Suche schönes Familienklavier

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Fotos Pfeiffer Klavier 124

Ich habe mal versucht, einige Fotos hochzuladen. Hoffentlich hat es geklappt.

Gruß
Klaviersucher
 

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Teilbericht Klaviersuche

Ich will nur noch kurz berichten, wie es mit der Klaviersuche gelaufen ist.
Der Kontakt zu Steingräber, den ich auf euren Rat hin per Internet-Bestellung von Unterlagen herzustellen versucht habe, hat bis heute keine Antwort ergeben. Entweder es funktioniert etwas mit dem Bestell-Link nicht oder sie haben bei Steingräber im Moment zu viel zu tun. Allerdings hatte ein Händler aus dem Bayerischen ein Super-Angebot für ein (fast) neues Steingräber T122 in schwarz poliert, der auch in der Lage war, den Kontakt zu Steingräber herzustellen. Ich hatte die Tour schon fast gebucht, als ich am Wochenende mit meiner Frau nach Hamburg fuhr, um die Händler abzuklappern, bei denen ich schon gewesen war. Dabei kamen wir auch an einem bislang unbekannten Pianohaus vorbei, welches das Pfeiffer stehen hatte. Und nicht nur das Pfeiffer; der Händler hatte eine Riesenauswahl an allen Klavieren. Wir haben sie alle angespielt und gehört. Das Pfeiffer war in unseren Ohren das schönste. Steingräber war aber nahe dran. Übrigens auch ein Ibach und ein Petrof, beide um die 125cm. Alles andere - auch Blüthner, Bechstein und Steinway fielen dagegen ab. Kann das sein, dass es so größe Unterschiede zwischen den einzelnen Klavieren gibt? Das sind doch alles Super-Marken, die mir zuvor auch sehr gut gefallen hatten. Vor allem vom Blüthner war ich enttäuscht, das ja bei mir ganz oben auf der Wunschliste stand; es klang regelrecht dumpf. Gegen einen Verdacht möchte ich den Händler gleich in Schutz nehmen. Dass er bewusst einige Klaviere "herunterintoniert" hat, glaube ich nicht. Er war in der Beratung sehr informativ, ohne für uns merklich Einfluss auf unsere Kaufentscheidung nehmen zu wollen. Ich glaube also, dass er alle Klaviere, die er stehen hat, gerne verkaufen würde. Dennoch - jedenfalls für uns - solche Unterschiede.

Wir sind jedenfalls überglücklich!! Meine Frau kommt ganz gut wieder rein und ich arbeite mich in Emonts "Erstem Klavierspiel" mühsam vorwärts. Aber es macht einen Riesenspaß. Mit dem Kleinen hat meine Frau angefangen, das "Klavierspiel mit der Maus 1" durchzunehmen, damit er nicht immer nur auf den Tasten herumhämmern muss. Er lässt uns beide gar nicht dran, wenn er noch wach oder zuhause ist. Aber so sollte es ja auch sein, und wir freuen uns, dass er das Klavier so gut angenommen hat.

Ich bedanke mich nochmal für die vielen guten Ratschläge. Ihr seht ja selber, zwei von ihnen haben für uns zum Ziel geführt: Wir haben uns Zeit gelassen und am Ende ein gebrauchtes Klavier gekauft. Übrigens hattet ihr auch recht, als ihr sagtet, dass man sein Klavier sofort erkennen würde.

Gruß
Klaviersucher
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Klaviersucher: Gratulation zu dem schönen Stück - ich zweifle nicht daran, dass das EUER Klavier ist. War sicher eine gute Entscheidung.
Kann das sein, dass es so größe Unterschiede zwischen den einzelnen Klavieren gibt? Das sind doch alles Super-Marken, die mir zuvor auch sehr gut gefallen hatten
Was sag ich immer...:D. Vergesst Marken und Typen - sie dienen nur einer groben Orientierung in eine bestimmte Richtung.
 
