Es gibt zahlreiche zeitgenössische Quellen (nachzulesen bei Isolde Ahlgrimm), die den dreitönigen Pralltriller als Normalfall ansehen.
Zahlreich sind die Quellen für den dreitönigen Pralltriller ganz bestimmt nicht - im 18. Jahrhundert war der eine Ausnahmeerscheinung und kam praktisch nur auf fallenden Sekunden vor. In dem gezeigten Beispiel ist zweifellos ein regulärer Triller gemeint, der mit der oberen Nebennote beginnt. Das Ende des Trillers ist hier ausgeschrieben - sicher deshalb, um den Spieler davon abzuhalten, einen hier unerwünschten Nachschlag eizufügen. Die korrekte Ausführung dürfte in etwa so lauten:
Die oft zitierte Stelle im Eröffnungssatz der B-Dur Partita könnte als Beispiel dienen!
Das verstehe ich nicht - hier ist meiner Meinung nach die Lage klar - die Triller müssen allesamt mit der oberen Nebennote beginnen. C.P.E. Bach schreibt ziemlich eindeutig:
Dieser Prall=Triller kann nicht anders als vor einer fallenden Secunde vorkommen, ...
Was den von dir erwähnten Schneller angeht, den er vom Pralltriller unterscheidet, schreibt er ebenso unmissverständlich:
Dieser Schneller wird allezeit geschwinde gemacht und kommt niemals anders als bei gestossenen und geschwinden Noten vor, welchen er einen Glanz giebt, und wo er just zur Ausfüllung ausreicht.
Weder das eine (fallende Sekunde) noch das andere (gestoßene Noten) gibt es im Praeludium der 1. Partita - die Triller sollen im Prinzip so gespielt werden wie in dem Beispiel oben.
Verzierungen sollte man als Reflex spielen, nicht so ausnotiert.
Das stimmt in dieser Allgemeinheit nicht. Die kürzeren französischen Manieren sind durchaus rhythmisch exakt zu spielen, bei längeren Trillern und erst recht bei italienischen Verzierungen hat man mehr Freiheiten. Ob das dann allerdings Reflexe sind, wage ich zu bezweifeln - bei solchen Verzierungen steht eher die notwendige Gesanglichkeit der Verzierung im Vordergrund. Ein Verzierung soll in der Regel nicht so klingen, als würde sie von einer Maschine in die Tasten gestanzt.
Der Fingersatz von Fitch kommt mir recht cembalotypisch vor
Das Gegenteil ist der Fall - auf dem Cembalo sind solche Wechselfingersätze untypisch. Auf dem Klavier jedoch sehr sinnvoll, weil sie den Arm einbeziehen (was man auf dem Cembalo vermeidet - da geschehen die Bewegungen überwiegend aus dem letzten Fingerglied).
"Gleicher Fingersatz" bei "Sequenzen" ist zu technisch gedacht. Der Klangwille ist wichtig. Und einen gleichen Klang bekommt man auch mit verschiedenen Fingersätzen hin.
Man bekommt fast alles hin, wenn man es nur genug übt. Allerdings erspart einem das Verwenden günstiger und in Sequenzen weitgehend gleichbleibender Fingersätze viel Übezeit. Und bringt im Eifer des Gefechts Sicherheit und erspart unnötiges Nachdenken.
Ich finde den Vorschlag von Herrn Fitch sehr pianistisch und würde ihn absolut empfehlen. Wenn der nicht auf Anhieb klappt, stimmt etwas Grundsätzliches an der Bewegungs-Choreographie nicht. Daran sollte man dann zuerst arbeiten.