Was meinst du mit dem Musikalischen Ausdruck?
Du hackst das Stück in die Tastatur wobei ein Großteil der Noten vermutlich richtig ist. Das ist nicht leicht auszumachen in der Klangsuppe. Das Mikro-Timing der Finger ist natürlich noch mangelhaft. Das läuft als Ganzes ziemlich unrund, wie ein Uhrwerk mit gebrochenen Zahnrädern.
Für Dein Können spielst Du es viel zu schnell und kommst dabei ins Strudeln.
Ich habe auf die Schnelle nicht gefunden was genau Du da für Noten spielst. Ich würde aber von der Dramatik des Stücks denken, dass da Artikulationszeichen in den Noten stehen.
Das hört sich steckenweise nach 6/8 Takt an, aber auch nicht durchgehend. Du haust zwar rein, aber "der Beat" geht verloren. Einige Phrasen gehen dramatisch nach vorne, müssten aber anschließend wieder zurück genommen werden. Ein wellenförmiges Vorwärts drängen.
Du spielst schon anständig Noten, machst damit aber noch keine Musik. Die "Musik" steht nur rudimentär in den Noten. Der Komponist kann nur Hinweise geben wie es gedacht ist. Wenn die Transkription schlampig ist, stehen wenige oder gar keine Artikulationen drin. Fingersätze scheinen auch kein Thema zu sein. Dann bleibt alles was an Ausdruck zu bringen ist der Phantasie und Erfahrung des Spielers übrig. Das heißt Du musst das selber ergänzen.
Ich vergleiche die Spielweise mal mit dem wie ein typischer 9-Jähriger
Schillers Bürgschaft vortragen würde. Blabla blabla blablablabla, blablabla blablala blabla. Herunter leiern der Zeilen ohne dabei die dramatische und aufregende Geschichte zu erzählen, die das doch eigentlich ist. Nur eben in Versen. Von der Angst, dem Tod, der Liebe ist nichts zu merken. Silben ohne Inhalt.
Naja. Mehr oder weniger. Du betonst sie einzelnen Teile des Stücks schon, aber eine Geschichte erzählt das noch lange nicht. Aus genau dem Grund hört man sich auch lieber eine Aufführung mit richtigen Musikern an als eine seelenlose, vom Notentext abgeleitete MIDI Konserve. Fehlerfrei aber völlig emotionslos.
Wenn man ein Instrument spielt, muss die Emotion raus und in das Stück fließen und zwar so dass dem Zuhörer das vermittelt wird. Idealerweise sollte sich ein Zuhörer vorstellen können worum es da geht, auch wenn er den Kontext vorher gar nicht kannte. Nicht die Details, aber die Idee.
Was total gut ist: Bei einem Fehler spielst Du gnadenlos weiter und hast keinen Hänger oder kommst ins Stocken. Vorwärts ist die einzig richtige Richtung.
Spiel das Stück einfach mal in halber Geschwindigkeit oder noch langsamer. So langsam, das Dir jede Finger und Handbewegung ganz einfach vorkommt und Du genügend Zeit hast, Dir selbst beim Spielen zuzuhören. War der Akkord gleichmäßig? Alle Noten wirklich zugleich (nur ein Ping, nicht pilinging)? Waren die Töne gleichmäßig laut? Sind die gebundenen wirklich gebunden? Wie klingt die Phrase wenn man sie weicher spielt? Oder kürzer anschlägt? Arbeitet sich die Melodie Linie auf ein Ziel hin? Wechseln Phrasen zwischen den Händen, oder zwischen den Oktaven? Sollen die gleichartig gespielt werden oder mit "anderer Dramatik"? usw..
Wie langsam musst Du spielen um überhaupt keine Fehler zu machen? Das wäre die Geschwindigkeit von der aus man den Ausdruck aufbauen kann.
Und Du brauchst einen stabileren Ständer wenn Du so rein haust. Dir wackelt ja die Tastatur unter den Fingern weg.