Übrigens hattet ihr auch recht, als ihr sagtet, dass man sein Klavier sofort erkennen würde.

Ja, so scheint das zu sein. Ging mir vergangenen Monat haargenau so, wenn auch mit weit weniger Vorbereitung und in einer anderen Liga. Ich hatte eigentlich nur einen "Zwischenstand" angestrebt, weil Flügelsuchen für mich eigentlich erst in zweidrei Jahren drangewesen wäre.

Wollte erst eine gute Digi-Workstation..

Habe dann nach Internet-Gucken "einfach so" mal einen großen Gebrauchtklaviere-Handel im Münsterland besucht (ca. 200 Klaviere, Akustik dort ..hrmm.. suboptimal..)..

..und bin dann völlig von den Socken gewesen, als auf ebay eine Traummaschine auftauchte - für die ich mich soo schnell weder klanglich noch wissenshalber präpariert fühlte, aber - VOELLIG EGAL... :smile: :rolleyes: :cool: :D

Hingefahren, es gespielt und gehört - und JAAA, das war es. Das Riesending ziert mittlerweile das Wohnzimmer. Ich werde im Rest meines Lebens wohl kein anderes Klavier mehr brauchen. Es ist die blanke Wahrheit: sein Klavier erkennt man sofort.

Auch den Umkehrschluss darf, nein sollte man kommunizieren: wenn einer abwägen und abwägen muss - und wird sich dennoch nicht recht einer Entscheidung sicher - dann in jedem Falle Abstand halten vom Kauf! Kurz darauf wird einem etwas über den Weg laufen, von dem man voller Überzeugung sagen wird: JAAA, DAS war es!

Nicht ich habe mein Klavier gefunden, sondern dieses machtvolle Klavier hat mich gefunden und duldet mich nun als temporären Besitzer. Dieses Instrument hat schon zwei Menschenalter auf dem Buckel und wird nochmal zwei Menschenalter überleben. Sowas gibt es heute nicht mehr zu kaufen - man muss bereit sein, ein ururaltes Klavier wertzuschätzen. Was nun keine Empfehlung für so alte Geräte sein solle - aber ICH bin so ein Typ, und ICH bin mega-glücklich über diese Abfolge von Ereignissen.
 
Super, Bernd, auch Dir meinen Glückwunsch. Ich freu mich für Dich. Ist ein geiles Gefühl, oder?

Dieses Instrument hat schon zwei Menschenalter auf dem Buckel und wird nochmal zwei Menschenalter überleben. Sowas gibt es heute nicht mehr zu kaufen - man muss bereit sein, ein ururaltes Klavier wertzuschätzen. Was nun keine Empfehlung für so alte Geräte sein solle - aber ICH bin so ein Typ, und ICH bin mega-glücklich über diese Abfolge von Ereignissen.

Aber jetzt wolln ma mal' n bild sehn! Was ist für Dich ein Menschenalter? Ist das Klavier tatsächlich so um 1870???
 
Bernd, jetzt machst du uns aber neugierig. Darf man fragen, was es für ein Klavier ist??
 
Bernd, jetzt machst du uns aber neugierig. Darf man fragen, was es für ein Klavier ist??

Es ist ein Concert Grand von Steinway, aus Queens, New York City. 270 lang. Der Urahne der heutigen D-Konzerter. Baujahr 1877. Aus der aller-allerersten Serie der Steinway-Flügel, die schon die volle Gussplatte haben, also stimmstabil sind. Aaber - untendrunter noch die alte Raste, die in Holz dafür gebaut war, den Zug von 20 Tonnen auszuhalten. Was ja bei diesem Klavier wegen der Gussplatte gar nicht mehr erforderlich war, aber dem bassigen Klang zugute kommt.

