Die Musikalien von Könemann Musik Budapest schätze ich, weil deren Noten sehr gut leserlich gesetzt sind. Die Notenhefte von Könemann kann man aber leider nur noch sehr selten erwerben, z.B. bei ZVAB. Ein Notenheft aus genanntem Verlag mit Präludien von Skrjabin war mir so wichtig, dass ich es vor einigen Monaten - nach länger dauernder Internetrecherche - in Amerika bestellt habe, weil es in Europa bereits vergriffen war.
Schön und gut, aber Notenhefte haben auch Nachteile die bereits herausgestellt wurden. Erfreulicherweise muss man sich nicht mehr um die Standsicherheit der Musikalien sorgen oder befürchten, dass man beim Presto nicht rechtzeitig die richtige Seite umblättert. Auch die Suche nach Noten von Könemann hat jetzt ein Ende, denn diese kommen ab sofort ganz leicht zu jedem, der Wert darauf legt - nämlich auf’s Tablet.
Könemann hat für iOS (Android und Windows 10 werden folgen) eine App entwickelt die ich als Beta-Testerin bereits in Augenschein nehmen konnte. Weil mir die App gefällt bin ich soeben eine der ersten Abonnentinnen von Könemann „Musica Piano 1.0“ geworden.
Hier ein kurzes Tutorial:
Derzeit sind etwa 20.000 Notenseiten verfügbar, nach und nach wird dieser Bestand immer umfangreicher. Man kann die Notenblätter kostenlos online nutzen oder herunterladen (kostenpflichtig, siehe unten). Sie lassen sich bearbeiten (z.B. können Fingersätze eingetragen werden) und man kann während des Anschauens der Noten eine Audiodatei anhören oder ein Video ansehen und in den Noten mitlesen. Während der Wiedergabe der Audio- bzw. Videodatei läuft unter den entsprechenden Noten ein Marker mit. Das ist z.B. für mich hilfreich, weil ich noch nicht so sicher bin beim Mitlesen von schnelleren Stücken. Diese mit den Noten synchronisierten Aufnahmen nennt Könemann „Syntunes“.
Man kann mit dieser App – mit dem Tablet auf dem Notenpult – nach Noten spielen und das ganze Stück oder nur eine ausgewählte Passage mit der App aufnehmen (auch als Video).
Eine solche Aufnahme kann mithilfe der App als E-Mail verschickt werden.
Ein Bestandteil der App ist „Syntunes“, dabei handelt es sich um die Verknüpfung von Notenseiten mit Audio- oder Videoaufnahmen diverser Künstler. Derzeit stehen bereits einige Tausend solcher „Syntunes“ zur Verfügung. Der Bestand wird auch hier nach und nach erweitert und es sollen später auch Partituren und Stimmenauszüge von Opern hinzukommen. Es wird dann mit diesen digitalen Partituren möglich sein, sich die Noten einzelner Instrumente anzeigen zu lassen und dabei die entsprechende Audiodatei anzuhören.
Und wem tagelang eine Melodie im Kopf herumspukt und einem partout nicht der Name des Stücks einfallen will, dem kann die App zu einem ruhigen Schlaf verhelfen. Denn sie verfügt nicht nur über die Suchfunktion mithilfe der Texteingabe, sondern auch über eine Suche mit Klängen. Man kann eine kurze Passage des fraglichen Stücks auf der virtuellen Klaviatur der App eintippen und bekommt – falls in der App verfügbar – die Noten angezeigt. Falls man das Stück bei der Suche aus Versehen transponieren sollte ist das egal - die App findet das Stück auch in der falschen Tonart, falls die gesuchten Noten digitalisiert wurden.
Zu Beginn des Beta-Tests habe ich die Könemänner erstmal mit einer wichtigen Frage behelligt. Denn es hat mich brennend interessiert, ob man die digitalen Notenblätter bearbeiten kann wie man es von gedruckten Noten gewohnt ist. Aber leider steht diese Funktion (über das oben genannte hinaus) noch nicht zur Verfügung. Wenn dies der Fall sein wird, dann lassen sich Fingersätze, Phrasierungen, Zäsuren etc. mithilfe eines Eingabestiftes notieren wie man es vom Notenheft gewohnt ist.
„Musica Piano 1.0“ ist für mich der Schritt in Richtung 12“ bzw. 13“ Tablet. Es gibt schon länger das Gerücht, dass Apple ein Tablet (vermutlich mit dem Namen „iPad Pro“) auf den Markt bringen will/wird (es soll ein 12-13“ großes Display haben). Das wäre mir für die bessere Lesbarkeit der Noten wichtig.
Falls sich das Gerücht nicht bewahrheiten sollte, werde ich wahrscheinlich auf ein Samsung Galaxy NotePro ausweichen, das ein 12“ Display (durch den Rand etwas kleiner als eine DIN A4 Seite) hat. Denn die App wird ja bald auch für Android (und Windows 10) angeboten. Momentan lassen sich App und Noten nur senkrecht betrachten.
„Musica Piano 1.0“ kann man (derzeit nur für iOS) über den Apple Store abonnieren (mit monatlicher Kündigungsmöglichkeit). Die Kosten dafür betragen:
Gratis:
Es wird beim Aufrufen eines Notenblattes kurz Werbung eingeblendet, die Notenblätter können nicht heruntergeladen werden.
0,99/Monat:
Man kann unbegrenzt Notenblätter herunterladen und speichern sowie unlimitiert oft ausdrucken (was z.B. für Musikschullehrer oder auch Lehrer an Regelschulen interessant ist) und sich selbst aufnehmen.
4,99/Monat:
Notenblätter heruntergeladen, Syntunes streamen und herunterladen (Naxos).
8,99/Monat:
Wie das Abo für 4,99 aber mit hoher Audioqualität.
Hier gibt es weitere Informationen zur App:
http://www.musicapiano.com/de/faq/#toggle-id-2
Und wer jetzt neugierig geworden ist, kann sich die App hier herunterladen:
https://itunes.apple.com/de/app/musica-piano/id993654293?mt=8
Nein, ich bekomme für meinen Erfahrungsbericht keine Provision von Herrn Könemann! Ich kenne ihn nicht mal persönlich aber mir gefällt was er macht. Dazu gehört seine App, die mir als Beta-Testerin unter anderem einen Einblick vermittelt hat, wie viel Arbeit und Herzblut (von welchem Ludwig Könemann und seine Mitarbeiter meiner Wahrnehmung nach eine beträchtliche Menge besitzen) in einem solchen Projekt steckt.
Ich denke nicht, dass die App eine Konkurrenz für gedruckte Noten darstellen wird, denn viele Musiker möchten/brauchen das haptische Erlebnis eines Notenheftes in den Händen, schauen lieber auf altbekanntes und mögen sich mit dem „neumodischen Schnickschnack“ nicht anfreunden.