Dreiklang
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Lieber Troubadix,
Wenn ich Aufnahmen vergleiche, interessiert mich weniger, was ein Interpret sonst so gespielt hat oder kann - nur die Leistung, die er konkret mit dieser Aufnahme abliefert.
Und diese Leistung ist auf das feinste und genaueste dokumentiert. Wenn man will, kann man sekundengenau Stellen benennen, die unsauber sind, wo jemand schwimmt, wo jemand brillant ist, oder ähnliches. Unperfekte Töne etc., alles läßt oder ließe sich benennen, falls vorhanden.
Virtuosität ist das Produkt aus Schnelligkeit im Spiel, Präzision im Spiel und Musikalität im Spiel. Besonders aber Schnelligkeit, denn das ist die technische Schwierigkeit bei virtuosen Stücken.
Übrigens kann ich nur die Kissin-Aufnahme hören.
Ich könnte mit der Stoppuhr ermitteln, wie schnell Kissin und wie schnell Cziffra spielen - aber ich denke, das führt letztlich auch zu nichts.
Cziffra macht mit seiner interpretatorischen Idee meines Erachtens einfach die schönere Musik (sogar die weitaus schönere). Aber auch das ist eben Ansichtssache.
Auch empfinde ich persönlich es nicht so, daß das Ohr durch die Schnelligkeit des Spiels überfordert wird, und Teile des Stückes darin "untergehen" - obwohl es auch das bisweilen wohl gibt.
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"Lyrische Elemente" sehe ich in diesem Stück übrigens keine. Dieses Attribut würde ich z.B. dem Op. 25 no. 1 zuordnen. Und da haut Cziffra mit seinem aggressiv-schnellen Spiel dann wieder daneben....
Er hastet durch die Etüde, als ob er unter beginnendem Regen noch schnell nach hause kommen wollte.
Cziffra plays Chopin Etude Op.25 No.1 - YouTube
Wie so oft: von manchen Interpreten gibt's manchmal was gutes, und dann wieder schlechtes......