Das Klavier ist in monatelanger Arbeit von einem Mann restauriert worden, der in seinen jungen Jahren in New York bei Steinway arbeitete. Das einzige, was nicht original ist, sind die Klaviaturauflagen aus dem aktuellen Kunststoff von Steinway - original hatte der Panzer natürlich Elfenbein. Ansonsten ist der Resonanzboden ausgebaut gewesen, komplett ausgespänt und lackiert, die Dämpferfilze, Hämmer und Saiten sind neu, der Gussrahmen ist neu bronziert, die Lackierung in zeitgenössischem seidenmattschwarz ist neu, und die komplette Garnierung ist neu - in wunderschönem roten Filz - meiner Lieblingsfarbe. Auch der Stimmstock drunter ist flammneu. Also ist alles "Bewegliche" neu, bis auf die Spielmechanik - die aber ist reguliert, mit paar winzigen Fehlern der gleichmäßigen Abstände etc., was aber fürs Spielen keinerlei Bewandnis hat.

Bilder davon gab es letzte Tage mal im Chat, wenn Georg STLP da ist, macht er euch gewiss gern seinen Server auf zum Bildergucken. Ich habe leider noch keinen Web-Acoount zum Bilderladen eröffnet. Zur Optik stellt euch einfach den normalen schwarzen Konzertflügel D-274 vor, den Hochglanz ein wenig auf seidenmatt, dann habt ihr die Optik. Keine größe Verschörkelei, gerade Beine, alles voll normal, aber ururalt - und riesengroß, machtvoll. Es ist ein seidenschwarzer Riesenflügel von über 600 Kilo Gewicht - min. 130 Kilonen mehr als beim heutigen D-Konzertflügel.

Und, soll ich sagen, das Gewicht, das HÖRT man? ;)

Der Klang von dem Ding, vor allem die tiefe Oktave über Kontra und Subkontra, ist unglaublich gut, präzise, prägnant, und - wenn man will - ganz dolle LAUT!!

;)

Ich habe mit diesem gewaltigen Klavier einen unfassbaren Fang getan, sowas gibt es heute in aller Regel nicht mehr zu kaufen. Ein "Bruder" von dem - über und über in schnörkeligem Chippendale... (..nu, wer's mag..) .., nur 120 Produktionsnummern früher, also dreivier Wochen älter aus 1877, steht momentan in Texas zum Verkauf - der Flügel soll 160.000 USD kosten.. Ich habe für meinen schlichten Steinway nicht ein Achtel gezahlt.

Zum einen ein gut aufgearbeitetes Klavier, und zum anderen eine sehr interessante Antiquität, jedoch voll funktional ohne große Sonder-Rücksichtnahmen. Das zu kaufen erforderte Mut, Mut zu diesem Alter..

Ich habe den Kauf bisher noch keine Sekunde bereut. Wie ich daran kam, und wie der Kauf entstand, ist u.U. ein eigenes Buch zu schreiben wert..

Nun muss ich viel, SEHR viel üben, um so eine verrückte Wuchtbrumme von Klavier wert zu werden. Übrigens für meine Lieblingsmusik, den Ragtime, die ideale Maschine - ich wüsste kein passenderes Klavier als ein uraltes amerikanisches, um diese wunderbare Musik zu spielen.
 

WOW - Kiefer häng....

Was redest Du da immer von Klavier? Das ist DER Flügel! Ich will - bitte, bitte - den Sound hören, Du Glückskeks!

Wieviele Gläser hast Du denn schon auf den Fang getrunken?:D

Und dann gibts dazu bestimmt auch eine Geschichte? Wie findet man so ein Stück? Und wie ist die Hintergrund-Story? NEUGIER!!!!

Wie ich daran kam, und wie der Kauf entstand, ist u.U. ein eigenes Buch zu schreiben wert..
Leg los!!!!
 
ein Klavier, ein Klavier... Teil 1

Das kam so, to tell a looong story short - ich hatte schlicht zuviel Geld.

