Reiz fürs Publikum ausmacht.
Ich drücke es mal so aus: ALLE, die bessere Musik auf die Bühne bringen als ein guter Barbershop-Chor, MUESSEN Profis sein.
= = =
Ich habe dann viel verglichen. Das beste deutsche Ensemble damals, die „Ladies First“ aus Dortmund, eine irre kregle Truppe von ca. 40 Frauen, haben auch im Jazzgesang beim Sängerbund konzertiert und haben da bei Wettbewerben regional und bundesweit alles abgeräumt, was an Preisen zu holen war.
Ich war Mitglied der „BAD Boys“, Barbershop Aus Dortmund, damals die beste Männercombo, vielfacher Wettberwebsgewinner, bis die Kölschen Frünge mit noch mehr Fleiß an uns vorbeizogen.
Bis dahin, behaupte ich, war ich das Mitglied des besten Amatuer-Männer-Gesangsensembles zwischen London und Wladiwostok. (In London gibt es herausragenden Barbershop, und dann in Tokio.) An uns kam kein Krichenchor, kein Madrigalenchor, nichts auf Amateurbasis heran. Nur Profi-Ensemble.
In diesen wenigen Monaten habe ich unglaublich viel gelernt, über Musik, über Bühne, über Organisation, über Menschen, über mich selber, über das Vereinsleben, und über so einige Dinge, die man NICHT macht.
Ein schmutziger Trick der Barbershopper ist die Konzentratiuon auf ein nur sehr kleines Repertoire, aber dies bis in die Tiefe abzuloten…
Da gilt das Wort des MD.
Und nichts sonst.
In anderen Chören und Acappella-Ensembles solle es gang und gäbe sein, dass zum Gewinnen neuer Sänger Erpresserei läuft.. Dass da jemand sagt: Ok, ich mach jetzt mal bei euch mit, aaaaber… dann müsst ihr auch die Sachen singen, die ich guuut finde und mitbringe…
Allein schon das Proben mit Chorleiter am Klavier..
…wo doch jeder Barberhop-Sänger weiß, dass das Klavier mit seiner Kompromiss-Harmonik bedingt durch das gleichstufige Stimmen einem „das Gehör versaut“…. OK, ist HIER natürlich voll OT und fehlplatziert… <duck>….
In Barbershop-Ensembles ist das Klavier gedisst!
Es wird mit der Pitch Pipe angeblasen.
Ich habe das dann bei Acappella Soest gesehen, ein mixed Ensemble off the Barbershop: ca. gleiche Größe mit 25 durchaus motivierten und befähigten Sängerinnen und Sängern, aber a- weiblich einschlägig, Tenöre krasse Mangelware, ein Zickenladen hoch drei, auch und gerade bei den wenigen Männern.. , b- ein unglaublich mit mehr als 70 Stücken zerfasertes „Repertoire“, c- in dem dann konsequenterweise nahezu NICHTS klappte, bis auf zweidrei Knaller, über die sich der Chor identifizierte.
Acappella Soest beschäftigte auf Vereinsbasis einen Chorleiter, einen studierten Musikus, der sich auf Chorleiterei spezialisiert hatte und noch dreivier andere Chöre umlaufend für Geld an der Backe hatte…
All das kannst knicken. Das macht echt nicht auf Dauer Spass. Acapella Soest existiert heute auch nicht mehr.
Soo, nun nochmal zu den Chorleitern, „Profis“… MD der Ladies First ist ein Amateur, Manfred Adams, Rechtsanwalt in Dortmund. MD der Bad Boys ist bis heute ein Amateur. Dr. Hans Frambach; Remscheid, Wirtschaftswissenschaftler und Prof an der Uni Wuppertal – in Volkswirtschaftslehre, Makro-Ökonomie. Allerdings auch studierter Musiker. Er hatte Bariton-Gesang studiert, aber dies m.W. nicht abgeschlossen. Ein unglaublich guter Musikus, eine echte Führerfigur - und ein Sänger mit Druck und „Röhre“, der in weitem Umfeld seinesgleichen sucht. Der den Spass in den Backen hat und den auch herüberbringen kann. Genialer Motivator.