Es ist wie mit jeder Schrift.
Ein Zeichen ist erst interpretierbar, wenn man weiß, zu welcher Sprache und in welchen Kontext es gehört.
Wie ist der Buchstabe "e" zu lesen?
Im deutschen Wort "viel", im deutschen Wort "Nest", im französischen Wort "eau", im englischen Wort "fire"?
Nun bewegen wir uns aber hier im Kontext der "abendländischen Musik", heißt doch so, oder?
Es ist ja nicht so, als dass man sich nicht auf eine Syntax hätte einigen können und ggf. auch sollen. Ich muss zumindest für Goethe kein anderes e lesen als für Schiller (obwohl sie natürlich sehr verschieden sind).
Mit denselben Argumenten der künstlerischen Freiheit könnte man die ganze andere halbwegs standardisierte Notation auch über Bord werfen und das irgendwie hinschreiben. Ich versteh auch nicht wie man sich stundenlang über engstirnigste Werktreue zoffen kann und bei Verzierungen den Zustand plötzlich verteidigt mit: Das ist halt Freiheit/Geschmack. Es erscheint mir als Außenstehenden ziemlich widersprüchlich. Man kann bei Verzierungen auch Freiheit haben und sich trotzdem auf eine einheitliche Syntax einigen, das ist doch eigentlich gar kein Widerspruch.
Scheinbar hat Bach ja auch eine Art Verzierungstabelle geliefert und wusste um das Problem? Nur hat man es leider nicht aufgegriffen. Oder wie ist die Historie?
Ich kann als Nicht-Musiker Thomas1234 hier ganz verstehen, dass der Zustand etwas unbefriedigend erscheint, ja insbesondere auch für Quereinsteiger. Was richtig ist und klingt lernt man ja oft erst nach vielen Jahren.
Auch seinen Ärger über die total unlustigen, reihenweisen Witz-komm-raus-Posts kann ich nachvollziehen, er hat sich hier viel Arbeit gemacht um Struktur reinzubringen und dann kommt doch relativ wenig Greifbares zurück (es gab aber auch gute Antworten).
Letztlich ist es wie es ist, man kann es ja nicht ändern - aber man kann sachlich antworten oder halt nicht antworten.
Ich als Quereinsteiger halte das wie manche hier schrieben, ich kauf nur Noten wo es eine Art Tabelle zu den verwendeten Zeichen als Anlage gibt. Ich habe keine Zeit und keine Ausbildung, um in Bibliotheken herumzuforschen, was Komponist XY wohl gemeint haben könnte und was akzeptierte Ausführungsformen sind.