Sehr fleißig gewesen. Mein Arbeitgeber (internationaler Anlagenbau) hat einige exzellente Jahre hinter sich, die sich auch - entgegen heutigen Usancen - wohlthätig in den Portemonnaies der Mitarbeiter auswirkten, insbesondere mit wahrlich fetten Weihnachtsgeldern. Zudem war ich sparsam - als mir vor ca 18 Monaten der Motor meines TDI-Autos kaputtging, entschied ich mich, beim Tachostand von 472.000 km schlicht noch eben mal einen anderen Motor einzubauen, einen günstigen Fang von ebay, statt mir - was nach 13 Jahren mal drangewesen wäre, ein anderes Auto zu kaufen.

Außerdem mag ich alte Technik, ganz generell. Auf diesem Sektor bin ich bekennend ein wenig gestört: als Ingenieur betreibe ich hier - zum Leidwesen meiner Frau - im eigenen Hause ein Technik-Museum. Die Garage voller alter Autos, Mopeds und Motorrädern, in meinem Jungs-Spielzimmer stehen weit über 1000 Modellautos. Dann sind da noch mehr als 20 Spiegelreflexkameras, die meisten defekt gekauft und wieder gangbar gemacht. Sowie eine derbe ausgeuferte Sammlung von Märklin. Zudem besitze ich - mitn einer Ausnahme - noch alle Computer meiner 35 jährigen EDV-Vergangenheit; sie verzieren (oder verunzieren) hauptsächlich den Dachboden, wo sich als wertvollstes Stück eine Unix-Workstation Risc-Sparc von Sun, eine ehemalige CAD-Zeichenmaschine findet.

Zudem war das Thema Geldanlage bei mir unbeliebt - Papiere der Lehman Brothers sind nicht mehr sehr wertgeschätzt.

Seit ich 16 bin (momentan 53) spiele ich Klavier. Traum ist, seit ich das bei Nachbarn meiner Eltern sah, einen Flügel zu besitzen. Der Platz für einen Flügel ist in unserem zweiten Haus seit 18 Jahren freigehalten. Eigentlich wäre die Anschaffung eines Flügels erst nach meinem 55. dran gewesen - Geld aus einer Lebensversicherung..

So dachte ich also jetzt - mit zweimal gutem Weihnachtsgeld auf dem Konto - an Jungs-Spielzeuge, mir mal endlich ein feines Motorrad von BMW zu kaufen oder feinste italienische Ware, mindestens eine Moto Guzzi, besser aber Bimota oder Ducati. Habe da aber etwas Angst vor der eigenen Courage bekommen - ich wäre der typische Wiedereinsteiger-Kandidat, vor einem Baum zu landen. Ich begann zu erwägen, ob ich mich nicht dem Porsche 911 widmen sollte - erster Ansatz: sich mal einen Berg Literatur zu besorgen. Dann einen defekten Motor: diesen im Keller zu zerlegen, wieder fit zu machen. Dann ein passendes Fahrzeug dafür suchen zu gehen - aber das Thema „zündete“ nicht richtig in mir.

Ich wollte es ruhiger, häuslicher. Meine Überlegungen landeten bei Tasteninstrumenten - ob es nicht mal an der Zeit sei, sich ein gutes Digitalpiano, ein Stage Piano von Kawai, Roland oder Yamaha zu holen, dieses mit gutem Verstärker und richtig großen Boxen zum Klingen zu bringen..

Ich zog los, mir hierzu Informationen zu beschaffen. Besuchte ein großes Dortmunder Musikhaus mit zwei Dependancen - hätte mich um ein Haar für eine große Yamaha-Motif-Workstation mit Graded-Hammer-Mechanik und 88 Tasten entschieden. Guckte dann mal ins Internet. Landete eher zufälllig in den ebay-Rubriken für akustische Instrumente. Stolperte da über das Angebot eines großen Händlers für gebrauchte Klaviere bei Münster . Besuchte dieses Haus an einem Urlaubstag.

