Mal die Frage in die Runde hier: ab wann ist die Original- Lisztversion verdaulich? Welchen Schwierigkeitsgrad hat die, würdet ihr sagen?
der "Schwierigkeitsgrad" ist schwer zu bestimmen - eher lässt sich beschreiben, was man
100%ig können muss, um an diesem zauberhaften Klavierstück Freude*) zu haben (und das ist - leider - nicht wenig)
- das klangliche abschattieren mehrerer (mindestens drei) verschiedener Klangschichten muss vorhanden sein
- kantable Linien wirklich kantabel (cantabile) bringen können
- auch hier gilt Liszts Fußnote "verständiger Pedalgebrauch wird vorausgesetzt", denn der Hinweis "Pedal mit jedem Takt" ist nur eine grobe Richtungsangabe (um die sich übrigens Horowitz nicht kümmert, sondern manches ohne Pedal spielt)
- zwar tauchen keine "virtuosen Klingelpassagen" wie in manchen Chopinnocturnes auf, aber mit Terzen, Sexten, Oktaven, Akkorden sollte man keine Probleme haben (d.h. dergleichen nicht extra von hier aus üben oder gar neu lernen müssen), eine sehr schnelle chromatische Skale sollte vorhanden sein und idealerweise links ein vollgriffiger Dezimenakkord machbar sein (an dieser Fis-Dur Stelle wirkt ein arpp. zu kitschig)
wenn man von Chopin das Prelude As-Dur wirklich sehr schön (!) kann, dito das Nocturne in Des-Dur, dann bringt man einiges mit, was man im Ständchen benötigen wird - besser wäre meiner Ansicht nach aber, wenn man schon sehr viel mehr mitbrächte.
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*) dieses Klavierstück macht weder dem Zuhörer noch dem Spieler Freude, wenn es klanglich nicht durchsichtig hingekriegt wird