Ich persönlich als KL finde solche "picky" Schüler sehr nervig und Ausdruck unserer "instant gratification"-Zeit, in der wir leben.
Es zeigt, dass sie Musik insgesamt eigentlich nicht interessant finden, sondern nur von ganz bestimmten punktuellen Erscheinungsformen der Musik dopaminmäßig getriggert werden.
Da hast Du es tatsächlich auf den Punkt gebracht. Alle wollen "Amélie" spielen oder "River flows in you" (beides Stücke, die ich selbst ehrlich gesagt totlangweilig finde, abgesehen davon, dass sie nichts für Anfänger sind), ohne auch nur eine Tonleiter spielen zu können oder auch nur eine einzige Note zu kennen.
ABER auf der anderen Seite kann ich
@Kurz Kurz (es wäre nett gewesen, wenn Du uns einen Namen gegeben hättest, mit dem wir Dich ansprechen können, auch wenn es nicht Dein richtiger Name ist. Ich hasse diese fantasielosen unkreativen "Nicht-Namen-Nicknames", ob es nun nur Buchstaben und Zahlen sind oder sonstwas. Kann man sich nicht einfach "Miles Davis" nennen oder wie auch immer?) auch verstehen. Wenn man nicht als Kind Klavierspielen gelernt hat, sind die meisten Klavierschulen einfach nicht sehr ansprechend. Ich mag Lieder wie "Im Märzen der Bauer" durchaus mal hören, habe das selbst auch schon mit durchaus Freude gesungen, aber wenn das dann in einer Klavierschule immer und immer wieder kommt in dieser Art, dann hängt es einem wirklich bald zum Hals heraus. Genauso so was wie "Blowing in the wind" oder "Banks of the Ohio". Ich will ja nicht Klavier am Lagerfeuer spielen.
Leider spiegeln viele Klavierschulen das Alter derjenigen wider, die sie geschrieben haben. Und wir Älteren haben eben früher genau diese Sachen toll gefunden in den 70ern oder vielleicht sogar noch in den 60ern, je nachdem, wie alt man ist. Damals hätte ich so was gern auf dem Klavier gespielt, weil es genau der Zeit entsprach. Aber heute nicht mehr. Aber immer nur aktuelle Hits kann man auch nicht nehmen, denn die vergehen schnell (abgesehen davon, dass die heutzutage ja sowieso nur noch aus drei Akkorden und drei Tönen bestehen, wenn überhaupt). Es sollten also schon "Klassiker" sein, die auch einen gewissen Bestand oder eine gewisse Qualität haben. Trotzdem sollen sie für Anfänger geeignet sein.
Dasselbe Problem hatte ich am Anfang auch, als ich noch keine Klavierlehrerin hatte. Da habe ich nach Möglichkeiten und Stücken herumgesucht, ohne richtigen Plan. Jetzt spiele ich einfach das, was meine Klavierlehrerin aussucht, und das Problem ist gelöst. Wenn ich etwas nicht mag, kann ich das sagen, aber im Allgemeinen verlasse ich mich auf ihre Kompetenz. Dass sie weiß, warum sie ein Stück aussucht. Normalerweise nämlich deshalb, weil das genau das ist, was ich im Moment lernen und üben muss.
Aber,
@Kurz Kurz, womit Du anfangen musst, ist klar: Nämlich mit dem Anfang. Lern die C-Dur-Tonleiter und wie die Töne als Noten aussehen, wo die Taste auf dem Klavier ist, wo sie im Notensystem liegen und wie sie heißen. Und das sowohl für den Violinschlüssel als auch für den Bass-Schlüssel. Da Du Dich darum Dein ganzes Leben lang gedrückt hast, könnte es sein, dass Dich das schon eine ganze Weile beschäftigt. Das meine ich jetzt ganz ernst. Ich weiß nicht, wie man sein ganzes Leben lang Musik machen kann, ohne Noten zu lernen, aber ich weiß, dass viele Gitarristen so sind. (Was einen nicht für Gitarristen einnimmt.) Nur wenn Du endlich ein richtiger Musiker werden willst und nicht nur ein Gelegenheitsgitarrist mit "schrumm-schrumm", dann hast Du keine andere Wahl, als auch mal Kompromisse zu machen und etwas zu spielen, über das Du Dich "erhaben" fühlst. Wenn Du es nicht auf dem Klavier spielen kannst, bist Du das nicht. Das ist einfach so. Manchmal ist es ganz gut, Demut zu lernen, wenn man ein Instrument spielen will. Und glaub mir, ich spreche aus Erfahrung.