Erkannte dort schlagartig: in meinem „Taschengeld-Bereich“ sitzt jetzt bereits ein Flügel drin.. Ich hatte zuvor gedacht, ein Flügel sei teurer, ohne das nun genauer zu eruieren. Ich war der Auffassung, bevor ich nicht bereit sei, 30 tausend Euro anzulegen, bräuchte ich gar nicht erst loszuziehen. Irrtum.

Hier muss ich einen Sidekick einflechten, zu meinem guten alten Adam-Piano von 1909.. Unter den 50 dort ausgestellten Flügeln waren recht viele, die mir entweder mit der „Taktilität“; dem Spielgefühl unter den Fingern, nicht besonders behagten. Oder aber bei mehreren Flügeln besserer Mechanik fehlte es an einem zusätzlichen Kick guten Klanges. Diese beiden recht subjektiven Kategorien waren mir im Fokus. Da waren dann viele Instrumente (mit wenigen Ausnahmen), bei denen ich mir dachte: OK, die klingen schon ein bisschen was besser als der olle Adam.. Aber klingen sie SO VIEL besser, wie sie teuer sind? Zuallermeist beantwortete ich mir diese Frage negativ: nein, so viel mehr Spaß machte deren Klang nicht.

Somit muss ich heute in der Nachschau meinem alten Adam-Klavier (und meniem Schwager, der es mir vor 25 Jahren vermachte) dankbar sein, die Messlatte guten Klanges so hoch gelegt zu haben..

Flügel, die mir dort sowohl zur Taktilität als auch zum Klang in frage kamen, waren ein Zweimeter-Bechstein, dann ein 240er Konzertflügel von Ibach - und zwei Maschinen von Steinway, ein mittellanger „O“ von 180 - und die „Muttergottes des Klanges“, ein B-Flügel mit 211cm Länge. Der Bechstein hätte, wenn ich nicht irre, 16.000 Euro kosten sollen, der Ibach-Konzerter 18.000 - die Steinways 25.000 und 46.900 Euro. Letztere beiden klar außerhab meiner spontanen Reichweite - um sie zu kaufen, hätte ich finanzieren müssen. Dazu aber bin ich tief innen drin wohl zu konservativ - nur für meinen Spaß mich verschulden? Ich bin Famlienvater, der Sohn noch in der Ausbildung.. Hm, nein. Entweder etwas kaufen, das ich mir leisten kann - oder eben noch eine Weile sparen..

Weiter hatte ich das Angebot bei ebay im Blick, wo doch gelegentlich namhafte Anbieter auftauchen..

Wie ein Schlag kam es dann: in Hannover wurde zu einem unfassbar tiefen Kurs ein riesiger Konzertflügel von Steinway angeboten. Spontan verfiel ich in Herzrasen: DAS darf doch nicht wahr sein.. Um ein Haar hätte ich sogar einen Blindschuss gesetzt, aber ich fühlte mich einfach noch nicht gut genug informiert.. Meiner Frau hatte ich das eventuelle Bieten angekündigt - sie kennt mich, sehr gelegentlich mache ich so verrückte Dinge. Ich hatte ihr vor einigen Jahren auch mal einen alten VW Golf auf ebay ersteigert, den wir vier Jahre lang mit wenig Ärger fahren konnten.. Meine Frau war somit Verrücktes gewohnt. Ich bin das „Snipern“ gewohnt: hauptsächlich für Spielzeug und für alte Weine aus Bordeaux im letzten Moment Gebote abzugeben und sie damit - Heckenschütze, Abschuss - in meinen Besitz zu bringen.

Die Auktion lief aus - flatterigen Herzens: der große Konzertflügel blieb unbeboten. Auf seiner Website bot er den Flügel zu einem 20% höheren Preis an, der mich einiges in den Dispokredit getrieben hätte.

