Hallo,
um noch eine Frage nachzulegen: Wenn ihr einen schwierigen Teil eines Stücks übt (z.B. 4 Takte lang), wie oft versucht ihr es, bis ihr aufgebt ? Bei mir kann es schon mal rund eine Stunde dauern, bis ich dann den Teil spielen kann. Ab wann gebt ihr auf ?
Wenn ich persönlich merke, daß ich eine schwierige Stelle mehrfach wiederhole, und mit einer zu hohen Geschwindigkeit "reinüben" will, obwohl ich jedesmal Fehler dabei mache...
schrillen bei mir inzwischen die Alarmglocken, und ich breche sofort ab...! Ich suche mir eine geringere Geschwindigkeit, mit der diese Stelle fehlerfrei geht. Bei dieser bleibe ich (vielleicht 10 Durchgänge). Dann wird die Geschwindigkeit etwas erhöht. Wieder 10 Durchgänge. Wieder, wieder, wieder...
Und am Ende hat "man" es, bzw. die Finger "haben es": die Technik, den Wechsel aus Anspannung/Entspannung/Betonung der Töne, die Positionierung des Handtellers im dreidimensionalen Klaviaturraum, bei der alles funzt. Die zuvor anscheinend unlösbare Aufgabe - ist gelöst. Dann muß man eigentlich nur noch mehrfach diesen Prozeß wiederholen, und alles schön festigen ...
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Noch etwas anderes: Ab wann denkt ihr, dass ihr ein Stück kennt ? Mögliche Antworten: (...)
Ein Stück "zu kennen" - kann das nicht vieles bedeuten, für jeden etwas anderes? Für mich heißt das: ich habe es "von seinem Klang her kennengelernt", d.h. wenn ich es höre, gibt es für mich keine klanglichen Überraschungen mehr, und ich weiß auch immer in etwa, was noch kommt, wenn ich es höre. Ich könnte es wohl, ohne die Noten zu sehen, mitsummen oder mitpfeifen (wenn es keine zu hohen Anforderungen an mein Pfeifen und Summen stellt ;))
Dann
kenne ich - für meinen Begriff - ein Stück.
Können tue ich es deswegen aber schon lange nicht (war evtl.
das damit gemeint?)
Mir kommt gerade:
kennengelernt habe ich es auch dann nicht, wenn ich es schon gut spielen kann. Es kann nämlich passieren, daß man an einem Stück immer und immer wieder neue Aspekte, Harmonien, Zusammenhänge und Gestaltungsmöglichkeiten entdeckt. Allein schon, wenn man es selbst spielt. Wenn es andere spielen, mögen diese anderen auf wieder neue gestalterische Ideen kommen.
Strenggenommen müßte ich also sagen: wirklich
kennengelernt habe ich ein Stück praktisch niemals - außer ich kenne alle seine (wesentlichen) Gestaltungsmöglichkeiten, also all das Potential, welches es musikalisch in sich birgt.
Nur wie gesagt - kann das schon sehr schwer sein... ;)
Schönen Gruß,
Dreiklang