Vor 3 Wochen ist das neue Schuljahr gestartet und wir befassen uns im Unterricht gerade mit Autumn Leaves in B Dur unter Zuhilfenahme eines Leadsheets.
Neben der neuen Tonart und der "noch" sehr einfach gehaltenen Melodie durfte ich mich die letzen 2 Wochen mit Septakkorden beschäftigen: welche Septakkorde kommen in einer Tonart vor (Dur mit großer und kleiner Septime, Moll, Vermindert); wie sehen die Umkehrungen aus; wie verändert sich der Klang im Zusammenspiel mit der Melodie, wenn ich die Grundstellung oder eine der Umkehrungen benutze, und wie kann ich bei der Progression des Stückes die Akkorde geschmeidig nacheinander spielen.
Mein KL war ziemlich überrascht, als ich gestern meinte, dass mir die Umkehrungen der Septakkorde irgendwie besser liegen, als die der Dreiklänge.
Ich wäre die erste, die dass sagt, die meisten stöhnten, oh so viele Tasten.
Geht es vielleicht noch jemandem so wie mir und findet die Vierklänge einfacher? Ich empfinde es so, dass ich mehr Bezugspunkte habe, und dadurch die Lage der Töne zueinander schneller erfassen kann. Aber vielleicht liegt es auch einfach nur daran, dass ich inzwischen mehr Erfahrung habe.
Nachdem die Progression inzwischen relativ geschmeidig von der Hand geht, fangen wir jetzt langsam an, das Stück zum Swingen zu bringen; die Melodie improvisierend auszuschmücken und dann soll als nächstes auch noch in die Begleitung mehr Bewegung kommen.
Zu Beginn meines Klavierlernens fand ich Leadsheets total grauslich. Wenn mein KL mal mit einem um die Ecke kam, konnte ich damit irgendwie gar nichts anfangen. Dieser Widerwille wurde auch durchaus von meinem KL bemerkt und somit hatte er mich damit weitestgehend verschont. Nur ab und an streute er, meistens kurz vor den Ferien, mal eines ein, in die ich aber nie viel Zeit investiert habe.
Jetzt aber hatte ich ihn doch tatsächlich selber zum Ende der Ferien darum gebeten, und hatte auch speziell nach Autumn Leaves gefragt, worüber sich mein KL wirklich gefreut hat. Es macht mir inzwischen wirklich Spaß, mich damit zu beschäftigen. Ich habe Lust am Experimentieren, mit der Melodie zu spielen, kleine Läufe, Vorschläge o.ä. "frei Schnauze" einzufügen und mir kommen langsam immer mehr Ideen, was ich noch ausprobieren kann. Gleichzeitig merke ich, dass ich mich nach und nach auch irgendwie freier auf der Klaviatur bewegen kann, was bei mir wiederum zu mehr Sicherheit und Gelassenheit führt.
Das ist gestern auch meinem KL aufgefallen und er meinte am Ende der Stunde zu mir:"Du wartst heute wunderbar gelassen, hast dich von keinem Verspieler stören lassen und auch beim Vorspielen warst Du völlig entspannt, richtig klasse. Ich freue mich wirklich schon sehr auf nächste Woche."
Heute habe ich das alte Keyboard von meiner Tochter mit zur Arbeit genommen. Ich habe zwischendurch immer längere Bereitschaftszeiten in der ich die Zeit nutzen kann wie ich möchte und so bietet sich das Keyboard perfekt zum Üben an. Damit kann man zwar nicht am Klang und dem Anschlag üben, aber es reicht, um sich z.B. mit den Akkorden und den Umkehrungen in verschiedenen Tonarten zu beschäftigen oder eben auch Ideen auszuprobieren.
Da ich nach meinen langen Arbeitstagen zu Hause einfach zu schlapp zum Üben bin, mir aber das Klavierüben auch fehlt, ist das zwar kein adäquater Ersatz aber besser als nichts.
Was mich heute erfreut hat ist, dass ich den a-Moll Walzer von Chopin relativ problemlos, an die verkürzte Klaviatur des Keyboards anpassend spielen konnte. Dafür mussten z.B. Sprünge verkürzt und der Lauf im B Teil um eine Oktave verschoben werden. Ich scheine womöglich das Stück doch einigermaßen vernünftig gelernt zu haben.
Es klingt auf dem quakigen Keyboard allerdings eher schei....auderhaft.