Das Ding ließ mir keine Ruhe - am nächsten Tag rief ich den Anbieter an, um am folgenden Samstag bei ihm mitsamt Familie aufzulaufen. Denn ein Flügel ist nicht nur Musikinstrument, er ist auch Möbelstück. Das einfach mal zu kaufen traute ich mich nicht - da ist „embedded family“ angesagt. Sohn und Frau sollten mitkommen. Mir ließ das Ding keine Ruhe - ich entschied mich, nach diversen Familienratssitzungen teils kontroverser Verläufe, einen Tag eher schon hinzufahren: ich quittierte meine Wochenarbeit des Freitags mittags und fuhr die 170 Kilometer nach Hannover.

Musste das Auto weit draußen stehenlassen, da die Hannoveraner nun eine grüne „Umwelt“plakette verlangen, unsere alten Autos aber nur rote haben.. Nun will ich nicht das Betrügerische dieser Maßnahmen geißeln - die U-Bahn-Fahrt in die Gegend des Hauptbahnhofs verschaffte mir geruhsame Minuten, nachzudenken, was ich denn da eigentlich triebe, auch, wie privilegiert ich bin gegenüber den Mitreisenden, mit einer - im Vergleich - dicken Hosentasche loszuziehen auf Flügelkauf..

Den Innenhof einer einfachen Häuserzeile erreichte ich nach ein wenig Suchen. Ich klingelte. Freundlich wurde ich von dem Inhaber der Klavierwerkstatt empfangen. Es roch anheimelnd nach frischem Lack und Holzarbeiten. Gleich erfasste mein Auge den großen samtschwarzen Flügel gegenüber dem Eingang. Der Inhaber war gerade mit seinen Stimmarbeiten zu ende gelangt. Mein vorverlegter Besuchswunsch hatte ihn auf Sondereinsatz getrieben.

Ich spielte mich ein. Gleich fiel mir das Straffe, Schwerere der Klaviatur auf - ein herausforderndes, aber präzises Spielgefühl. Ich spielte unter anderem meinen G-Dur-Medley, zu dem eine Passage der Beatles gehört: „God Save the Queen“ - der Inhaber, Schotte, sprang aus einem Nachbarraum herbei und salutierte!, als guter Brite. Grinste dann.

In dieser knappen Stunde waren zwei Spielphasen, dazwischen etwas Unterhaltung, dann abschließendes Gespräch. Zweimal zuvor war ich durch die Tremolo-Etüde von Tarrega gegangen („Recuerdos de la Alhambra“), die ich zum einen als wunderschönes Klanggemälde ansehe, zum anderen aufgrund des Tremolos als sehr geeignet, das Repetitionsverhalten eines Klaviers zu beurteilen: ob mir die Klaviatur und das Spielgefühl zusage.

Obschon in der Werkstatt die Akustik alles andere als gut war, ist mir das Besondere dieses großen Flügels sofort präsent gewesen. Aber ich wollte mich nicht überfahren lassen, von einer Eigenschaft „Klang eines Konzertflügels“, zu deren Beurteilung mir die Erfahrungsbandbreite völlig abging - all das ging mir entschieden zu schnell, ich fühlte mich mit meinen wenigen Inaugenscheinnahmen von Flügeln einer Entscheidung von solcher Tragweite nicht recht gewachsen. Demgegnüber bin ich aber ein entscheidungsfreudiger und auch risikobewusster Mensch - hier mag ich nicht die Geschichten unserer Hauskäufe ausbreiten, aber da waren Dinge von noch weit größerem Kaliber geschehen. Ich lernte, meinem Bauchgefühl bei solchen Entscheidungen zu trauen. Das mich - seit Studentenzeiten bei einigen miesen alten Autos - niemals mehr getrogen hatte: ich bin als Techniker schon einerseits ein Kopfmensch, aber mein Bauch scheint auch recht leistungsfähig zu sein..
 
@BerndB

Klingt interessant. Was hast Du jetzt konkret gemacht bzw. gekauft?
Oder hab ich was überlesen?

Gruß Sebastian
 
Hi Bernd, da erkenn ich mich sehr gut wieder - habe nur leider nicht soviel Zeit & Platz für Bubenspielzeug (bei mir sind es eben Bücher, Fliegen, Fliegenruten, Pfeifen und andere schöne Dinge:D - weniger technisches, das ist eben der unterschiedliche Beruf). Sei froh, dass Du ihn Dir jetzt gegönnt hast - wir werden ja nicht jünger.

Wie ist denn der Klang, verglichen mit der "Muttergottes des Klangs"?

Aber die Geschichte endet ja mit ... da fehlt doch noch was - habe das der nächtlichen Stunde zugeschrieben.
 
Ein Klavier.. ein Klavier.. Teil 2

Obschon in der Werkstatt die Akustik alles andere als gut war, ist mir das Besondere dieses großen Flügels sofort präsent gewesen. Aber ich wollte mich nicht überfahren lassen, von einer Eigenschaft „Klang eines Konzertflügels“, zu deren Beurteilung mir die Erfahrungsbandbreite völlig abging - all das ging mir entschieden zu schnell, ich fühlte mich mit meinen wenigen Inaugenscheinnahmen von Flügeln einer Entscheidung von solcher Tragweite nicht recht gewachsen. Demgegnüber bin ich aber ein entscheidungsfreudiger und auch risikobewusster Mensch - hier mag ich nicht die Geschichten unserer Hauskäufe ausbreiten, aber da waren Dinge von noch weit größerem Kaliber geschehen. Ich lernte, meinem Bauchgefühl bei solchen Entscheidungen zu trauen. Das mich - seit Studentenzeiten bei einigen miesen alten Autos - niemals mehr getrogen hatte: ich bin als Techniker schon einerseits ein Kopfmensch, aber mein Bauch scheint auch recht leistungsfähig zu sein..

Kurzum: ich nahm mir sehr bewusst einen dritten Durchgang durch die „Recuerdos“ vor, mir ein sinnliches Erlebnis zu schaffen. Dies Bewusstsein: Jungejunge - du sitzt hier an einem riesigen, uralten Konzertflügel von Steinway - EINMAL im Leben.. und auch für den Fall, solltest du dich nicht aufraffen können zu einem Kauf, so mache dir dieses Spiel, diese wenigen Minuten, zu einer unvergesslichen Erinnerung. Sauge alles auf! Mit allen Fasern erlebe das Klavierspiel. Spiele, als gehe es um dein Leben. Lasse das Stück mit einem Akkord enden - und verabschiede dich von diesem Klavier, von dieser prachtvollen Maschine. Lasse den Akkord stehen: das Pedal hebt alle Dämpfer auf, lasse es klingen und klingen… So war das Vorhaben. Sehr bewusst angesteuert.

Das Stück lief zum Schluss. Die hohle Quinte im Diskant pianissimo, der Bassschlag in der großen Oktave pianissimo drunter. Dann noch - abseits der Notation, ein „special“: ganz sanft, nur eben ein Hauch, auf die Kontra-A-Saite… so, als solle ein Stäubchen von den langen Doppelsaiten weggefusselt werden.

,..und lasse es klingen, klingen..

Endlos lang stand der Akkord im Raum.. Die hohen Tone verklangen. Immer prägnanter, obschon leiser und leiser, kam das tiefe A nach vorn.

Es war unfassbar. Ein Traum. Der uralte Flügel sang für mich!

Ich breche zu dieser Erinnerung wieder in Tränen aus, so wunderschön war es: für eine kurze Zeit diese Welt verlassen zu dürfen. Den Himmel des Klanges zu haben. In dieser Minute hätte ich auch sterben können: ein zutief glücklicher Mann hätte diese schnöde Welt verlassen. Auf dem Stein hätte stehen müssen: in Klang gebadet - ertrunken, versunken in Seligkeit.

Ein Trick: sich so tief darauf einzulassen - dann dem armen uralten Flügel das Verschulden daran zuzuweisen, mich als neuen temporären Besitzer gefunden zu haben, wie so ein schwarzer Straßenkater aus Queens sich seinen Ernährer sucht. Er bietet sein samtiges Fell an zum Streicheln - streichelt der Mensch gut, bleibt Seine Hoheit, die Katze.

In diesem Flügel steckt der Teufel des Klavierklanges. Irgendwer muss darin vor 133 Jahren seine Seele verkauft haben. Seither ist dieses Klangmonster auf Menschenfang. Es ist nicht so, dass ich mich für ein Klavier entschieden hätte - das Ding hat mich gefunden. Bilde ich mir ein..

Dann war da noch dieses nebensächliche Thema Geld.. Der schottische Meister erkannte, dass da was passiert war. Und er hatte wohl auch in längeren Wochen schon gegrübelt, wie das werde mit dem Steinway - die Resonanz auf seine Website muss wohl spärlich gewesen sein. Es laufen nicht so sehr viele Leute herum, die eben mal fünfstellig Geld lockermachen für einen Flügel. Der auch noch uralt ist.. Der Meister hatte auch erwogen, sich diesen Flügel selbst in die Wohnung zu stellen - und dafür seinen anderen Flügel, auch einen Steinway, einen Kleineren, zu verkaufen. Nun hatte er in mir einen Interessenten, den es offensichtlich tief gepackt hatte. Meine zage Ansprache, dass mir ein Preis in der ebay-Region lieber sei als ein Preis nahe seiner Website, nahm er sofort zum Anlass, mir zu versichern, den Flügel gebe er zum Ebay-Mindestgebot ab.

Tiefes Durchatmen. Das Geld hatte ich. Keine Notwendigkeit, Hausherrin oder einen meiner Brüder anzupumpen..

Ich versicherte ihm, dass ich sehr interessiert sei. Aber ich wollte eine obligate Nacht drüber schlafen - ich werde ihn anrufen. Das war OK für ihn. Anderntags, mittags, die Familie war einkaufen - rief ich ihn an. Erreichte seine Frau, die das Büro verwaltet. Sagte ihr, ja, ich mache das, ich will diesen Flügel haben. Sie gab mir noch die Telefonnummer ihres Mannes in der Werkstatt. Er sprach davon, dass nun noch andere Interessenten kommen wollten, insbesondere sprach er einen Belgier an, der am Montag kommen wolle.. .. ..

to be continued
 
Hallo Bernd,

Du weißt, ich bin einer der wenigen, die sich nicht satt hören können, wenn Du im Chat von dem Monster schwärmst. Die Geschichte, die Du hier erzählst ist einfach nur phantastisch.
Besonders hier...
Ich breche zu dieser Erinnerung wieder in Tränen aus, so wunderschön war es: für eine kurze Zeit diese Welt verlassen zu dürfen. Den Himmel des Klanges zu haben. In dieser Minute hätte ich auch sterben können: ein zutief glücklicher Mann hätte diese schnöde Welt verlassen. Auf dem Stein hätte stehen müssen: in Klang gebadet - ertrunken, versunken in Seligkeit.
und hier
In diesem Flügel steckt der Teufel des Klavierklanges. Irgendwer muss darin vor 133 Jahren seine Seele verkauft haben. Seither ist dieses Klangmonster auf Menschenfang. Es ist nicht so, dass ich mich für ein Klavier entschieden hätte - das Ding hat mich gefunden. Bilde ich mir ein..
steigt in mir die Gänsehaut hoch.

Ich war wohl der Erste, dem Du den Ebay Link geschickt hast. Und ich wusste sofort, um Dich ward es geschehen. Eigentlich hattest Du Dein Glück auch noch stark herausgefordert um auf Nummer sicher zu gehen. Ein ziemlicher Wahnsinn, wenn man es rückblickend und in Bezug auf den Text betrachtet.:cool:

LG
Michael
 
Bilder !!!!! Und Den Rest Der Geschichte!!!! Bitte!!!!!

... sonst ruf ich Micha an, der genau meine Gedanken ausgedrückt hat.

Und wenn Du nicht hinne machst, dann klingel ich bald an Deiner Tür ;-)
 
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